Leverkusen – Die Sache ist ziemlich klar: Die Bundesregierung hat 2016 per Gesetz beschlossen, die zwei großen Autobahnen auszubauen, die durch Leverkusen führen. Zur Zeit geht ja alles nur noch online: Mit einer seit Montag laufenden Informationsveranstaltung auf „a3-infomarkt.de“ sollten Autobahn-nahe Anwohner informiert werden. Man kann auch sagen, sie sollen umgestimmt werden, denn mit den Plänen der Autobahnbehörde ist kaum jemand in der Gegend einverstanden. Was Verkehrsminister beim Blick aufs ganze Autobahnnetz unter der Annahme immer steigender Verkehrszahlen richtig finden, kommt für die Städte an der Autobahn einer kleinen Katastrophe gleich. Die Bundesregierung beschloss vor fünf Jahren den Ausbau. Der wird nun von der „Autobahn GmbH des Bundes“ durchgezogen.
Dabei gibt es auch gute Gründe, die A3-Verbreiterung nördlich von Opladen bis Hilden schlichtweg abzulehnen. Der Ausbau auf acht Spuren kostet eine Menge Natur und wird Lärm verursachen. Das sehen nicht nur die Ausbaugegner so, auch die betroffenen Räte und Stadtverwaltungen sehen das zunehmend kritischer. Auch der Opladener Natur drohen hohe Verluste.
Ausbau in der Stadt wird unausweichlich
Für Leverkusen bedeutet eine Verbreiterung im Norden aber auch, dass damit der Ausbau innerhalb der Stadt immer unausweichlicher wird. Die Hoffnung, dass es einen Tunnel geben könnte, hat der Verkehrsminister kürzlich endgültig beerdigt. Und dann wird es ans Eingemachte gehen: Häuser müssen abgerissen werden, Gärten enteignet.
Ein Planfeststellungsverfahren, vergleichbar mit einer großen Baugenehmigung, gibt es noch lange nicht, aber wenn der erst einmal verhandelt wird, werden die Pläne der Autobahn-GmbH erfahrungsgemäß kaum noch verändert.
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Deshalb versucht die Bürgerinitiative mit der Webseite „www.3reicht.de“ Mitstreiter zu gewinnen, die frühzeitig Einfluss auf die Pläne nehmen. So auch im „Infomarkt“ der Autobahn GmbH: Karl Wilhelm Bergfeld von der Initiative zweifelt dort die Zahlen an, die dem Ausbau zugrunde liegen. Nicht erst seit Corona habe sich die Welt verändert. Die A3 sei gar nicht zu schmal. Staus entstünden oft an Baustellen, nicht aber auf offener Strecke. In den seiner Ansicht nach falschen Prognosen seien unter anderem Homeoffice, die Verkehrswende und der RRX-Ausbau nicht berücksichtigt. Die Initiative fordert neue Berechnungen, auch weil die Autobahnbaustelle selbst den Verkehrsfluss auf viele Jahre stark behindern werde.
Statt des großen Ausbaus soll nach Ansicht der Initiative bei starkem Verkehr der Seitenstreifen zeitweise als vierte Fahrspur genutzt werden. Dann müsse die Autobahn nicht verbreitert werden. Das aber lehnt die Autobahn GmbH ab. Das sei zu unsicher. Außerdem verweist die Behörde auf die 19 Jahre alten Regeln zur Nutzung von Seitenstreifen.
Im Bundesverkehrsministerium säßen die richtigen Ansprechpartner, wenn man die Regeln ändern wolle. Für die Autobahn GmbH ist der Fall erledigt. Sie, die den Ausbau-Auftrag von Straßen NRW übernommen hat, will über Grundsätzliches nicht diskutieren, man sei durch den Gesetzgeber zum Ausbau verpflichtet. Man argumentiert mit den Verordnungen und Projektleiter Andreas Früh spricht auf der Online-Abschlussveranstaltung von „unterschiedlichen Interessen“, auf der Webseite melden sich aber ausschließlich Gegner zu Wort.
Auf der Webseite sind zu allen Themen eingängige Videos zu finden und eine Animation, weniger Fakten und Pläne, die muss man sich anderswo suchen.