Die Teilnehmenden fordern mehr Aufklärung und weniger Stigmatisierung psychischer Erkrankungen.
3800 Kilometer für mentale Gesundheit„Mut-Tour“ macht in Leverkusen auf Depressionen aufmerksam
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Susanne (l.) und Swantje sind selbst von Depressionen betroffenen und fahren selbst bei der „Mut-Tour“ mit. Weil beide finden, dass der Umgang mit psychischen Erkrankungen offener sein könnten, verdeckt Susanne ihr Gesicht mit einem Smiley, um auf Betroffene aufmerksam zu machen, die Angst vor Stigmatisierung haben.
Copyright: Robin Albers
Swantje und die anderen Teilnehmenden winken freundlich und rufen „Tschüss, Leverkusen!“, als sie am Donnerstagmittag mit ihren Fahrrädern gemeinsam vom Rathausplatz Richtung Fußgängerzone aufbrechen. Dass es sich nicht um eine einfache Radfahrende handelt, die das perfekte Spätsommerwetter für einen Ausflug nutzen möchte, scheint einigen Menschen vor den Cafés entgangen zu sein.
Tatsächlich verfolgen die rund zwei Dutzend große Zweirad-Gruppe ein wichtiges Anliegen: Sie wollen mit der „Mut-Tour“ über Depressionen und andere psychische Erkrankungen aufklären. Dazu sind zwölf Teams seit Juni auf mehreren Etappen über eine Strecke von insgesamt 3800 Kilometer quer durch Deutschland unterwegs.
ADFC, Selbsthilfe-Kontaktstelle und SPZ unterstützen „Mut-Tour“ in Leverkusen
In den Städten, die sie durchqueren, wollen sie gemeinsam mit lokalen Organisationen unter freiem Himmel über mentale Gesundheit informieren. In Leverkusen sind der ADFC, die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbands und das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) dabei.
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Swantje winkt den Menschen in Wiesdorf zu, als sie mit der „Mut-Tour“ Leverkusen zur nächsten Etappe verlässt.
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Bereits zum dritten Mal fährt Swantje bei der „Mut-Tour“ mit, die nun schon zum dreizehnten Mal stattfindet. Die 68-Jährige habe bereits selbst Erfahrungen mit Depressionen gemacht. „Es ist mein Wunsch, dass noch mehr darüber gesprochen wird“, sagt sie. Mittlerweile werden psychische Erkrankungen nicht mehr so stigmatisiert wie vor einigen Jahren, aber es gebe noch durchaus Luft nach oben.
Betroffene bei „Mut-Tour“ in Leverkusen wünscht sich mehr Aufklärungsangebote
Susanne sieht das auch so – daher lässt sich die 39-Jährige auch nur mit einem Smiley vor ihrem Gesicht fotografieren. Das soll auf Betroffene aufmerksam machen, die ihre Erkrankung aus Angst vor beruflichen Nachteilen oder Diskriminierung nicht öffentlich machen wollen.
Als ebenfalls Depressionserfahrene wünscht sich die Münchenerin Susanne, dass es zukünftig mehr Aufklärungsangebote gibt, auch bei Hausärzten oder Arbeitgebern. Gerade sei es bei dem Thema nämlich noch wie mit Organspenden: „Jeder weiß, wie wichtig sie sind, aber niemand setzt sich wirklich damit auseinander – bis man selbst betroffen ist.“
Deshalb wurde der „Mut-Atlas“ erstellt: Ein Online-Wegweiser, der bundesweite Hilfs- und Präventionsangebote für psychische Gesundheit sammelt, sowohl für Betroffene, Angehörige und beruflich Helfende. (rxa)
Der „Mut-Atlas“ ist unter mut-atlas.de verfügbar, mehr Informationen zur „Mut-Tour“ können auf mut-tour.de gefunden werden.