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Erste Hilfe im KlinikumLeverkusener trainieren für den Ernstfall

Lesezeit 4 Minuten

Gerd Molter (r) und Michael Stunz (2.v.r) erklären Interessierten an einer Puppe Wiederbelebungsmaßnahmen.

Leverkusen – Michael Stunz wählt beängstigende Worte, um die Angst zu nehmen. „Derjenige ist bereits tot, wenn sie nichts machen, bleibt er tot.“ Vorstellen möchte man sich das nicht, dass eine leblose Person vor einem liegt, vor allem kein Angehöriger. Und doch ist es so, dass ein Großteil der Herzstillstände im persönlichen Umfeld stattfindet. Zu Hause, beim Sport oder auf der Arbeit. Deswegen folgt die Ermutigung des ärztlichen Leiters des Rettungsteams am Klinikum Leverkusen: „Wenn sie etwas unternehmen, können sie ihn vielleicht ins Leben zurückholen.“ Man kann die Situation also nur verbessern. Und vor allem kann man sie üben. Zum „Tag der Wiederbelebung“ hat das Klinikum am Mittwoch deswegen alle Interessierten eingeladen ihre Rettungsfähigkeiten an einer Puppe zu testen und zu verbessern.

Schmerzende Hände

„Das nimmt einem schon ein bisschen die Angst, dass man etwas falsch machen könnte“, sagt Pia Willems, nachdem sie von der Puppe aufgestanden ist. Mit schmerzenden Händen. Mehrfach hat sie neue Positionen ausprobiert. „Aber auf die Dauer ist alles anstrengend“. Deshalb habe sie sich gemerkt, dass sie im Ernstfall direkt versuchen sollte, sich Hilfe zu holen. „Innerhalb von Leverkusen sollte der Rettungswagen in sieben Minuten vor Ort sein“, sagt Oberarzt Stunz.

Richtig Retten in drei Schritten

Ein Kreislaufstillstand ist eine lebensbedrohliche Situation, in der die Person sofort Hilfe benötigt. Das Klinikum rät dazu, in drei Schritten vorzugehen.

1. Prüfen: Wenn Sie eine Person auf dem Boden liegen sehen, prüfen Sie zunächst, ob sie noch reagiert und normal atmet. Dafür ruhig anfassen und laut ansprechen. Wenn die Atmung seltsam klingt oder nicht feststellbar ist, muss gehandelt werden, der Puls muss nicht geprüft werden.

2. Rufen: Zu allerst die 112 rufen. Wenn Sie nicht alleine sind, teilen sie die Aufgaben auf. Die Rettungshelfer schicken nicht nur den Notarzt los, sondern können auch telefonische Anleitung für die Wiederbelebung geben.

3. Drücken: Die Hände in der Mitte des Brustkorbs übereinander legen und 100 Mal pro Minute fest zudrücken. Um den richtigen Takt zu finden und zu halten, empfehlen Mediziner bekannte Lieder: Der Klassiker ist „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees, der nicht nur ideale 103 Schläge pro Minute aufweist, sondern im Titel auch die richtige Botschaft trägt: „Am Leben bleiben“. Der Rhythmus von „Highway to Hell“ passt ebenfalls, wenn auch mit weniger ermutigender Botschaft („Autobahn zur Hölle“). (stes)

Die können sehr sehr lang werden, wenn man jede Minute 100 Mal auf den Brustkorb drücken soll. Und zwar kräftig. „Frauen empfehlen wir, mit voller Kraft zu drücken“, sagt der Arzt. Viele fürchten sich davor, dem Kranken durch zu starken Druck die Rippen zu brechen. „Das passiert im Normalfall nicht. Und wenn doch, sind gebrochene Rippen immer noch ein geringes Übel, wenn man dafür überlebt hat“, sagt Stunz.

Beatmung wird nicht mehr empfohlen

Die nächste potenzielle Lebensretterin ist bereits 73 Jahre alt. „Jetzt bin ich schweißgebadet“, sagt sie nach der Übung lachend. Die überraschendsten Erkenntnis für sie: „Dass Mund-zu-Mund-Beatmung nicht mehr gemacht wird.“ Michael Stunz erklärt, warum die Beatmung Ungeübten nicht mehr empfohlen wird: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Laien Sauerstoff in die Person hinein bekommen, ist relativ gering. Dafür sollte das Drücken auf den Brustkorb nicht unterbrochen werden. Man geht heute davon aus, dass es das Beste ist, einen Minimalkreislauf aufrecht zu erhalten.“

Sorge vor Verkehrsunfällen

Die Ärzte rund um Gerd Molter, Direktor der Klinik für Anästhesie, hatten sich prominent im Foyer am Haupteingang des Klinikums platziert, um möglichst viele Besucher auch spontan erreichen zu können. Einige haben auch gezielt wegen der Aktion das Klinikum angesteuert. „Ich bin gerade vorbei gefahren und habe das im Radio gehört, dass sie hier sind, da habe ich direkt angehalten“, sagt eine Besucherin.

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Pia Willems hat aus der Zeitung von dem Aktionstag erfahren. „Das Verkehrsaufkommen wird immer größer und damit gibt es auch mehr Unfälle. Ich dachte mir, es wäre ganz gut, für den Notfall vorbereitet zu sein“, sagt sie. Schließlich könne es auch immer einen selbst treffen und dann wäre man auch froh, wenn mutige Menschen spontan fest zudrücken können.