Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv vom 23.02.2022.
Leverkusen – Wo soll in Leverkusen noch gebaut werden dürfen? Das ist eine ganz schwierige Frage, jede Antwort birgt Konflikte. Denn fast jeder Neubau bedeutet einerseits begehrten neuen Wohnraum. Aber auch Versiegelung, Aufheizung, oft Naturverlust. Und schließlich: Neubauten sind ein gutes Geschäft – für Investoren, die Siedlungen bauen, und für die Makler.
Zur Zeit gibt es in der Frage nach dem „Wo“ Mitspracherechte für die Bürger, denn ein neuer Regionalplan wird erstellt und den Entwurf kann man zur Zeit bei der Bezirksregierung und im Internet einsehen – und Einsprüche abgeben. Die Frist läuft seit dem 7. Februar bis zum 31. August 2022.
Richtschnur für viele Jahre
Ist er erstmal beschlossen, gilt ein Regionalplan für viele Jahre, der zur Zeit gültige Plan stammt aus 2001. Die Bezirksregierung stellt den Plan zwar auf, aber die Vorschläge, wie welches Gebiet zu entwickeln ist, machen die Städte zuvor selbst. Der Plan dient später den Städten als Vorlage, wo sie in ihren eigenen Plänen Baugebiete ausweisen sollen oder können, oder auch, wo es grün bleiben soll. Wo Frischluftschneisen zu erhalten sind, wo Überschwemmungsgebiete sind, die besser unbebaut bleiben sollen. Die letzte Entscheidung hat immer der Leverkusener Stadtrat.
Auch im Leverkusener Baudezernat hat man sich überlegt, welche Felder, Täler und Wälder man noch zu Bauland machen will. Ein Blick auf den Entwurf des künftigen Regionalplans und ein Vergleich mit dem bestehenden Plan lohnt sich, weil jetzt noch eine Mitsprache für Bürger und Institutionen möglich ist. Hinweise, Anregungen und Bedenken können per Email, aber auch über das Beteiligungsportal eingereicht werden. An den folgenden Orten Leverkusens könnte sich das Hinschauen lohnen:
Schlebusch:Nach Ansicht der Behörden soll das Leimbachtal am Rand nicht unberührt bleiben. Entlang der Berliner Straße zwischen Fettehenne und Neuboddenberg soll ein Streifen bebaut werden. Grob eingezeichnet sind rechts der Straße etwa 50 Meter neuen Baulands.
Die Gemeinde Odenthal hatte am gegenüberliegenden Hang des Tals, zum Beispiel in Erberich, gegen starke Widerstände große Neubaugebiete projektiert. Die kommen erstmal nicht zustande. Sie hätten eine Verschlechterung der Schlebuscher Luft bedeutet.
Opladen und Bergisch Neukirchen:
Wie auch schon im bestehenden Regionalplan ist der gesamte Bereich zwischen der Balkantrasse und der Burscheider Straße bis hoch hinter die Atzlenbacher Straße als Siedlungsfläche eingezeichnet. Da dürfte es Widerspruch geben, weil in der Gegend ein Anteil der nächtlichen Frischluft für Opladen entsteht.Markiert als Bauflächen sind auch Felder zwischen Elsbachstraße, Imbacher Weg und Am Knechtgraben und eins nördlich von Am Hang.Quettingen:
Das Freiland, zwei Weiden und Felder inmitten der Siedlungen an Holzer- und Feldsiefer Weg stehen nach wie vor als Siedlungsflächen im neuen Plan.
Diese Felder inmitten der Siedlung haben Investoren lange schon im Blick, allerdings dürfte eine Bebauung die Umwelt- und Lebensqualität im Viertel erheblich beeinflussen.
Kurtekotten:
Auch da scheint man noch südlich der bestehenden Bebauung Potential zu sehen. Die Wiese ist eigentlich Einflugschneise des Flugplatzes, sie bleibt nach Meinung der Ämter eine potenzielle Siedlungsfläche.
Biesenbach:
Dort konnten Investoren in letzter Zeit große Bauten hinstellen. Im neuen Regionalplan ist ein Feld zwischen Höhenstraße und Am Sonnenhang als potenziell bebaubar eingezeichnet.
Hitdorf:
Im Leverkusener Premium-Stadtteil, dessen Neubaugebiete in den letzten Jahren praktisch im Alleingang von der Firma Paeschke bebaut wurden, wurde im Planentwurf der Siedlungsraum verkleinert, einige Felder können für immer frei und grün bleiben.
Das kam wegen der Bedrohung durch ein extremes Rhein-Hochwasser, dessen man sich im vergangenen Juli bei der Flut plötzlich bewusst wurde.
Im Regionalplan von 2001 war quasi der gesamte Norden Hitdorfs noch Siedlungsfläche. Im neuen Regionalplan sind jetzt noch ein Feld links der Langenfelder Straße stadtauswärts und eins am Ende der Ringstraße eingezeichnet. Dass an beiden Stellen ein extremes Rheinhochwasser bis zu zwei Meter hoch stehen kann – das ist dann persönliches Risiko.
L288n:
Auch ein anderer Dinosaurier der Leverkusener Planungswelt findet sich noch im neuen Regionalplan: Die Straße quer durch den Bürgerbusch, die L288n. Wahrscheinlich taucht sie deshalb nochmal auf, weil die Schneise noch nicht aus alten Bedarfsplänen getilgt wurde.