Der Prinz selbst ist das beste Beispiel. „Eines Tages rief mein lieber Vorgänger, der Marijo, bei mir an und sagt: Komm doch mal vorbei und probiere mein Ornat an“, erzählt Mally I. auf der Bühne in der Wagenhalle der Avea. Er habe Zweifel gehabt, schließlich ist Marijo ein ganzes Stückchen kleiner als Mally. Doch probiert habe er es. „Und – siehe da...“, sagt er und breitete die Arme aus. Jubel in der Menge vor der Bühne. Schick sieht er aus, der Prinz, im wiederverwendeten Ornat. „Dabei ging es nicht um Geld“, betont Mally. Auch für Marijo sei Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema, deswegen habe der es ihm geschenkt.

3000 Einzelteile

Kostüme, die nicht mehr passen oder langweilig geworden sind, gegen neue zu tauschen – das ist auch die Idee der ersten Kostümrausch-Karnevalsparty, die der Entsorger Avea gemeinsam mit der Stadt und dem Job Service Leverkusen (JSL) am Sonntag veranstaltet hat. „Und wenn ich mich umschaue, gibt es hier mehr zu tauschen, als bei Deiters zu kaufen“, sagt Avea-Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp mit Blick von der Bühne auf die übervollen Kleiderständer in der Wagenhalle. Mindestens 3000 Einzelteile seien abgegeben worden, sagt Unternehmenssprecherin Anika Hagt. Auch am Sonntag bringen noch viele Besucher aussortierte Kostüme und Accessoires mit. Dafür gibt es Wertmarken zum Erwerb neuer Schätze.

Das Gedränge zum Start um 12 Uhr stört die meisten Besucher nicht, mit Begeisterung werden die Kostüme begutachtet, viele sind mit Familien und Freunden gekommen und zeigen einander ihre Schätze. Carina Frieder hat sich ein Fliegenpilzkostüm ausgesucht, ihre Freundin macht begeistert Fotos. „Ich brauche noch was Warmes für den Straßenkarneval“, sagt Frieder, da kommt der große warme Hut gerade recht. „Ich finde die Veranstaltung ganz toll, weil man hier günstig an Kostüme kommen kann.“

Wer keine (oder zu wenige) Kostüme zum Tauschen abgegeben hatte, konnte welche für fünf Euro pro Stück erstehen. Auch ihr Tochter Nele ist schon fündig geworden. „Ich habe einen Pippi Langstrumpf“, sagt die Vierjährige stolz. In der Schlange zum Kinderschminken steht auch Tilda. Sie hat ein Krümelmonsterkostüm an. „Das Kostüm habe ich schon mitgebracht, aber den passenden Haarreif habe ich gerade hier gefunden“, erzählt die Achtjährige.

Die Kostüme will sie später auch noch durchschauen, aber eigentlich ist Tilda schon sehr gut vorbereitet: „Ich habe schon für jeden Tag im Karneval ein anderes Kostüm.“ Auch Uwe Richrath hat sein Lieblingskostüm schon im Schrank: „Als Rheindorfer bin ich mit dem Rhein und dem Wasser verbunden“, sagt der Oberbürgermeister. Aber nein, Matrose will er nicht sein: „Sondern Kapitän!“

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Stefanie Schmidt

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Das dürfte auch für viele der Besucher der Kostümrausch-Party gelten, die mit vollen Tüten die Halle verlassen. „Ich bin megazufrieden mit dem Besuch“, sagt Unternehmenssprecherin Anika Hagt. „Wenn man so eine Veranstaltung zum ersten Mal macht, weiß man ja nie, wie es angenommen wird.“ Doch mehrere hundert Menschen tummeln sich nicht nur um die Kostümständer, viele bleiben auch zum Rahmenprogramm mit Musik und Tanz. „Wir als Abfallentsorger machen uns immer Gedanken, wie wir das Thema Nachhaltigkeit der Bevölkerung näher bringen können.“ Und das gelingt in der lauten, bunt geschmückten Halle eindeutig. Rund 20 Mitarbeitende sind am Sonntag im Einsatz – ein großer Aufwand. Dennoch verspricht Hagt schon jetzt: Das soll nicht der letzte Kostümrausch gewesen sein.