Alte EisenbahnbrückeNadelöhr in Opladen bleibt noch bis mindestens 2031

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Die neue Brücke für den Güterverkehr ist zeitgemäß breit, die alte Eisenbahnbrücke über die Lützenkirchener Straße im Vordergrund dagegen sehr eng.

Die neue Brücke für den Güterverkehr ist zeitgemäß breit, die alte Eisenbahnbrücke über die Lützenkirchener Straße im Vordergrund dagegen sehr eng.

Ursprünglich wollte die Bahn die alte Eisenbahnbrücke im Jahr 2026 erneuern. Doch das verkehrshinderliche Nadelöhr bleibt noch viel länger.

Noch in der vergangenen Woche schien mit Blick auf die Erneuerung der alten Eisenbahnbrücke über die Lützenkirchener Straße in Opladen alles gut zu werden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz berichtete frohgemut von einem Gespräch mit einem nicht näher genannten Vertreter der Deutschen Bahn. Ergebnis: Ende 2026 werde mit dem Neubau der über 100 Jahre alten und für den heutigen Verkehr viel zu engen Brücke begonnen. 2027 sei sie dann fertig, das ärgerliche Nadelöhr in der Opladener Innenstadt endlich Geschichte.

Doch davon kann offenbar keine Rede sein. Wer auch immer dem CDU-Politiker seitens der Bahn Auskünfte erteilt hat, er (oder sie) ist offenbar nicht auf dem letzten Stand der Dinge. Die Bahn, die der „Leverkusener Anzeiger“ vor einer Woche um Stellungnahme in der Angelegenheit gebeten hatte, teilt nun über eine Sprecherin mit: „Nach aktuellem Stand kann eine für die Brückenarbeiten notwendige Sperrpause nicht vor 2031 eingerichtet werden.“ Im Klartext: Die skurrile Situation an der Lützenkirchener Straße, über die direkt neben der alten Eisenbahnbrücke eine weitere, für den Güterverkehr der Bahn neu und mit zeitgemäßer Breite errichtete Brücke führt, wird noch acht Jahre so bleiben. Mindestens.

Deutsche Bahn schiebt der Stadt die Verantwortung zu

Zwar habe die Bahn ursprünglich geplant, „die Eisenbahnüberführung (EÜ) Lützenkirchener Straße während der Generalsanierung des Korridors Köln – Hagen im Jahr 2026 zu erneuern. Hierfür wurden im vergangenen Jahr bereits die notwendigen Planfeststellungsunterlagen eingereicht“, teilt die Sprecherin weiter mit. Und weiter: „Um unterhalb der Eisenbahnbrücke mehr Platz für den Straßen-, Rad- und Fußverkehr zu schaffen, hat die Stadt Leverkusen die DB um eine Planänderung gebeten. Das laufende Planfeststellungsverfahren musste daraufhin unterbrochen werden. Die Unterlagen werden derzeit angepasst. Durch die Anpassung verlängert sich das Genehmigungsverfahren, sodass die Brücke leider nicht mehr während der Generalsanierung des Korridors Köln – Hagen erneuert werden kann.“

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Die Brücke kann leider nicht mehr während der Generalsanierung des Korridors Köln – Hagen erneuert werden.
Eine Bahnsprecherin

Soll heißen: Die Verwaltung der Stadt Leverkusen trägt die Verantwortung für dieses Desaster. Denn die hat erst während des bereits laufenden Planfeststellungsverfahrens um Änderung gebeten – behauptet die Bahn. Warum das „Anpassen der Unterlagen“ durch die Bahn mehr als anderthalb Jahre in Anspruch nimmt, wird wohl das Geheimnis des Mobilitätskonzerns bleiben. Fest steht aus Sicht des bundeseigenen Unternehmens jedenfalls, dass sich nach 2026 das Zeitfenster für den Neubau des Brücken-Dinosauriers im Opladener Zentrum erstmal auf Jahre schließt. Denn: „In Nordrhein-Westfalen wird nach 2026 auch auf weiteren wichtigen Korridoren gearbeitet. Während dieser Bauarbeiten werden Umleitungserstrecken benötigt. Die DB kann daher nicht gleichzeitig auf verschiedenen wichtigen Strecken bauen, um die verkehrlichen Auswirkungen auf ein vertretbares Maß zu begrenzen.“

Ein Zug fährt über eine Eisenbahnbrücke.

Die neue Brücke für den Güterverkehr ist mit zeitgemäßer Durchlassbreite ausgestattet.

Im Übrigen hätten die Expertinnen und Experten der Bahn die Brücke „eingehend untersucht und festgestellt, dass sie weiterhin baulich und technisch sicher ist. Der Zugverkehr auf der Brücke wird durch den verschobenen Baustart nicht beeinträchtigt“, heißt es dann zum Abschluss der Antwort auf die Anfrage dieser Zeitung noch. Das mag aus Sicht der DB eine wichtige Information sein. Doch aus Sicht der Stadt geht es ja weniger um den Zugverkehr auf als um den Lastwagen-, Auto-, Rad- und Fußverkehr unter der Brücke. 

Die Stadtverwaltung betonte am Mittwoch auf Anfrage, dass sie ihr Anliegen, die Brücke beim Neubau mit zeitgemäßen Durchlassmaßen für den Verkehr auszustatten, der Bahn früh genug mitgeteilt habe. „Wir stehen zu der Aussage, dass wir unseren Wunsch rechtzeitig kommuniziert haben. Warum die DB das nicht aufgenommen hat, entzieht sich unserer Kenntnis“, sagte die städtische Sprecherin Ariane Czerwon. 

Czerwon schilderte nochmal die Genese der Verhandlungen mit der Bahn für den Neubau der Brücke. „Eine Verbreiterung des Querschnitts analog der neuen Brücke im Zuge der Gütergleisverlegung – wie in mehrfachen Gesprächen mit der DB u.a. bereits Anfang 2019 durch die Stadt Leverkusen artikuliert – wurde von der DB Netz AG grundsätzlich nicht abgelehnt. Diese Querschnittsverbreiterung stelle allerdings eine „wesentliche Änderung“ gegenüber der „Erneuerung 1:1“ dar, sodass für die Finanzierung dieser Maßnahme das Eisenbahnkreuzungsgesetz herangezogen werden müsse, teilte die DB Netz AG im Juni 2022 mit. Demnach musste die Stadt in finanzielle Vorleistung treten. Der diesbezügliche politische Beschluss konnte nach eingehender rechtlicher Prüfung im Juni 2023 eingeholt werden.“ Czerwon bezieht sich damit auf den Beschluss des Stadtrates vom vergangenen Sommer, den Bau der Brücke mit größeren Maßen zunächst mit zehn Millionen Euro vorzufinanzieren. Etwa acht Millionen Euro davon sollen später in die Stadtkasse zurückfließen.

Die Stadtverwaltung mag nicht beurteilen, ob der sich nun abzeichnende Zeitverzug beim Brückenneubau hätte vermieden werden können. Bezeichnend ist der letzte Satz der Stadt dazu: „Eine diesbezügliche Kommunikation der DB mit der Stadt zur nun angekündigten Zeitverzögerung hat nicht stattgefunden.“

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