Leverkusen – „Wenn du lange krank bist, werden die Besuche weniger“, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei seinem Besuch im Regionalen Gesundheitsnetz Leverkusen. Und: „Wir brauchen gute Unterstützung der privaten Strukturen.“ Laumann machte kein Geheimnis daraus, dass die Situation in der Pflege mit dem Fachkräftemangel nicht besser wird.
Demenzorientierte Palliativversorgung
„Unser Problem ist es, Mitarbeiter zu finden. Wir haben die Leute nicht.“ Sein Interesse galt nun einem Projekt, das ihm das Gesundheitsnetz an der Bruchhauser Straße vorstellte. Dabei ging es um die Demenzorientierte Palliativversorgung. „Palliativversorgung und Demenz – damit werde ich heute das erste Mal konfrontiert“, erklärte Laumann. Gut sei die flächendeckende Versorgung bis zum Schluss bei der Diagnose Krebs.
Erhebliche Versorgungslücke
Bei den Demenzkranken ist diese Aufgabe bislang weitgehend den Angehörigen überlassen. „Ich habe großen Respekt vor Ehepartnern und Kindern, wie sie mit schwerer Demenz ihrer Angehörigen umgehen. Aber da gibt es Grenzen“, so Laumann. Auch deswegen sei die Tagespflege erfunden worden.
Unterschiedliche Partner
Das Leverkusener Projekt indes hat zum Ziel, die Versorgung und Begleitung Demenzkranker in der letzten Lebensphase auszubauen und zu verbessern. Manfred Klemm, Vorstand des regionalen Gesundheitsnetzes, betonte, dass für Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie der Demenz eine erhebliche Versorgungslücke in der palliativen Versorgung bestehe. Das Schwerpunktthema „Palliativ und Demenz“ will die Lücke schließen und eine kontinuierliche Versorgung gewährleisten.
Im Projekt arbeiten unterschiedliche Partner zusammen und können sich über neue Medien – unter Gewährleistung des Datenschutzes – schnell untereinander austauschen und auf den nötigen Informationsstand bringen. Gemeinsam arbeitet das Gesundheitsnetz Leverkusen mit dem Palliativ- und Hospizzentrum Pallilev. Neben dem Bau des stationären Hospizes Pallilev in Steinbüchel begleitet das Gesundheitsnetz jährlich rund 350 Menschen in der ambulanten Palliativversorgung zu Hause. Ziel sei es, dem Arzt mehr Zeit für den Patienten zu verschaffen und die Zahl der Krankenhausaufenthalte zu reduzieren.
15 000 Patienten im Pool
Nicole Balke vom Regionalen Gesundheitsnetz Leverkusen stellte das Projekt Mambo (Menschen ambulant betreut, optimal versorgt) vor, das im Juli 2017 mit diesem Ziel startete und bisher 15 000 Patienten im Pool hat. Die Patienten werden in einen „festen Betreuungszyklus“ aufgenommen. Sogenannte Monitoring- und Kommunikationsassistentinnen (Monika) sollen Informationslücken zwischen Patient und Arzt schließen. So erfasst Monika die häusliche Situation und hilft, Familienmitglieder und Freunde einzubinden.
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„Die Herausforderung besteht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels darin, die Alltagssituation zu stabilisieren, so dass keine Eskalationsstufen entstehen. Wir wollen unnötige Krankenhauseinweisungen verhindern“, erklärte Balke. Häufig werde eine ernste gesundheitliche Situation bei dementiell Erkrankten erst sehr spät erkannt, wenn sie ihre Schmerzen nicht artikulieren können.
Kontinuierliche Beobachtung sei wichtig. „Ab wann ist eine Demenzerkrankung im palliativen Konzept einzubinden, das ist die Gretchenfrage“, sagte Christoph Meyer zu Berstenhorst vom Gesundheitsnetz. Gute Erfahrungen mache man mit der digitalen Patientenakte.