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SonntagsöffnungenLeverkusens OB Richrath auf Konfrontationskurs zur SPD

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Süßigkeitenverkäufer am Wiesdorfer Platz. Foto: Ralf Krieger

Beim Herbstfest vor zwei Jahren hatten auch die Geschäfte geöffnet.

Verkaufsoffene Sonntage ja oder nein? In die Debatte schalten sich nun auch Gewerkschaften ein. Auch Uwe Richrath hat sich geäußert.

Weiter geht die Diskussion um die Absage aller verkaufsoffenen Sonntage im kommenden Jahr. Auch Oberbürgermeister Uwe Richrath hat sich endlich geäußert. Zum Zeitpunkt der Abstimmung weilte er auf der Expo Real in München. Er geht auf Konfrontationskurs zu seiner Partei. Die SPD hatte bis auf eine Ausnahme gegen die Verkaufssonntage gestimmt.

Richrath erklärt, dass die Stadtteilzentren durch den Wegfall „deutlich im Nachteil“ gegenüber den direkten Nachbargemeinden seien. Dort hätten an ausgesuchten Sonntagen geöffnete Geschäfte und zeitgleich stattfindende Veranstaltungen weiterhin Bestand. „In einer Region wie der unseren, wo Stadtgrenzen fast fließend sind, ist der Sprung zum Nachbarn sehr kurz. Die Entscheidung gegen die je vier verkaufsoffenen Sonntage in den Stadtteilzentren Leverkusens werden daher die Unternehmen, aber auch die Stadt negativ zu spüren bekommen. Sie bedeuten einen deutlichen Einschnitt für das Freizeitangebot der Stadt Leverkusen.“

Nach sehr viel Kritik meldeten sich am Freitag aber auch viele Befürworter der Entscheidung.

Jens Scheumer, Vorsitzender des Stadtverbandes Leverkusen des Deutschen Gewerkschaftsbundes, äußerte sich positiv über das Verbot von verkaufsoffenen Sonntagen: „Sonntagsöffnungen haben erhebliche negative Auswirkungen auf das Leben der Beschäftigten und deren Familien. Angesichts des zunehmenden Arbeitskräftemangels hat sich die Arbeitsbelastung für viele Angestellte im Einzelhandel weiter verschärft. Es ist inakzeptabel, einerseits bessere Arbeitsbedingungen für diese Beschäftigten zu fordern und gleichzeitig den Schutz des freien Sonntags infrage zu stellen.“

Maik Gößling, Vorsitzender des Verdi-Ortsvereins Leverkusen, betont die Notwendigkeit, die Attraktivität der Innenstädte an Werktagen zu erhöhen. „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr die Innenstädte stärken. Es fehlt das ganze Jahr über eine ‚Wohlfühlatmosphäre‘ in den Einzelhandelsbereichen, die Lust auf Einkaufen mit der gesamten Familie macht“, so Gößling. Aus Gewerkschaftssicht müsste man gemeinsam für einen Mietenstopp bei Gewerbeimmobilien eintreten oder „die Ansiedlung attraktiver Gastronomieangebote“ befördern.

Leverkusen: Niedrigere Mieten und mehr Gastronomie gewünscht

Marc Kissinger, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Köln stößt ins gleiche Horn: „Maßnahmen zur Begrenzung der Mieten für Gewerbeimmobilien sowie eine erleichterte Genehmigung von zusätzlichen Außenflächen für die Gastronomie sind wesentliche Schritte, um die Attraktivität der Innenstädte zu steigern.“

Die SPD, deren Fraktion mehrheitlich für die Absage gestimmt hatte, hatte zuvor in einer Pressemitteilung bemängelt, dass die Rechte der Arbeitnehmer zu kurz kämen. „Die zusätzliche Belastung für die Beschäftigten ist nicht angemessen. Die Arbeitgeber sollten hier nicht allein im Fokus stehen und die Debatte prägen – wir müssen auch die Rechte und Bedürfnisse der Arbeitnehmer ernst nehmen. Die CDU spricht leider über, aber nicht mit diesen“, erklärte Darius Ganjani, SPD Vorsitzender.

Karl Schweiger, Mitglied der Bürgerliste, ist auch als Pensionär noch Gewerkschaftsmitglied und hat im Stadtrat die Absage befürwortet. Das oft genutzte Argument, die Verkäuferinnen würden gern an Wochenenden arbeiten, um den Aufschlag zu erhalten, hält er für vorgeschoben: „Wenn sie richtig bezahlt werden würden, müssten sie auch nicht am Wochenende arbeiten.“ Schweiger räumt allerdings ein, dass sowohl er wie auch seine Fraktion durchaus zwiegespalten seien bei der Frage und die Entscheidung gegen Sonntagsöffnungen „ganz knapp“ gewesen sei.

Die Freien Wähler Leverkusen, die sich für den Erhalt der verkaufsoffenen Sonntage einsetzen, schlagen eine Evaluation dieser Handelstage vor. Die soll ihrer Meinung nach untersuchen, wie sich die Sonntagsöffnungen auf die Umsätze der Händler und die Arbeitsbedingungen des Personals auswirken. „So können wir fundierte Entscheidungen treffen und den fairen Interessenausgleich weiter stärken“, betont Ulrich Wokulat.