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AbschiedNach 30 Jahren im Dienst verlässt Jürgen Greis Morsbachs Sekundarschule

Lesezeit 4 Minuten
Der nach 30 Jahren scheidende Schulleiter Jürgen Greis (rechts) von der Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule mit seinem designierten Nachfolger Holger Engelbert im Ratssaal der Gemeinde Morsbach.

Der nach 30 Jahren scheidende Schulleiter Jürgen Greis (rechts) von der Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule mit seinem designierten Nachfolger Holger Engelbert im Ratssaal der Gemeinde Morsbach.

Jürgen Greis hat schulfrei: Nach 30 Jahren verlässt der Chef der Leonardo-da-Vinci-Schule die Gemeinde Morsbach. Er geht in den Ruhestand.

„Was können Sie denn?“ Es ist der 8. August 1994 und Jürgen Greis hat in Morsbach seinen ersten Schultag. „Prompt hatte ich acht Fächer an der Backe“, erinnert sich der heute 66 Jahre alte Greis. Am Freitag, 5. Juli, wird der Siegener als Leiter der Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule in den Ruhestand verabschiedet – nach drei Jahrzehnten dort. „Kunst und Biologie habe ich danach nie wieder unterrichtet – zum Glück“, verrät der Pädagoge, der die Fächer Evangelische Religion und Geografie gelernt und für Informatik ein Zusatzzertifikat erworben hat. Begonnen hat er als Lehrer an der damaligen Erich-Kästner-Hauptschule in Morsbach.

Kunst und Biologie habe ich danach nie wieder unterrichtet – zum Glück!
Schulleiter Jürgen Greis über seine Anfangszeit in der Gemeinde Morsbach

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, denn das Land Nordrhein-Westfalen stellt zu jener Zeit keine neuen Lehrkräfte ein. Sieben Jahre lang arbeitet Greis als Jugendreferent bei Kirchengemeinden in Hünxe am Niederrhein und in Siegen-Weidenau. Als endlich frische Stellen kommen und ihn auch der Ruf nach Morsbach erreicht, macht Greis gerade Urlaub in Schweden, in der südlich gelegenen Region Skåne. „Wir wohnten in einem Haus, in dem es ein Telefon gab – was damals noch nicht selbstverständlich war.“

Nach dem Anruf verbringen Jürgen Greis und seine Ehefrau Gerrit nahezu den gesamten Tag im örtlichen Postamt, um alle notwendigen Unterlagen nach Deutschland zu faxen. Neben der Stelle in Morsbach stehen eine Wiehl, eine in Waldbröl und eine in Köln zur Wahl: Der Siegener entscheidet sich pragmatisch für den kürzesten Weg zum Arbeitsplatz – „Morsbach kannte ich bis dahin nicht“. Mit ihm beginnt dort übrigens auch sein heutiger „Vize“ Andreas Borlinghaus.

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Sieben Jahre lang hat Jürgen Greis auf den Job in Morsbach gewartet

Sechs Jahre danach wird Greis Konrektor – und erlebt einen drastischen Wandel der Bildungslandschaft in Oberbergs kleinster Gemeinde: Daraus verschwindet im Jahr 2011 die Gemeinschaftshauptschule ebenso wie später, zum Schuljahr 2019/2020, dann auch die Janusz-Korczak-Realschule. Mit dem Schuljahr 2009/2010 entsteht 2011 die Gemeinschaftsschule, aus der 2020/2021 die heutige Sekundarschule hervorgeht. 2009 ist Jürgen Greis Rektor der Hauptschule und ab Mai 2011 kommissarischer Leiter der Gemeinschaftsschule.

Und die kämpft ab 2017 ums Überleben – Pläne, mit der Gesamtschule in Waldbröl zu kooperieren, scheitern. Es heißt sogar, dass es nur bis zum Jahr 2024 ganz sicher eine weiterführende Schule in Morsbach gebe. „Bewegte Zeiten“, sagt Greis heute, im Jahr 2024. Lieber spricht er über die nahe Zukunft und blickt auf die Zahl der Anmeldungen: „Wir sind weiterhin bei einer stabilen Dreizügigkeit.“ Etwa 420 Kinder und Jugendliche drücken nach den Sommerferien an der Hahner Straße die Schulbank, unterrichtet werden sie von gut 40 Lehrkräften, zehn weitere Beschäftigte sind für die weitere Betreuung zuständig.

Projekt aus Morsbach ist heute landesweit ein echtes Vorbild

Zum Beispiel im 2023 gestarteten Parade-Projekt „Deutsch als Zweitsprache“, mit dem die Leonardo-da-Vinci-Schule inzwischen landesweit Schule macht. Kinder und Jugendliche mit einem Migrationshintergrund, davon zurzeit rund 40 aus der Ukraine, lernen in diesen Stunden die deutsche Sprache. Der Bau der Kulturstätte mit Mensa, die neuen Sportstätten und der seit dem Sommer 2020 immer noch anhaltende Umbau des Schulzentrums nennt Greis als weitere Herausforderungen seiner Zeit.

Dank sagen möchte er zum Abschied dem Rathaus und Bürgermeister Jörg Bukowski, in der Sitzung des Gemeinderats am kommenden Dienstag wird Greis ebenfalls verabschiedet. „Natürlich gab es gelegentlich Meinungsverschiedenheiten, aber die Zusammenarbeit war immer top und wir bekamen jede Unterstützung, die eine Schule braucht.“ Das gelte nicht zuletzt für die Digitalisierung, da sei die Da-Vinci-Schule immer einen Schritt vorausgewesen. Was sich dann auch während der Corona-Pandemie ausgezahlt habe. Der Schulleiter: „Diese Zeit möchte ich ansonsten aber vergessen.“

Nachfolger für Jürgen Greis wechselt offenbar von Siegen nach Morsbach

Ein Nachfolger für Jürgen Greis ist wohl gefunden: Mit Holger Engelbert soll ein gestandener Kollege mit Erfahrung in der Schulverwaltung nach Morsbach wechseln – wie Greis, so kommt auch er aus Siegen, leitet dort die Realschule auf der Morgenröthe. Greis versichert: „Ich werde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Die neue Freizeit aber soll vor allem Frau Gerrit und Enkelchen Noemi (anderthalb) gehören. Der Pädagoge freut sich auf lange Touren mit dem Fahrrad und die Arbeit im Garten. „Und endlich kann ich meine Garteneisenbahn ausbauen“, frohlockt der begeisterte Modellbauer. „Außerdem liebe ich es, Brot zu backen: Ich werde den gesamten Freundeskreis und die Nachbarschaft damit versorgen.“