Der Wupperverband nannte den Klimawandel und Folgen des Ukraine-Kriegs seine Herausforderungen für 2023. So sorgt er für den Notfall vor.
Trockenheit, Starkregen, BlackoutSo sorgt der Wupperverband für Krisen vor
Der Wupperverband bereitet sich auf Notfälle vor. Im Pressegespräch am Mittwoch in der Zentrale in Wuppertal erklärte der Vorsitzende Georg Wulf, wie der Verband mit den Herausforderungen umgeht. Denn sie nehmen zu: Die Flutkatastrophe im Juli 2021, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und Cyberangriffe in Deutschland sorgen für eine Neubewertung von Risiken.
Wupperverband schützt kritische Infrastruktur vor Cyberangriffen und Materialknappheit
Während eines Blackouts könne die Kommunikation mit Satellitentelefonen gehalten werden. Zehn mobile und ein stationäres schaffte der Wupperverband an. Wobei Georg Wulf Brownouts, temporäre Stromknappheiten, für weitaus wahrscheinlicher halte. Für jeden Fall gibt es Notstromaggregate. Und sollten sogar diese ausfallen, könnten die Talsperren immer noch mit Muskelkraft gesteuert werden, sagte Wulf, „dann muss einer ganz viel kurbeln“.
Die Talsperren seien als kritische Infrastruktur aber auch für Cyberangriffe gefährdet. Der Verband setze die Standards des Bundesamts für Sicherheit und Informationstechnik um. Auf mögliche Materialknappheiten und Preissteigerungen in Folge des Angriffs von Russland auf die Ukraine habe sich der Wupperverband ebenfalls vorbereitet. Material, das in den Kläranlagen benötigt wird, liege in Höhe eines Jahresbedarfs auf Lager, sagte Wulf.
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Wupperverband arbeitet an 780 Projekten für den Hochwasserschutz
22 Kommunen sind Teil des Verbands. Und was den Hochwasserschutz angeht, gebe es im Gebiet eine Reihe von Hotspots, sagte der Vorsitzende in Wuppertal. 780 Projekte zum Schutz vor Hochwasser identifizierte der Verband, vorläufig. Bis zum Ende des Monats sollen sie nach Dringlichkeit sortiert sein, mit den Kommunen stimmte sich der Verband bereits ab. Allerdings ist er nicht allein für die Umsetzung der Projekte zuständig.
Für das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz ist in Leichlingen zum Beispiel schon der Rosenthaler Teich gesichert worden, werden die Größen der Rückhaltebecken in Diepental und am Hasensprung neu berechnet und in Leverkusen der Ophovener Weiher vergrößert. In Burscheid wird der Bornheimer Bach offen gelegt, die zu kleine Verrohrung hatte im Juli 2021 zur Überflutung mehrerer Häuser geführt.
Im vergangenen Sommer ließ der Verband mehr Wasser aus den Talsperren ab, um einen größeren Puffer für heftigen Regenfall zu haben, sagte Wulf. 2,5 Millionen Kubikmeter mehr sogenannten Retentionsraum hatte die Wuppertalsperre. Spazierende dürften das kaum gemerkt haben, die Wassermenge macht nur einen Unterschied von einem halben Meter Füllstand am Ufer. Auch für die Bever- und Neyetalsperre war jeweils ein Puffer von 1 Million Kubikmeter mehr eingeplant. „Der Weg ist richtig“, sagte Wulf und kündigte an, für 2023 ähnlich verfahren zu wollen, die Bezirksregierung Köln muss noch zustimmen.
Parallel beseitigt der Verband noch immer die Schäden der Flutkatastrophe vor eineinhalb Jahren. 1211 Schäden hatte er erfasst, 334 sind 2022 durch Sturmtiefs hinzugekommen. Davon sind erst 567 behoben.
2022 getestet: Talsperre plötzlich vor einem Starkregen ablassen
Seither ist die Sorge vor einer Wupperwelle bei den Bürgerinnen und Bürgern groß. Im Februar 2022 testete der Wupperverband den Fall, vor einem Starkregen kurzfristig größere Mengen aus der Wuppertalsperre ablassen zu müssen. Über acht Stunden ließ der Verband 50 Kubikmeter Wasser, verteilt auf Stöße alle zwei Stunden, ab. Der Test habe funktioniert. 50 Kubikmeter, die schnell in die Wupper strömen, könnten schon Menschenleben gefährden – am Ufer spielende Kinder, Kanuten, Angler –, sagte Wulf am Mittwoch.
Während des Starkregens im Juli 2021 hatte der Wupperverband die viel kritisierte Entscheidung getroffen, die angestaute Wupper-Talsperre zu öffnen. Noch immer besteht bei manchen der Verdacht, er habe dadurch die Welle ausgelöst, die unter anderem Leichlingen und Opladen überflutete. Ein wissenschaftliches Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, der Verband habe richtig gehandelt.
Bei dem starken Regen Mitte dieses Monats ist es hingegen gar nicht so weit gekommen. In die Wuppertalsperre seien zum Höhepunkt am 13. Januar 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde geflossen und sie habe nur 30 Kubikmeter pro Sekunde abgegeben, sagte Wulf, „die Situation war aus unserer Sicht safe“.
Auf die Herausforderung der Abwechslung zwischen Trockenperioden und Starkregen bereite sich der Verband mit Vorhersagemodellen vor. Dem schon an der Dhünn bestehendem System, das alle drei Stunden Daten des Deutschen Wetterdiensts verarbeitet, soll zukünftig eine künstliche Intelligenz an der Wupper gegenüberstehen. Ein weiterer Test im Hochwassermanagement. Auf die Zusage und Förderung des Landes für dieses Hochwasserwarnsystem 4.0 wartet der Verband seit einiger Zeit, im ersten Quartal dieses Jahres rechnet er endlich damit. 16 Pegelmesser von Wuppertal bis Leverkusen sind schon installiert. In einigen Jahren könnte die neue Software schnellere Vorhersagen zu Pegelständen als das System an der Dhünn treffen, so Wulfs Hoffnung.