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Karneval nach CoronaDie Leverkusener Züge fallen kurz aus – das sind die Ursachen

Lesezeit 3 Minuten
Hitdorfer Karnevalszug 2017

Der Hitdorfer Karnevalszug 2017 (Archivfoto)

Auf den längsten Opladener Rosenmontagszug 2020 folgt dieses Jahr ein besonders kurzer. Die Organisatoren erzählen, gegen welche Probleme sie seit Corona kämpfen.

Der vergangene Rosenmontagszug in Opladen war so lang wie noch nie. Nach der Absage des Wiesdorfer und Holzhausener Zuges am Sonntag wegen Sturmböen hatten sich 2020 die Leverkusener Karnevalisten zu einem großen Zug in Opladen zusammengetan. Doch auf die knapp 100 Gruppen und mehr als doppelt so viel Kamelle wie sonst folgt in diesem Jahr ein trauriger Kontrast. Der Rosenmontagszug 2023 wird besonders kurz ausfallen, nur 22 Gruppen sind angemeldet. Ein Problem, das sich durch alle Stadtteile zieht. Nach zwei fast komplett ausgefallenen Sessionen klagen die Organisatoren über Schwierigkeiten, Teilnehmende für ihre Züge zu finden. Woran liegt das?

Michael Braune leitet den Hitdorfer Karnevalszug, für ihn fing das Problem schon früh an. Zu Beginn des Jahres sei die Coronalage noch so unsicher gewesen, dass er vier Wochen später als gewöhnlich die Einladungen verschickte, der Monat fehlte in der Vorbereitung. Bei dieser Hürde blieb es nicht, auch die Teilnehmenden sagten nur zögernd zu: „Geht überhaupt ein Zug?“, sei die erste Rückmeldung vieler Jecken gewesen. Hans-Peter Teitscheid von Grün-Weiß Schlebusch stimmt zu, die Antwort habe er auch im November noch bekommen. Dann kam vorerst die Rettung seitens der Stadt, die den Karnevalisten eine Finanzspritze von 43.000 Euro für die Karnevalszüge zusagte. „So viel Arbeit wie dieses Jahr, einen Zug zu organisieren, hatten wir noch nie“, sagt Braune.

„Kulturgut, das uns verloren geht“ – kaum Musikzüge in Leverkusen

Schon gerade die, die für Stimmung im Zug sorgen, konnte Braune kaum gewinnen: Statt der üblichen vier gehen nur zwei Kapellen in Hitdorf mit. Denn viele Musikgruppen hätten in den vergangenen drei Jahren kaum üben können und seien noch nicht wieder spielbereit. „Das ist Kulturgut, das uns verloren geht“, bedauert Thomas Loef, Geschäftsführer des Festausschusses Leverkusener Karneval. In Opladen gehen statt der üblichen sieben nur vier Kapellen mit.

Ein Lappenclown schlägt auf eine decke Trumm (große Trommel) ein.

Opladener Rosenmontagszug 2020 (Archivfoto).

Die teilnehmerstärksten Fußgruppen, die Schulen, sind 2023 ebenso kaum in Zügen vertreten. In den Schull- un Veedelszöch in Schlebusch sind nur zwei statt fünf Schulen und in Hitdorf eine Schule und eine Kita dabei. „Da ist in den letzten drei Jahren der Staffelstab nicht weitergegeben worden“, sagt Thomas Loef, denn die Eltern, die sich bis 2020 um die Zugteilnahme bemüht hätten, sind nicht mehr an den Schulen und die neuen konnten noch keine Erfahrung sammeln. „Wir müssen viel Entwicklungsarbeit in Schulen und Kitas machen“, sagt Loef, „wir müssen an unseren Zügen und unserem Brauchtum festhalten.“

Kurze Karnevalszüge in Leverkusen: Vereine gaben auf

Die Pandemie hat etliche Vereine aufgeben oder zumindest einschlafen lassen. Loef bedauerte zum Beispiel, dass die Vier Tollen Häuser in Opladen dieses Jahr nicht im Zug mitlaufen. „Die Würze der Züge sind die Fremdgruppen“, sagt er, weil sie mit meist aufwändigen Kostümen ihre eigenen Mottos umsetzten.

Neben den Karnevalisten laufen an die 100 Wagenengel pro Zug mit. Und auch diese konnte Andreas Beljan, Zugleiter in Schlebusch, nur schwierig finden. Er koordiniert die Wagenengel Leverkusen und stellte eine sinkende Bereitschaft zur Hilfe fest. Freiwillige ab 16 Jahren können sich unter wagenengel-leverkusen@gmx.de bewerben, es gibt eine Aufwandsentschädigung von 25 Euro. Die Summe will Beljan bewusst nicht erhöhen, sie würde den Vereinen nur weiter schaden. „Wir müssen dieses Jahr schauen, dass wir die Züge wieder ans Laufen bekommen für die nächsten Jahre“, sagte der Zugleiter.

In den Leverkusener Karnevalszügen 2023 laufen in Opladen 1400, am Sonntag in Wiesdorf nur 1000 mit. Üblich sind zu Rosenmontag 2000 und 1700 in Wiesdorf. Der Hitdorfer Zug kommt in diesem Jahr knapp an die 1000 Teilnehmenden am Karnevalsfreitag heran, dort waren es sonst 1500. Genauso wie in Schlebusch, wo am Samstag in diesem Jahr immerhin mit 1200 Menschen gerechnet wird.