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Stimmen aus Oberberg zur LandtagswahlSchwarz liebäugelt mit Grün

Lesezeit 3 Minuten

Marc Zimmermann (M.) kann schon mal die Koffer für Düsseldorf packen: Sein Einzug über die Liste galt schon früh am Abend als sicher.

Oberberg – Lange Gesichter bei Sozialdemokraten und FDP, Siegerlächeln hinter Masken bei CDU und Grünen: Im Foyer des Gummersbacher Kreishauses war der Wahlabend zunächst nur von wenigen oberbergischen Parteienvertretern verfolgt worden. Die meisten trudelten erst ein, als sich der Trend verfestigte und es klar war, ob man jubeln durfte oder doch dem Gegner gratulieren musste.

Ina Albowitz-Freytag (l.) war das Entsetzen über das FDP-Abschneiden ins Gesicht geschrieben.

Zu letzteren gehörte SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann, der sich von dem Ergebnis seiner Partei auf Landesebene enttäuscht zeigte: „Ich hätte mir ein engeres Rennen mit der CDU gewünscht. Eine klare Option für eine Regierungsbeteiligung rückt mit diesem Ergebnis in die Ferne.“ Konzelmann ging am Abend davon aus, dass es zu einer schwarz-grünen Landesregierung kommen werde. Anerkennung zollte er dennoch seinen beiden SPD-Kandidaten: Thorben Peping und Tobias Schneider seien auch aussichtsreiche Bewerber für künftige Wahlen.

Zufriedener CDU-Fraktionschef

„Superzufrieden“ zeigte sich der CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Michael Stefer. Nur zaghaft habe er zu hoffen gewagt, dass seine Christdemokraten noch mal Prozentpunkte zulegen können. „Das ist ein tolles Ergebnis für die Landes-CDU, Hendrik Wüst hat die Menschen überzeugt.“ Ein Regierungsbündnis mit den Grünen kann sich Stefer gut vorstellen: „Es gibt ja Beispiele dafür, dass CDU und Grüne gut zusammenarbeiten können.“

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Der deutliche Stimmenzuwachs versetzte die Grünen im Kreishaus in Feierlaune. Dass es gut für sie aussieht, war der Partei schon vor der Schließung der Wahllokale klar: Ihre Delegation war die erste, die am Abend ins Kreishaus gekommen war. Als die Hochrechnungen die Grünen bei 18 Prozent sahen, war Direktkandidat Marc Zimmermann zunehmend zuversichtlicher, dass er dem neuen Landtag angehören wird. Er steht auf Platz 34 der Reserveliste. „Rein rechnerisch, könnte ich es bei einem Abschneiden von 17 Prozent bereits über die Liste in den Landtag schaffen.“ Dabei hatten ihn die Wahlkampfwochen gar nicht so optimistisch gestimmt: „Es war bemerkbar, dass viele Menschen wahlmüde sind. Und Themen wie der Ukraine-Krieg und die steigenden Energiepreise beschäftigen die Leute derzeit mehr als landespolitische Themen.“

Vorfreude auf einen Kollegen in Düsseldorf

Zimmermanns Parteikollegin Sabine Grützmacher, die bei der vergangenen Bundestagswahl ebenfalls per Liste zum Mandat gekommen ist, freute sich, voraussichtlich bald einen oberbergischen Kollegen in Düsseldorf sitzen zu haben.

Ein Wahldebakel mussten die Freien Liberalen verkraften. FDP-Kreisvorsitzende Ina Albowitz-Freytag wollte den ersten Hochrechnungen zunächst gar nicht so recht trauen: „Nur fünf Prozent? Die letzten Umfragen haben uns doch viel höher gesehen.“ Später musste sie eingestehen: „Irgendetwas machen wir definitiv verkehrt.“ Besonders enttäuschend empfand Albowitz die geringe Wahlbeteiligung, gepaart mit dem guten Abschneiden der AfD. Dr. Friedrich Wilke (FDP) ergänzte: „Diese Wahl ist für mich absolut rätselhaft.“ Kandidatin Annette Pizzato hatte mit zehn Prozent auf Landesebene gerechnet: „Es ist erschreckend.“

AfD-Kreissprecher und Kandidat Bernd Rummler zeigte sich mit den knapp über fünf Prozent seiner Partei zufrieden: „Der Wiedereinzug in den Landtag war unser Minimalziel, und das haben wir erreicht.“ Mit dem Ergebnis in Oberberg selbst, das bei den anderen Parteien für Aufsehen sorgte, war er sehr zufrieden. Eines davon, das besonders heraussticht, holte Direktkandidatin Susanne Valentin im Süden: In Maibuche landet sie bei 59,68 Prozent – weit vor Löttgen (20,16) und noch viel weiter vor der übrigen Konkurrenz.

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Jan Köstering, der für die Linken angetreten war, fuhr ein ähnlich schlechtes Wahlergebnis ein wie seine Partei auf Landesebene. „Ich bin wirklich bedrückt“, räumte er ein. Der offene Richtungsstreit seit 2015 sei der Hauptgrund für den Misserfolg, vermutete er: „Die Partei muss sich zusammensetzen und klären, was wir wollen.“ Dass nur etwa 55 Prozent der Oberberger ihre Stimme abgaben, betrübte alle Parteienvertreter. Im Norden waren es 56,5 (2017: 65,7), im Süden 53,6 (63,2).