Der Wupperverband zieht Bilanz über das Jahr nach dem Hochwasser: Klimaanpassung und Vorsorge stehen auf der Agenda. Das sind die laufenden Projekte.
Wupperverband zieht Bilanz„Mediterraner Sommer“ im Bergischen – Ausbau der Hochwasservorsorge
Zwischen anhaltender Trockenheit und akutem Hochwasser muss der Wupperverband die Flüsse im Bergischen und Leverkusen managen. Keine leichte Aufgabe angesichts der zunehmenden Bedeutung der Ressource Wasser und intensiver auftretender Wetterextreme. Vorsorge für eine Zukunft geprägt vom Klimawandel und die Beseitigung von Hochwasserschäden haben den Verband 2022 im Auftrag seiner Mitgliedsstädte vornehmlich beschäftigt. Jetzt liegt der Jahresbericht vor.
Talsperren: Hochwasserschutz und nachhaltige Energiegewinnung
Die Anfang 2022 vorgelegte Agenda „Zukunftsprogramm Hochwasserschutz“ ist eine Kernaufgabe des Wupperverbands. Mit mehr Messdaten und dem „Bergischen Hochwasserschutzsystem 4.0“ mithilfe von künstlicher Intelligenz sollen Überflutungen frühzeitiger vorhergesagt werden. Eine weitere Aufgabe liegt in der „Entfesselung der Gewässer“, also der Hochwasservorsorge durch die Renaturierung von Flüssen, die über Jahrzehnte begradigt und damit eingeengt wurden. Dafür hat der Verband im vergangenen Jahr weitere 100 Hektar Fläche erworben.
Forstwirtschaft auf den eigenen Waldflächen, etwa um die große Dhünntalsperre herum, gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. Daher kämpft der Verband auch an Land gegen den Klimawandel: Ausgetrocknete Bäume und der Borkenkäfer machen ihm hier zu schaffen.
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Außerdem prüft der Wupperverband nun erneut, ob sich die Talsperren für schwimmende Photovoltaik-Anlagen eignen. Während diese Form der nachhaltigen Energiegewinnung noch Zukunftsmusik ist, sorgt seit Herbst 2022 die Wupper-Talsperre mit einer zweiten Wasserkraftanlage für mehr grünen Strom.
Wegen Flut 2021: Größere Rückhaltebecken in Leichlingen und Schlebusch geplant
Das Projekt des Verbands, das in Leichlingen am meisten interessantesten dürfte, ist die ehemalige Diepentalsperre. Dort wird der Murbach renaturiert, gleichzeitig entsteht ein natürliches Hochwasserrückhaltebecken. Wegen des Starkregens 2018 und 2021 berechnet der Verband jedoch dessen Volumen neu und vergrößert das Becken in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln.
Auch soll der Ausgleichsweiher Rosenthaler Teich, unterhalb von Diepental, aufgelöst werden. Dessen Damm musste nach der Flut 2021 aber erst erneuert werden, wozu der Wupperverband zum Schutz der Anlieger im vergangenen Jahr Wasser abgelassen hat. Der Abschluss des Projekts ist für 2023 geplant.
Der Ophovener Weiher in Schlebusch ist ebenso ein Rückhaltebecken. Zur Hochwassersicherheit plant der Verband einen Neubau und eine Vergrößerung. Das Ausschreibungsverfahren für die Planung wird zurzeit vorbereitet.
Baustelle zwischen Balken und Bergisch Neukirchen
Der „Wuppersammler“ ist eine vom Wupperverband betriebene Verbindung für Abwasser von Solingen bis zur Kläranlage in Leverkusen. Sie sammelt das Leichlinger Abwasser. Der Abschnitt Solingen-Wipperaue bis Leichlingen-Balken ist schon saniert. Nun wandert die Baustelle weiter nach Leverkusen, wo 2023 bis Bergisch Neukirchen die ein bis 2,50 Meter dicken Rohre ausgetauscht werden.
Zukunft der Kooperation mit Leverkusener Kläranlage unklar
Noch arbeitet der Wupperverband mit der Gemeinschaftskläranlage Leverkusen zusammen. Der Kooperationsvertrag läuft allerdings 2031 aus. Ob er fortgeführt wird, ist noch fraglich. Es würden „intensive Gespräche mit Currenta“ laufen, heißt es im Jahresbericht.
Allerdings hat der Verband auch schon in Auftrag gegeben, eine eigene Kläranlage zubauen. Für den Sommer 2023 kündigt der Verband die Entscheidung zwischen weitergeführter Kooperation oder eigenem Neubau an.
„Mediterraner Sommer“ im Bergischen
Auch zum Wasserjahr hat der Wupperverband Bilanz gezogen: 2022 sei wieder von „extremer Trockenheit“ geprägt gewesen. Eine Messstelle des Verbands an der Bever-Talsperre hat bloß 1163 Millimeter Regenwasser gemessen. Das liegt erneut unter dem Durchschnitt. Von Juni bis August fiel sogar weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Regenmenge. Daher zieht der Verband in seinem Bericht das Fazit: „Der bergische Sommer entwickelt sich zusehends zu einem mediterranen Sommer.“