Wir haben eine Liste mit den Gesprächsthemen des Jahres zusammengestellt.
Gewinner, Verlierer, Ärger, DiskussionenDas Jahr 2024 in Leverkusen in Schlaglichtern
Klar, Bayer 04 Leverkusen überstrahlt alles, wenn man an das Jahr 2024 denkt. Die Ekstase nach dem Heimsieg über Bremen, die Party bei der offiziellen Meisterfeier. So etwas wird die Stadt wohl nicht mehr erleben. Aber es gab noch mehr, was Leverkusen 2024 geprägt hat. Ein Überblick.
Gewinner des Jahres
Buchstäblicher kann man diese Kategorie gar nicht für sich entscheiden als die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen. Ungeschlagen ging die Mannschaft von Xabi Alonso durch eine gesamte Bundesligasaison, räumte auch noch den DFB-Pokal ab und beinahe auch die Europa League. Besser geht's kaum. Daher noch mal: Herzlichen Glückwunsch an Bayer 04 Leverkusen. Neben dem sportlichen Triumph ebenso unvergesslich war für die Stadt die Feierei. Als die Mannschaft im April Werder Bremen mit 5:0 aus der Bay-Arena fegte und damit auch rechnerisch alles klarmachte. Als am 26. Mai, einem historischen Datum, die Mannschaft aus Berlin zurückkam, sich ins Goldene Buch eintrug und dann mit dem Bus durch die Stadt fuhr, um sich von Zehntausenden feiern zu lassen. Das Fanherz hatte lange gelitten, deshalb gehören nicht nur der Werksclub, sondern auch die Fans zu den großen Gewinnern des Jahres 2024
Wutrede des Jahres
„In all den Reden kein Wort zu den Belastungen für die Leverkusener. Diese Baustelle bringt vor Ort Probleme, das war alles egal. Ich habe kein ‚Danke‘ oder so gehört.“ Das sagte Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“, nachdem Staatssekretär Oliver Luksic (FDP) bei der Eröffnung der neuen Rheinbrücke dem Leverkusener Ersuchen, statt einer Megastelze einen Tunnel bauen zu lassen, quasi eine Absage erteilt hatte. Briefe, Petitionen – all das scheint nichts genutzt zu haben. Im Moment sieht es so aus, als würde die nächste Autobahnstelze durch Leverkusen gebaut werden. Die Stadt hat jetzt angekündigt, dagegen vor das Bundesverwaltungsgericht zu ziehen.
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Der Wutrede von Richrath vorausgegangen war ein weiterer Aufreger. Die NRW-Landespolitiker um Hendrik Wüst und Oliver Krischer hatten sich bei der Brückenfreigabe öffentlichkeitswirksam postiert, um das symbolische Band durchzuschneiden. Und Leverkusens OB buchstäblich an den Rand verwiesen. Ein deutlicheres Zeichen kann man kaum senden.
Baustelle des Jahres
Am Sonntag, 4. Februar, wurde die erste von zwei neuen Rheinbrücken zwischen Köln und Leverkusen eröffnet. Mit allerhand Prominenz, aber auch Protesten und Ärger in der Folge (siehe Wutrede des Jahres). Für Autofahrerinnen und Autofahrer war die Brückenöffnung zweifellos eine gute Nachricht. Die andere Brücke, der zweite Teil der neuen, soll 2027 fertig werden.
Aufreger des Jahres
Der politische Aufreger des Jahres wurde Anfang August bekannt. Die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt sind dramatisch eingebrochen, es fehlen 285 Millionen Euro. Ja, zweihundertfünfundachtzigmillionen! Die Stadt muss ihre Finanzen in den kommenden zehn Jahren über ein Haushaltssicherungskonzept komplett sanieren. Und vor allem muss sie sparen, sparen, sparen. Die Verantwortlichen um Kämmerer Michael Molitor betonen, dass der Einbruch so nicht vorauszusehen war. Kritiker bemängeln, dass schon die Annahme von 385 Millionen Euro Gewerbesteuern im Haushalt tollkühn war. Im Jahresverlauf habe es Steuerrückzahlungen an einzelne Unternehmen gegeben, teils in zweistelliger Millionenhöhe. Offenbar hatte die Stadt auch damit kalkuliert, dass der Versicherer Axa seine Deutschlandzentrale aus Holweide nach Wiesdorf verlegt. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Hat also die Finanzverwaltung fahrlässig gehandelt? Auf den Gedanken kann man kommen. Auch wenn über das Zustandekommen noch einiges unklar ist, ist klar: Die Stadt Leverkusen hat kein Geld mehr.
Verlierer des Jahres
Und das bringt uns zum Verlierer des Jahres. Kämmerer Michael Molitor. Der CDU-Mann ist, so ist zumindest zu hören, allseits geschätzt. Sowohl in der Politik als auch in der Verwaltung. Inzwischen bietet er aber sogar seinen Rücktritt an, auch wenn er wohl wusste, dass das nicht eintreten wird. Molitor übernahm die Verantwortung für das Finanzdesaster, jetzt ist die Stimmung dem Vernehmen nach nicht mehr so gut in der Verwaltungsspitze. Und Oberbürgermeister Uwe Richrath fällt auch nicht gerade damit auf, sich vor seinen Spitzenbeamten zu stellen.
Dauerbrenner des Jahres
Eigentlich sollte alles gut sein. Als die neue Rheinfähre St. Michael im Sommer in Betrieb genommen wurde, war die Freude groß. Die alte Fähre, die Fritz Middelanis, war Anfang Dezember 2023 havariert und konnte nicht mehr repariert werden. Eine neue sollte her, Menschen auf beiden Seiten des Rheins, also in Hitdorf und in Langel, demonstrierten für den Erhalt der Fährverbindung. Zuerst war von einer Fähre die Rede, die nur Fußgänger und Radfahrer befördern sollte. Da gingen einige auf die Barrikaden. Jetzt fährt die St. Michael auch wieder Autos. Oder besser gesagt: Sie tut es viel zu selten. Denn trotz neuer gebrauchter Fähre hat sich die Zuverlässigkeit kaum gebessert. Immer wieder fällt das Schiff wegen technischer Probleme aus. Und wenn sie mal läuft, gibt es zu wenig Personal. Die Häfen- und Güterverkehr Köln, die wie die Stadt Leverkusen 50 Prozent an der Betreibergesellschaft hält, sucht einen neuen Fährmann. Apropos HGK: Die will die Fähre nicht mehr betreiben. Ab 2026 müsste die Stadt Leverkusen die St. Michael Stand jetzt allein in Schuss halten. Das geht angesichts der Haushaltslage nicht ohne Weiteres. Das weiß natürlich auch OB Uwe Richrath, der deshalb einen Brief an Amtskollegin Henriette Reker ins Kölner Rathaus geschickt hat.
Das Hickhack des Jahres
Als großer Hoffnungsträger für eine belebte Innenstadt war das Modehaus „Aachener“ in der ehemaligen Kaufhof-Immobilie in Wiesdorf angetreten. Doch die Hoffnung währte nicht lange. Der Mutterkonzern aus Dortmund meldete Insolvenz an, der „Aachener“-Gründer wurde mit Haftbefehl gesucht – und inzwischen wohl auch gefunden. Dann vermeldete die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort, der das Gebäude inzwischen gehört, dass es einen neuen Mietvertrag gebe, der nur für die untere Etage gelte, um wenig später bekanntzugeben, dass „Aachener“ nun doch komplett raus sei. Immerhin hat das Ganze einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Mit dem französischen Sportartikelhersteller Decathlon ist der erste sogenannte Ankermieter für „Corner82“ gefunden.
Das Unwort der Jahres
„Task Force“. Diese Schnelleingreiftruppe war infolge der Haushaltssperre auf Idee der Grünen gegründet worden. Politische Vertreter und Verwaltungsfachleute sollten Vorschläge erarbeiten, wo man sparen könne und diese dann den entsprechenden Gremien vorschlagen. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Der Plan funktionierte nicht. Manche beklagten, dass das Gremium hinter verschlossenen Türen tagte, eigentlich alle waren mit den Vorlagen, die aus dieser „Task Force“ kamen, unzufrieden. Die Folge: Die „Task Force“ wurde wieder abgeschafft. Na, wie sehr nervt Sie das Wort „Task Force“ in diesem kurzen Absatz? Sehen Sie!
Das Wort des Jahres
Wir küren gleich mehrere: „Meisterkusen“, „Doublekusen“, „Neverlosen“ und all die „Kusens“, die Fans angesichts der Erfolge von Bayer 04 Leverkusen so erfunden haben. Sprachlich ist das natürlich hanebüchen und alles andere als schön. Aber darauf kommt es nicht an.