Die Züge waren kürzer, die Feiern friedlicher: Eine Bilanz der Session 2022/23 – und ein Ausblick auf das, was kommt.
BilanzDas war Leverkusens erster Post-Corona-Karneval – und so wird 2024
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Zeit für eine Bilanz der ersten echten Karnevalssession seit Beginn der Corona-Pandemie. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie sind die Züge verlaufen?
„Wir hatten wirklich Sorge, dass es in diesem Jahr eskalieren könnte, nach der lange Pause“, sagt Zugleiter Andreas Beljan. Und stellt jetzt fest: „Das ist überhaupt nicht eingetreten, es war alles sehr friedlich.“ In Sachen Zuschauer profitierte der Opladener Zug wohl vom Wetter, das am Rosenmontag deutlich freundlicher war als an den Tagen zuvor. 40.000 Besucher schätzen die Veranstalter hier, 35.000 sollen demnach am Samstag in Schlebusch gewesen sein, dem in den Vorjahren stets bestbesuchten Zug.
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Den Wiesdorfer Zug am Sonntag haben rund 28.000 Menschen gesehen, 25.000 Besucher schätzte die Polizei in Hitdorf. „Leider hatten wir überall sehr viel weniger Teilnehmer als in den Vorjahren“, sagt Beljan. Dadurch seien die Züge kürzer gewesen, was auch zu einzelnen Unmutsbekundungen geführt habe. „Insgesamt sind wir aber sehr glücklich, wie die Züge verlaufen sind“, resümiert FLK-Präsident Thomas Lingenauber. „Für nächstes Jahr erwarten wir auch wieder mehr Teilnehmer und Besucher an der Straße.“ Er habe von einigen Menschen gehört, die aus Sorge vor Corona oder der finanziellen und weltpolitischen Lage in diesem Jahr noch darauf verzichtet haben, Karneval zu feiern. „Ich hoffe, dass sich die Rahmenbedingungen bis nächstes Jahr noch etwas bessern“, sagt Lingenauber optimistisch.
Welche Gruppen wurden für ihre Zugteilnahme prämiert?
Im Wiesdorfer Zug wurden folgende Gruppen mit dem ersten Platz prämiert: Beste freie Gruppe: Jecke Fründe Leverkusen; beste Fußgruppe: Die Jecken Wiesdorfer; bester Wagen: KG Rote Funken. Außerdem prämierte das Festkomitee Leverkusener Karneval (FLK) den besten karnevalistischen Gesamteindruck: Den ersten Platz erhielten hier die KG Wiesdorfer Rheinkadetten / Jecke Fründe Leverkusen, die auch den Sonderpreis erhielten.
Im Opladener Rosenmontagszug nach dem Motto „Jeck op Jöck“ gewannen: Beste freie Gruppe: Dorfgemeinschaft Imbach; beste Fußgruppe: Freunde der KG Neustadtfunken Opladen; bester Wagen: KG Altstadtfunken Opladen von 1902. Bester karnevalistischer Gesamteindruck: Rote Funken, Sonderpreis: KG Altstadtfunken Opladen von 1902.
Die Prämierungen aus Schlebusch werden später bekannt gegeben.
Was ist sonst noch passiert?
Der „Schwadbus“, der alte englische Bus von Bayer 04 Leverkusen, ist beim Schlebuscher Zug am Samstag kurz vor der Einfahrt in die Fußgängerzone liegengeblieben: Getriebeschaden. Deswegen konnte er auch nicht an weiteren Zügen teilnehmen. Eine schöne Geste: Das so übrig gebliebene Wurfmaterial verteilte die Besatzung an freie Gruppen aus dem Opladener Rosenmontagszug. So hatten etwa Feuerwehr und Schulen hier einige Extrabüggel, über die sie sich sehr gefreut haben.
Wie häufig mussten Polizei und Ordnungsamt eingreifen?
Am Freitag am Hitdorfer Zugweg führten Mitarbeitende des kommunalen Ordnungsdienstes insgesamt 298 Präventivgespräche mit Jugendlichen, dabei wurden 44 Jugendliche unter 18 Jahren mit alkoholischen Getränke und / oder Tabakwaren entdeckt, die diese vernichteten. Eine Person muss mit einem Bußgeldverfahren rechnen, da sie Alkohol an Minderjährige verkauft hat. Außerdem wurden 21 Verstöße wegen wilden Urinierens geahndet.
Am Samstag wurden in Schlebusch durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des Jugendschutzes insgesamt 161 Präventivgespräche geführt. Vor Ort mussten im Tagesverlauf 72 Jugendliche unter 18 Jahren alkoholische Getränke und / oder Tabakwaren vernichten. Auch hier wurden sechs Wildpinkler gestellt. Außerdem wurden 14 Platzverweise wegen Belästigungen oder Auseinandersetzungen ausgesprochen.
Der Sonntag verlief sehr ruhig: Beim Wiesdorfer Zug entsorgten zehn Minderjährige Alkohol und Tabak freiwillig, zwei Verfahren gegen Wildpinkler und ein Platzverweis wurden notiert.
Am Rosenmontag wurden bei 50 Kontrollen 14 Verstöße gegen den Jugendschutz mit Alkohol und Tabak festgestellt, vier Wildpinkler erwischt und zwei Platzverweise ausgesprochen. Außerdem wird Strafanzeige gegen einen Mann gestellt, der sich an einer Straßenabsperrung mit einem Polizeibeamten angelegt hatte.
Welche Bilanz zieht das Klinikum Leverkusen? Aus Sicht der Notfallambulanzen im Klinikum Leverkusen sind die Karnevalstage recht ruhig verlaufen. 41 Erwachsene mussten von Donnerstag bis Montag wegen Alkohol- oder Drogenmissbrauchs oder Verletzungen im Zusammenhang mit Karneval behandelt werden. In der Kinderklinik wurden insgesamt zehn Jugendliche im Zusammenhang mit Karneval versorgt. Dennoch war die Ambulanz gut beschäftigt, zu den Karnevalspatienten gesellten sich sehr viele Menschen mit Infektionskrankheiten oder internistischen und traumatologischen Notfällen.
Unter welchem Motto steht die Session 2023 /24?
Politisch und lokalpatriotisch zugleich ist das neue Motto des Festkomitees Leverkusener Karneval: „Mir k'Lev'e am Fasteleer“. Eine Begründung liefert das FLK zunächst nicht, eine Anspielung auf die „Klimakleber“ der letzten Generation ist allerdings nicht zu übersehen.
In Opladen soll es nächstes Jahr besonders bunt werden: „Bützje un Konfettiknall – Opladen fieret Karneval“ ist hier das offizielle Sessionsmotto. Zur Erklärung schreibt FLK-Vorsitzender Thomas Loef: „Der Globus eiert – Pandemie, Kriege und Naturkatastrophen beherrschten das Weltgeschehen. Wir wollen mit dem Motto Jecke zum gemeinsamen Feiern aufrufen. Wie Konfetti, so bunt muss auch der Karneval sein und das Bützje steht für ein gemeinsames, friedliches feiern.“
Bei der traditionellen Nubbelverbrennung in der ehemaligen Gaststätte, „Em Schokker“ hat die K.G. Hetdörper Mädche un Junge vun 93 e.V das neue Sessionsmotto bekannt gegeben: ,,Spaß an der Freud für alle Leut“. Aus 55 Vorschlägen entschied sich der Vorstand nach drei Auswahlrunden für diesen Vorschlag. „Das Motto lässt wieder viel Raum für Fantasie und Kreativität“, sagt der 1. Vorsitzende Josef Landwehr und freu sich auf „einen schönen, bunten Karnevalszug“.
Die KG Grün-Weiß Schlebusch verkündet das Motto für ihren Stadtteil am 8. März.
Welche Herausforderungen warten dann auf die Karnevalisten?
„Als größte Herausforderung für die kommende Session sehe ich die Zugfinanzierung“, sagt Lingenauber. Das FLK ist verantwortlich für die Züge in Opladen und Wiesdorf. Die Kosten dafür seien in diesem Jahr um ein Drittel höher gewesen als noch 2020. „Das heißt, wir veranstalten zwei Züge, zahlen aber wie für drei.“ In diesem Jahr hat das FLK viel Unterstützung bekommen, von Sammelaktionen und der Stadtpolitik, die 10.000 Euro pro Zug bezuschusst hat. „Auf Dauer ist es aber fast unmöglich, das Geld zu generieren, das für zwei Züge notwendig ist.“ Der Kölner Rosenmontagszug etwa vermarkte 60.000 teilweise sehr hochpreisige Tribünenplätze und habe dadurch hohe Einnahmen. „Natürlich wäre das für uns auch ein Ansatzpunkt“, sagt Lingenauber. „Ich will aber auch nicht, dass sich Karneval irgendwann auf die Menschen beschränkt, die es sich leisten können.“
Eine zweite Herausforderung im kommenden Jahr ist die kurze Session. Rosenmontag ist dann bereits am 12. Februar, acht Tage früher als in diesem Jahr. „Wir haben rund 60 Veranstaltungen unserer Gesellschaften, wenn wir dafür nur vier Wochenenden zur Verfügung haben, bekommen wir ein Problem mit den Locations.“ Denn auch die Veranstaltungsorte werden in Leverkusen immer weniger, und nicht jeder ist für jede Gesellschaft geeignet. Am Aschermittwoch ist daher für das FLK nicht alles vorbei. „Im Gegenteil, dann geht es schon wieder los: Am Donnerstag haben wir unsere erste Vorstandssitzung für 2024“, sagt Lingenauber.