Bergneustadt – Es ist unvorstellbar, was hier los ist“, staunte Walter Steinbrech von der Kriminalprävention der oberbergischen Polizei. Schon eine Viertelstunde vor Beginn der Fahrrad-Codierung am Sonntag wartete ein Dutzend Radfahrer neben dem Alleenradweg am Bergneustädter Bowlingcenter auf das Team des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), um seine Fahrräder kennzeichnen zu lassen. Rasch bildete sich eine lange Schlange, wer später kam, warte zwei Stunden.
Das war Zeit genug, um sich bei Steinbrech und seiner Kollegin Sabrina Maar Tipps zum Einbruchschutz, insbesondere aber zum Thema Fahrraddiebstahl zu holen . Maar wunderte sich über die vielen wertvollen Räder: „Da sind schon ein paar Fahrrad-Ferraris dabei.“
Zahlreiche Radler auf der umgebauten Bahntrasse schauten neugierig auf den Menschenauflauf. So auch Hartmut Hoßmann aus Bergneustadt. Glücklicherweise hatte er den Kaufbeleg für sein E-Bike in der Tasche und so entschloss er sich spontan, sein Fahrrad zusätzlich zum Schloss mit einem Code zu sichern.
Kein Profi stiehlt ein codiertes Fahrrad“, erklärte Bernhard Werheid aus Bergisch Gladbach. Der Vorstandsvorsitzende des ADFC Rheinberg-Oberberg freute sich: „Immer wenn ich ins Oberbergische komme, gibt es so einen Andrang, besonders bei dem tollen Wetter.“ Bei seiner Kollegin Lenore Grimm mussten die Radbesitzer zunächst einen Codierauftrag ausfüllen und die Gebühr von zwölf Euro für Nicht- ADFC-Mitglieder entrichten.
Anhand der Anschrift und der Initialen des Besitzers generierte Werheid sodann einen deutschlandweit einzigartigen Code. Sollte das Rad doch gestohlen und irgendwann gefunden werden, kann es so seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden. „Das System hat die Polizei in Bergisch Gladbach erfunden“, berichtete Werheid.
200 Zweiräder mit einem Code gesichert
Im Vorjahr habe der ADFC rund 14.000 Fahrräder in Deutschland codiert. Das sei allerdings nur ein verschwindend geringer Teil angesichts von mehr als vier Millionen verkaufter Räder, knapp ein Drittel davon E-Bikes. Für Gerd Hilchenbach aus Wiedenest war die Fahrradcodierung bislang kein Thema gewesen. Doch nachdem er von der Aktion gehört hatte, sei er mit seiner Frau kurzerhand hierhergekommen. Nach dem Entfetten des Rahmens klebte Werheid einen „Silberling“ auf das Sitzrohr unterhalb des Sattels und übertrug mit einem Nadelpräger den Code auf den Rahmen. „Abreißen nützt nichts“, meinte er. „Die Nummer ist jetzt in das Metall geprägt.“
Zum Ende der Aktion um 15 Uhr standen immer noch etwa 40 Räder in Warteposition. Werheid schaute die Schlange an: „Ich gehe erst, wenn der Letzte vom Platz ist.“ Doch insgesamt konnten knapp weniger als 100 Räder mit einem Code gesichert werden. „Das werden wir auf jeden Fall wiederholen“, sagte Polizeipressesprecherin Monika Treutler am Montag. Nachdem das Thema Fahrradcodierung bei der Polizei in den vergangenen Jahren in den Hintergrund rückte, sei man positiv überrascht von der Resonanz auf die Aktion am Sonntag: „Der Bedarf ist ganz offenbar groß.“
Auch Eike Schmilinsky aus Dieringhausen unterstützte die Aktion. Er ist der Ansprechpartner beim ADFC für Gummersbach und plant, noch in diesem Jahr eine eigene Ortsgruppe zu gründen.
Bereits jetzt gibt es einen Radlerstammtisch im Vollmerhauser Restaurant „Taj e India“, der sich jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr dort trifft und zu dem alle Fahrradbegeisterten eingeladen sind.
Die nächste Codieraktiondes ADFC findet statt am Samstag, 27. Juni, von 9 bis 15 Uhr zum Auftakt der Aktion „Stadtradeln“ in Hückeswagen an der Wasserquintett-Trasse (Alte Ladestraße).