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Transdia-SportRadtour will auf Organspende aufmerksam machen

Lesezeit 3 Minuten

Der ärztliche Direktor Jürgen Zumbé begrüßte die Radfahrer bei ihrem Eintreffen am Klinikum Leverkusen.

Leverkusen – Jörg Rockenbach ist in der vergangenen Woche viel Rad gefahren. Etwa 500 Kilometer, um genau zu sein. Jeden Tag haben er und seine Mitstreiter sich auf das Rennrad geschwungen, um täglich zwischen 50 und 90 Kilometer durch Nordrhein-Westfalen zu fahren. Von Köln fuhr der Trupp über Düsseldorf und das Ruhrgebiet nach Leverkusen. Trotz der Rekord-Hitze.

Mit der Radtour möchte der Verein Transdia-Sport auf die mehr als 10 000 Menschen auf-merksam machen, die aktuell auf eine Organspende warten. Die meisten Teilnehmer der Radtour pro Organspende haben selbst schon einmal auf eine Spende warten müssen oder ein Organ gespendet. Aus diesem Grund halten die Teilnehmer auf ihrem Weg quer durch das ganze Bundesland bei vielen Kliniken. Menschen mit transplantierten Organen und Dialysepatienten wollen so den Kliniken und speziell den Transplantationsbeauftragten „Danke“ sagen. Die Strecke wechselt von Jahr zu Jahr. 2018 ging es für etwa 30 Teilnehmer in die Region rund um Hamburg und Bremen.

Am Samstag legte die Gruppe einen Stopp am Leverkusener Klinikum ein, bevor sie abends gemeinsam das Ende der Tour feierte. Das Klinikum begrüßte die Radfahrer mit einem verspäteten Frühstück. Der ärztliche Direktor Jürgen Zumbé freute sich über den Besuch: „Ich fahre selbst Rad und weiß deshalb, was der letzte Tag einer Radtour bedeutet. Trotzdem schaue ich gerade nur in fröhliche Gesichter.“

Jörg Rockenbach hat die jährliche Radtour wieder geplant.

Rockenbach ist seit mehreren Jahren an der Planung der jährlichen Radtour beteilig. Seit zehn Jahren wartet er auf eine Niere. Bei dem Leverkusener wurde mit 16 Jahren eine Autoimmun-Erkrankung diagnostiziert, die seine Nieren nach und nach schwächt. Seit er 33 Jahre alt ist, muss er zur Dialyse. Deshalb plante er alle zwei Tage für sich und einen weiteren Patienten der Gruppe einen Stopp an einem Dialysezentrum. Manche hätten die beiden sogar außerhalb der Öffnungszeiten versorgt, berichtet er.

Die vergangenen Etappen seien wegen der hohen Temperaturen sehr anstrengend gewesen. Trotzdem hat die Gruppe jede Klinik auf ihrer Liste abhaken können. „Wir haben in 13 Jahren noch keinen Termin gecancelt“, sagt er. Wer es wegen der Hitze nicht mehr mit dem Rad weiterschaffte, setzte sich in die Bahn.

Für Rockenbach ist die Radtour pro Organspende eine Herzenssache. „Es sterben täglich mindestens drei Menschen auf der Warteliste. Jeder sollte sich Gedanken darum machen, was im Ernstfall mit seinem Körper geschehen soll“, sagt er. Denn noch viel schwieriger sei es, sich als Angehöriger in einer absoluten Ausnahmesituation derartige Gedanken zu machen und für den anderen zu entscheiden.

Das sieht der Transplantations-Beauftragte des Klinikums, Gerhard Gräf, ganz ähnlich. Angehörigen falle es oft schwer, den Hirntod eines Patienten zu verstehen und zu akzeptieren. „Das ist absolut verständlich. Schließlich sieht es so aus, als würde der Patient schlafen“, so Gräf. Deshalb empfehlen er und seine Kollegen schon vor dem tatsächlich diagnostizierten Hirntod, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Außerdem bietet das Klinikum den Angehörigen an, bei der Hirntod-Diagnose dabei zu sein.

Gräfs Aufgabe als Transplantationsbeauftragter ist es, mögliche Spender zu identifizieren. Diese meldet er dann an die Deutsche Stiftung Organtransplantation, die sich um den Rest kümmert. Im Klinikum kommt es durchschnittlich zu zwei solcher Fälle pro Jahr. Seiner Meinung nach wäre es hilfreich, wenn jeder Patient routinemäßig gleich zu Beginn des Krankenhaus-Aufenthalts festlegen müsste, was im Ernstfall geschehen soll. In anderen Ländern sei das schon der Fall und sorge für mehr Organspenden. Aktuell warten mehr als 10 000 Menschen in Deutschland auf ein Spende-Organ. Die durchschnittliche Wartezeit bei Nierenpatienten nähert sich zehn Jahren. Damit ist Deutschland im europäischen Vergleich Schlusslicht. „Entscheidend sind positive Fälle. So könnte das Denken der Menschen geändert werden“, ist sich Gräf sicher. Da kommt ihm die Radtour pro Organspende gerade gelegen.

Jürgen Zumbé,

ärztlicher Direktor des Klinikums