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KonjunkturumfrageStimmung bei Leverkusener Unternehmen so schlecht wie lange nicht mehr

Lesezeit 4 Minuten
Luftbild vom Chempark Leverkusen

Der Chempark bietet allein gut 30.000 Jobs. Und gerade in der Industrie sind die Erwartungen gedämpft.

Die Zahl derer, die ihre Lage als „gut“ oder „sehr gut“ bezeichnen, ist um knapp 20 Prozentpunkte gesunken, berichtet Creditreform.

Die Datenbasis ist groß: Neun Prozent der Mittelständler im Dreieck zwischen Leverkusen, Solingen und Remscheid haben sich an der Frühjahrsumfrage von Creditreform beteiligt. Das sind 270 Unternehmen mit einer Belegschaft zwischen zehn und 500 Personen. Ihr Urteil fällt ziemlich verheerend aus. Nur noch 46,7 Prozent beurteilen ihre Lage als „sehr gut“ oder „gut“. Vor einem Jahr gaben sich noch 65,7 Prozent diese Note.

Ein Lichtblick: Gegenüber dem Frühjahr 2023 hat sich die Zahl derer, die ihre Auftragslage als „mangelhaft“ bezeichneten, auf knapp fünf Prozent halbiert. Indes benoten jetzt knapp zwei Prozent ihre Situation mit „ungenügend“ – dieses Prädikat wurde vor einem Jahr gar nicht vergeben. Der Durchschnitt ist deutlich schlechter als vor Jahresfrist: 2,7 statt 2,4. Die Situation in der eigenen Branche (Durchschnittsnote: 3,5), aber auch die Wirtschaftslage in Deutschland insgesamt (3,7) beurteilten die befragten Mittelständler allerdings noch deutlich skeptischer, berichtet Ole Kirschner, Geschäftsführer von Creditreform Solingen.

Am zufriedensten seien noch die Dienstleister: Mehr als die Hälfte bezeichnet die Lage als „gut“ oder „sehr gut“, der Durchschnitt liegt bei 2,4. Im Bausektor ist die Durchschnittsnote 2,5, während Handel und Industrie wesentlich unzufriedener sind und im Schnitt eine glatte 3,0 vergeben.

Die Preise sind im Sinkflug

Ein wichtiges Kriterium sind auch die Bezugspreise. Hier zeige sich weithin ein Rückgang: Der Anteil der Mittelständler, die im vergangenen Halbjahr Jahr teurer einkaufen mussten, ist auf knapp zwei Drittel zurückgegangen. Im vorigen Frühjahr berichtetet noch mehr als drei Viertel der Unternehmen von gestiegenen Einkaufspreisen. Die verhaltenere Preisentwicklung zeigt sich aber auch auf der anderen Seite. Nur noch knapp die Hälfte der Unternehmen konnte seine Angebote teurer auf den Markt bringen, im Frühjahr 2023 meldeten noch fast 78 Prozent höhere Verkaufspreise.

In Zukunft wird sich an der Preisfront wenig ändern: Steigerungen erwarten nur noch knapp 30 Prozent; vor einem Jahr glaubten das noch gut 46 Prozent. Knapp fünf Prozent befürchten, ihre Preise senken zu müssen. Bleiben knapp zwei Drittel, die stabile Angebotspreise erwarten.

Gut ein Drittel der Unternehmen machte mehr Umsatz

Betrachtet man den Umsatz, hat sich die Lage im Vergleich ein bisschen verbessert. 35,3 Prozent berichten von einem größeren Geschäftsvolumen, das sind zweieinhalb Prozent mehr als vor einem Jahr. Allerdings musste ein Drittel der Betriebe Umsatzverluste hinnehmen. Das betraf im Frühjahr 2023 nur knapp 22 Prozent. Allerdings stehen die Unternehmen um Leverkusen, Solingen und Remscheid in diesem Punkt deutlich besser da als der deutsche Durchschnitt. Der Blick auf die Branchen zeigt laut Creditreform indes erhebliche Unterschiede. Während Dienstleister, Bau und Industrie einen positiven Saldo melden, sieht es im Handel nicht gut aus mit den Umsätzen: 25 Prozent berichten von Umsatzsteigerungen, 63 Prozent von Verlusten.

Der Blick in die Zukunft fällt gemischt aus, aber die Erwartungen sind nicht so schlecht, wie man angesichts der Lagebeschreibung erwarten könnte: Knapp drei von zehn der Mittelständler gehen von besseren Geschäften aus, gut die Hälfte erwartet keine Veränderung. Allerdings ist der Prozentsatz derer, die eine Verschlechterung erwarten, um dreieinhalb auf 18,4 gestiegen. Mehr Umsatz erwarten fast 35 Prozent der Befragten, allerdings gehen mit gut 21 Prozent deutlich mehr Unternehmen von einem kleineren Geschäftsvolumen aus. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 15 Prozent.

Die Gewinnerwartungen sind verhalten

Bei den Erträgen allerdings macht sich Skepsis breit. Zwar erwarten mit gut 29 Prozent deutlich mehr Unternehmen steigende Gewinne. Vor einem Jahr traf das auf nicht einmal 18 Prozent zu. Aber fast 39 Prozent der Mittelständler gehen von Einbußen aus, im vorigen Frühjahr waren das nur 21 Prozent. In dieser Hinsicht ist die Stimmung zwischen Rhein und Bergischem Land übrigens wesentlich schlechter als im bundesdeutschen Mittelstand insgesamt: Hier sind nur gut 25 Prozent pessimistisch, was die Ertragsentwicklung angeht.

„Die Personalprognose für das nächste halbe Jahr fällt im lokalen Mittelstand besser aus, als die Gesamtsituation hätte erwarten lassen“, schreibt Creditreform Solingen. Gut die Hälfte der mittelständischen Betriebe wolle ihren Personalstamm halten, und gut 36 Prozent sogar neue Stellen schaffen. Sehr deutlich gestiegen ist aber die Zahl der Unternehmen, die Jobs abbauen wollen: von 1,6 auf über elf Prozent. Mehr Jobs sind vor allem am Bau zu erwarten, bei den Dienstleistern, der Industrie und besonders im Handel stehen vielfach die Zeichen auf Stellenstreichungen.

„Erstaunlich“ findet man bei Creditreform die Investitionsbereitschaft in der eher unsicheren Lage. Der Anteil ist mit fast 47 Prozent leicht gestiegen, das gilt besonders in der Baubranche. Dienstleister, Industrie und wiederum der Handel sind zurückhaltender.