Im Forum stehen vier Großporträts. Für Mai ist eine große Freiluft-Ausstellung geplant.
AuschwitzLeverkusener gedenken der Befreiung vor 80 Jahren mit einer Ausstellung
Weltweit wird der 27. Januar als Holocaust-Gedenktag begangen, auch Leverkusen beteiligt sich mit einer Ausstellung und einer kleinen Feierstunde in der Galerie im Forum, die Volkshochschule hat sie vorbereitet. An dem Tag vor 80 Jahren befreiten russische Truppen die verbliebenen Gefangenen im Vernichtungslager Auschwitz.
Die Ausstellung in der Galerie ist quasi ein Vorgeschmack auf eine größere. Übermannshohe Porträts von vier Überlebenden des Holocaust sind dort zu sehen: die 103-jährige Margot Friedländer, die Auschwitz-Überlebende Susan Cernyak Spatz (1922 - 2019), ein Bild des 1935 geborenen Borys Sabarko, der 2022 wegen des russischen Kriegs aus der Ukraine nach Stuttgart fliehen musste und Zdzislaw Swiniarski (1926 - 2014) aus Warschau. Fotografiert hat sie der deutsch-italienische Fotograf Luigi Toscano, der seit mehr als zehn Jahren weltweit Überlebende der NS-Verfolgung trifft und porträtiert. Zur Feierstunde waren Besucher aus der vielfältigen Leverkusener Stadtgesellschaft gekommen. Darunter viele vom jüdischen Leverkusener Verein Davidstern. Jeannine Engelen und Julian Hilgert sangen jiddische Lieder.
Oberbürgermeister Uwe Richrath sagte am Montagabend, der Gedenktag müsse derzeit mehr als sonst Mahnung sein. Wir Deutschen hätten vorgemacht, wie eine gewählte Partei nach und nach alle demokratischen und rechtsstaatlichen Mechanismen ausgeschaltet habe. Wie Recht und Gesetz irgendwann nicht mehr für alle Bürgerinnen und Bürger galten, wie die Gesellschaft verrohte. „Wir müssen deshalb einen Staat erhalten, der dem etwas entgegensetzt.“ In einer Zeit, in der Autokraten immer mehr Zulauf fänden.
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Das Sicherheits-Lagebild bestätige, dass der Antisemitismus bei vielen Feinden der Demokratie unterschiedlicher Ausprägung festzustellen sei, wobei die sozialen Medien eine zentrale Rolle bei deren Verbreitung spielten, so der OB. Verschwörungstheorien und Falschmeldungen in immer größerem Ausmaß seien festzustellen. Laut Verfassungsschutz ist das Gefahrenpotenzial für Juden in Deutschland auch deshalb drastisch gestiegen. Auch in Leverkusen wage es kein Jude, sich im Alltag womöglich mit einer Kippa auf dem Kopf zu zeigen.
Im Mai sind alle Toscano-Bilder in Leverkusen zu sehen
Zur 80-Jahresfeier des Kriegsendes am 8. Mai 2025 soll dann die gesamte Porträtserie Luigi Toscanos in Leverkusen gezeigt werden. Zurzeit hat er viel zu tun, aber er wird hoffentlich im Mai kommen, wenn alle 100 Porträts seiner Serie im öffentlichen Raum, im Umfeld des Forums und an der Kaiser-Wilhelm-Allee bei Bayer aufgestellt werden. An der Organisation und Finanzierung beteiligt sind die VHS, die Stadt, für Bayer die Hans und Berthold-Finkelstein-Stiftung und der Caritasverband Leverkusen. Die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernehmen Richrath und für Bayer die Arbeitsdirektorin Heike Prinz.
Die großen Porträts wirken intensiv und sie kommen einem nah. Nicht nur wegen ihrer Größe; die Holocaust-Überlebenden der Serie sind nicht künstlich ausgeleuchtet, sondern klar fokussiert auf die Augen mit einer einzigen Lichtquelle fotografiert worden. Nach hinten verlieren sie sich in der Unschärfe. Ausgedruckt auf einen wetterfesten und winddurchlässigen Bildträger sind die vier Porträts in der Galerie schon bereit für die Ausstellung unter freiem Himmel, die vom 8. bis 30. Mai in Leverkusen Aufsehen erregen wird, das ist sicher. Die VHS plant derzeit an 30 Veranstaltungen zum Thema Kriegsende, Befreiung und aktuelle Bezüge, die es wahrlich zurzeit genügend gibt. Alles soll im Mai laufen. Ein Großprojekt.