AboAbonnieren

Streit bei IndulorErster Streik seit Menschengedenken im Chempark Leverkusen

Lesezeit 2 Minuten
Blick von Osten auf den Chempark mit Lkw-Hof, Bayer-Kreuz und Produktionsstätten

Das hat es schon sehr lange nicht gegeben: Im Chempark wird am Montag gestreikt.

Die frühere Bayer-Sparte Blankophor hat nach mehrmaligem Verkauf keinen Tarifvertrag mehr. Die Gewerkschaft ruft zum Streik auf.

Die Arbeitnehmerseite hat alles versucht. Sagt René Korsch, Sekretär bei der IG Bergbau Chemie Energie (BCE). Nachdem aber alle Verhandlungen mit der Geschäftsführung von Indulor über einen Haustarifvertrag gescheitert seien, wird der Spezialist für den Farbstoff, der Papier weiß macht, nun bestreikt. Ab dem heutigen Montag, 5 Uhr, tritt die rund 60 Personen zählende Belegschaft in einen 32-stündigen Ausstand. „Nahezu ein historisches Ereignis“, kommentiert Nina Melches, die Leiterin des IG BCE-Bezirks Leverkusen. „In einer solch festgefahrenen Situation ist es aber wichtig zu zeigen, dass wir auch anders können.“

Dem Streikaufruf seien mehrere Einigungsversuche vorausgegangen, hieß es am Freitag bei der Gewerkschaft. Der Ausstand, zu dem sich die Beschäftigten von Indulor am Tor 4 des Chempark versammeln wollen, sei die Konsequenz daraus, dass sich die Geschäftsführung schon Ende 2020 entschlossen habe, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. Damit galt auch der Tarifvertrag nicht mehr. Gespräche, die Indulor-Belegschaft im Tarifvertrag zu halten, „wurden abgelehnt“. Deshalb müsse nun ein Haustarifvertrag für das Unternehmen her.

Früher Bayer, jetzt ohne Tarif

Über Jahrzehnte hatten die Beschäftigten vom Chemie-Tarif profitiert. Indulor firmierte früher unter dem Namen Blankophor und war ein Teil der Bayer AG. Mit der Ausgründung der Chemie kam die Einheit an Lanxess, 2010 ging sie in der neu gegründeten Blankophor GmbH auf, die wiederum zu Indulor gehört.

Nina Melches, Leiterin des IGBCE-Bezirks Leverkusen

Nina Melches, Leiterin des IGBCE-Bezirks Leverkusen

Wie besonders die Lage bei Indulor ist, zeigt die Einordnung von IGBCE-Bezirksleiterin Melches: Die Sozialpartner in der Chemischen Industrie „sind für ihre besonnene und unaufgeregte Art und Weise Tarifverhandlungen zu führen bekannt“. Auch die Existenzgrundlage der Indulor-Belegschaft sei „über Jahre im Rahmen der Tarifverhandlungen, in Form einer angemessenen Vergütung und fairen Arbeitsbedingungen gesichert“ worden.

Die Beschäftigten sind sauer
Nina Melches, IGBCE-Bezirksleiterin

In dem gewerkschaftlich sehr gut organisierten Betrieb habe es nach dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband mehrere Verhandlungsgespräche gegeben, „in typischer IGBCE-Kultur, ruhig und ohne großen Krawall, um einen Haustarifvertrag zu verhandeln“. Jedoch hätten sie zu keinem angemessenen Ergebnis geführt. „Die Beschäftigten sind sauer“, fasst Melches zusammen.

Ihr Kollege Korsch sagt: „Mir fehlt das Verständnis für diese Blockadehaltung der Arbeitgeberseite. Alle Angebote waren nicht hinnehmbar. Wir Sozialpartner finden immer gute Kompromisse, in wirtschaftlichen guten wie schlechten Zeiten.“

Die Kolleginnen und Kollegen bei Indulor „haben eine gerechte Lösung verdient. Wir als IGBCE sind klar in unseren gewerkschaftlichen Grundsätzen und steuern einer solchen Grundhaltung klar entgegen.“ Auch, wenn man dafür etwas Außergewöhnliches tun muss.