2020 stieß das Unternehmen allein in NRW noch zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Öko-Strom ist für das Ziel zentral – aber nicht nur.
KunststoffeWie Covestro bis 2035 in Leverkusen klimaneutral produzieren will
Die Branche ist unter Druck. Covestros Vorstand hat sich allerdings schon vor Jahren für die Flucht nach vorn entschieden. 2035 soll die eigene Produktion klimaneutral sein – und die dazu erforderlichen gigantischen Mengen Energie ebenfalls keine Treibhausgas-Emissionen mehr verursachen. Wie das gehen kann, skizziert am Freitag Daniel Koch. Der 54-Jährige ist Leiter der drei Niederrhein-Standorte der Bayer-Abspaltung, in der reichlich 7000 Beschäftigte gut ein Drittel der weltweiten Produktion sicherstellen – die aber auch zwei von 5,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß verursacht. Das bedeutet: Koch muss Vorreiter sein beim Projekt „Klimaneutrale Produktion“.
Einen Hebel dafür kann man im Unternehmen schon länger gut bedienen: Den Energieverbrauch zu senken, „ist bei uns eine bewährte Übung“, sagt Koch in der Covestro-Zentrale. Zwischen 2005 und 2020 sei der Energieverbrauch pro Tonne Produkt schon um reichlich 35 Prozent verringert worden. Trotzdem sieht Koch da noch Spielraum. Der Bedarf könne bis 2025 noch einmal um 25 Prozent gedrückt werden, glaubt er. In CO₂ gedacht, bedeutet das 400.000 Tonnen weniger Emission.
Öko-Strom hat den größten Effekt
Bei der Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks muss das Unternehmen daneben an zwei weiteren Fronten arbeiten: Die Umstellung auf Öko-Strom verringert den CO₂-Ausstoß um rund 1,15 Millionen Tonnen im Jahr. „Das ist der größte Hebel“, sagt Koch. Deshalb habe sich das Unternehmen frühzeitig Stromkontingente gesichert.
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Der 2019 mit dem Windpark-Betreiber Orsted geschlossene Liefervertrag über 100 Megawatt sei seinerzeit der größte Industriekunden-Kontrakt der Welt gewesen. Dieser Nordsee-Strom soll ab 2025 fließen und nebenbei sicherstellen, dass dann ein Viertel des Bedarfs in Leverkusen, Dormagen und Uerdingen aus erneuerbaren Energiequellen kommt.
Windenergie stehe im Fokus, weil er die sicherste Quelle ist, sagt Koch. Trotzdem fließen seit vorigem Jahr 63 Megawatt aus dem von EnBW betriebenen größten deutschen Solarpark zu Covestro, und seit Jahresbeginn kommt weiterer Strom aus Wasserkraft. Das alles dient dem Ziel, 2030 schon einmal 60 Prozent Öko-Strom zu haben, bevor 2035 Covestros kompletter Bedarf gedeckt werden kann.
Kaum weniger wichtig ist Dampf. Würde man den im Chempark allgegenwärtigen Energieträger nicht mehr mit Gas-Verfeuerung herstellen, brächte das weitere 600.000 Tonnen CO₂-Einsparung. Auf diesem Gebiet gebe es enge Absprachen mit Currenta, die den Dampf erzeugt und liefert, sagt Koch.
Indes steckt manches, was auf diesem Gebiet machbar ist, noch im Versuchsstadium. Vielversprechend sei ein Versuch im Werk Uerdingen verlaufen, so Koch: Dort wurden Wärmepumpen eingesetzt, um Dampf zu erzeugen. Das verbrauche zwar Strom, sei aber unterm Strich effizienter. Denkbar sei auch Dampferzeugung aus Wasserstoff oder Ammoniak. Hier habe Covestro „verschiedene Technologie-Pfade in Blick“. Anders gesagt: Da muss noch viel Pionierarbeit geleistet werden.
Das gelte noch viel mehr für die indirekten Emissionen. Sie machen 80 Prozent des ökologischen Fußabdrucks aus, den Covestro hinterlässt. Darunter fallen Effekte aus dem Transport, der Rohstoff-Gewinnung, schließlich der Entsorgung. Da muss an vielen Stellen gearbeitet werden – aber man sei dran, sagt Koch. Aber er gibt zu: „Das ist die harte Nuss.“