Leverkusen – Bald vier Monate sind seit der verheerenden Flut in Opladen vergangen – an Normalität ist jedoch noch lange nicht zu denken. Die Schäden wiegen zu schwer, als dass sie einfach so zu beheben wären. Besonders deutlich wird das in der Theodor-Heuss-Realschule.
Bis 2023 eine Baustelle
„Hier waren die Räume der Schulleitung“, sagt Maria Kümmel, Fachbereichsleiterin Gebäudewirtschaft bei der Stadt Leverkusen, und zeigt auf ein paar bis auf den Beton kahle Wände. Es ist schwer vorstellbar, dass hier sonst Kinder zum Unterricht laufen, Zeugnisse ausgestellt und Wissen vermittelt wird.
An diesem Samstag ist hier bloß eine Baustelle – Kabel hängen wie wild von der Decke, Böden gibt es im Erdgeschoss der Schule nur noch auf wenigen Quadratmetern und auch da wird er noch rausgerissen, die Wände sind kahl. Die am schlimmsten vom Hochwasser zerstörte Schule der Stadt ist ein trauriger Ort, der noch gut anderthalb Jahre keine Schule, sondern Baustelle sein wird, sagt Kümmel.
Schülerinnen und Schüler und ihre Familien trifft das hart – eigentlich sollte die Realschule im Sommer 2022 wieder bezugsfertig sein. Nun müssen sie noch länger auf andere Schulen ausweichen. „Wir wissen, dass das eine große Belastung ist“, bekennt Kümmel.
Doch es gibt noch zu viel zu tun, als dass der Wiederaufbau fix über die Bühne gehen könnte. So wird noch immer getrocknet. Zudem wird geprüft, ob Technik künftig nicht mehr im Keller, sondern in oberen Geschossen installiert werden kann. Hinzu kommt, dass die Schulleitung den Wunsch nach einer Grundriss-Veränderung geäußert hat, was auch erst einmal geprüft werden muss. Und wann dann einmal alles wirklich trocken ist, ob die Handwerker rechtzeitig gefunden werden und Baustoffe dann auch zur Verfügung stehen – das sind alles offene Fragen.
Sporthalle soll abgerissen werden
Die Sporthalle soll gar abgerissen werden – zu zerstörerisch war das Wasser – und eine neue in drei bis vier Jahren stehen. Das alles ist nur eine Prognose. Die Stadt informiert: „Ein belastbarer, seriöser Terminplan kann derzeit noch nicht erstellt werden.“ Die Wunden – sie bleiben noch jahrelang sichtbar.
Neben Kümmel steht Ina Scharrenbach. Die CDU-Politikerin und Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung in NRW schaut sich am Samstag in Opladen die Schäden an, die das Juli-Hochwasser hinterlassen hat.
Das Land bezahlt den Wiederaufbau über Hilfsprogramme, die Kosten dafür bekommt Scharrenbach von ihren Gastgeberinnen und Gastgebern vorgerechnet. „Der Schaden an städtischen Gebäuden beträgt 33 Millionen Euro“, sagt Maria Kümmel. „37 Millionen Euro inklusive Schäden an Straßen und Wegen“, ergänzt Stadtkämmerer Michael Molitor. Bei den städtischen Tochtergesellschaften seien es weitere 50 Millionen Euro, sagt Molitor, 40 davon beim Klinikum.
Schäden werden zu 100 Prozent beglichen
Das Land wird, wenn alles gut läuft, die kompletten Kosten übernehmen. „Die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur werden zu 100 Prozent beglichen“, sagt Ministerin Scharrenbach. Sie sei für Leverkusen sehr optimistisch, beteuert die Politikerin. „Ich glaube, man ist auf dem richtigen Weg, die Prioritäten bei den Schulen zu setzen“, sagt Scharrenbach, „denn davon sind ja ganz viele Kinder und Jugendliche betroffen“.
Doch nicht nur die Schulen brauchen noch Hilfe: Die Sanierung der entkernten Bielertkirche, der betroffenen Gemeindezentren und der Kita kostet die Kirchengemeinde einen mittleren Millionenbetrag. „Es ist gut, dass sie da sind. Wir sind am Rande unserer Möglichkeiten“, begrüßt Gunda Lakaschus-Lorenz von der Kirchengemeinde Ministerin Scharrenbach, die auch hier Optimismus verbreitet: „Wenn Sie sechs Millionen Euro brauchen, bekommen Sie sechs Millionen Euro zugesagt. Und dann mal sehen, was Sie davon abrufen.“
Hilfe beim Antrag auf Hilfsgelder
Einen Antrag auf Mittel aus der Wiederaufbauhilfe des Landes hat Susan Erth vom Kleingärtnerverein Ruhlach bereits gestellt – und seitdem nichts mehr gehört. In der Anlage, direkt an der Wupper gelegen, blieb kein Garten unverwüstet. Scharrenbach hört Erth aufmerksam zu und verspricht, mal nachzuhören, wo ihr Antrag gelandet ist oder ob er vielleicht gar nicht an die richtige Stelle geschickt wurde.
Hilfe beim Beantragen der Gelder benötigen derweil auch vor allem ältere Menschen ohne Internetzugang. Ihnen stehen die Avea-Mitarbeiterinnen Britta Axel-Koch und Kathrin Busch zur Seite. Im Bürgerbüro in den Wiesdorfer Luminaden unterstützt das städtische Abfallunternehmen auch weiterhin kostenlos beim Ausfüllen von Hilfsanträgen – montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr. Infos unter: ☎0214/4063130.