Bergisch Gladbach – Großes Überraschung für manche Fahrgäste der Linie 1 am Sonntagmorgen kurz vor elf am Bensberger Busbahnhof: Rot-weiße Flatterbänder und ein hoher Absperrzaun an der Treppe, die hinunterführt zum Bahnsteig der Straßenbahnlinie 1. Auch der Aufzug ist stillgelegt. Was nun?
Doch da weist ein Schild auf die „Ersatzhaltestelle“ mit dem Pfeil noch oben auf die Lösung des Problems hin: Ersatzbus 101 fährt Richtung Weiden-West sonntags alle 15 Minuten, werktags alle zehn Minuten. Auf der Rolltreppe fährt man bequem nach oben, wo gerade der Bus 101 aus Richtung Refrath einfährt. Eine Gruppe junger Männer purzelt heraus. „ Wir haben gefeiert bis heute Morgen – Kölner Lichter“, sagt in bester Laune René Lange (29). „Das Umsteigen in Refrath von der Bahn in den Bus hat bestens geklappt.“
Sanierung des Gleisbetts bis 12. August
Auch die Mitarbeiter vom KVB-Service, die hier am Sonntag Dienst haben, bestätigen, dass alles reibungslos läuft: „Die Leute sind schon auf die Sperrung eingerichtet. Wegen der Ferien ist das Fahrgastaufkommen auch nicht mehr so hoch.“
Seit drei Uhr morgens ist am Sonntag die Strecke zwischen Refrath und Bensberg für die Straßenbahn gesperrt: Auf 1,7 Kilometer Länge wird zwischen der alten Eisenbahnunterführung an der Eichenhainallee in Frankenforst und der Ferdinand-Stucker-Straße in Bensberg bis zum 12. August das gesamte Gleisbett saniert.
Gleise werden zerlegt und abtransportiert
Pünktlich um vier Uhr in der Nacht haben die Bauarbeiten begonnen. Seitdem stehen die Ersatzbusse bereit. An der Haltestelle Kölner Straße auf der Ecke Graf-Adolf-Straße ist eine der Baustellen: Zweiwege-Bagger stehen auf den Schienen bereit, die herausgetrennten Abschnitte zu greifen und auf den Lastwagen an den Kölner Straße zu hieven – bei jedem Vorgang ein Segment mit acht Schwellen und zwei Schienen, das macht 1,2 Tonnen.
Beim vierten Abschnitt geht der Laster ein bisschen in die Knie, setzt sich aber sofort in Gang, um die tonnenschwere Last 60 Meter weiter auf das Zwischenlager am Neuenweg zu transportieren. Dort lagern kurz vor zwölf schon 220 Schienen-Teilstücke mit 5,5 Meter Länge. „Bei diesem Baustellennahverkehr ist keine Ladungssicherung erforderlich“, erklärt Projektleiter Michael Grobler vom Bauunternehmen Hausmann. „Schwellen und Gleise werden Stück für Stück zerlegt und abtransportiert.“
Die neuen Gleisabschnitte, die später eingebaut werden, seien 18 Meter lang. Von den Bauarbeiten sollen die Anwohner möglichst wenig gestört werden. „Wir arbeiten in zwei Schichten mit wechselnden Einsatzkräften, von sechs bis 23 Uhr“, so der Projektleiter. „Und in der Nacht wird nur gearbeitet, wo es notwendig ist.“
Tatsächlich funktioniert die Baustelle an der Kölner Straße fast ohne Lärm. Dafür sprühen Funken: Die Schienen werden mit einer Brennschneidemaschine innerhalb einer Minute durchtrennt. „Das geht mit einem Gemisch aus Gas und Sauerstoff – ein sehr leises Verfahren“, erklärt Mitarbeiter Marco Teusch die Funktionsweise des Trennschneiders, der mit zwei großen Sauerstoff-/Glasflaschen huckepack über die Schienen geschoben wird.
Passanten beobachten die Arbeiten, fachsimpeln über die alten Verfahren zum Schienentrennen mit der Flex, die ohrenbetäubenden Lärm verursachte. Es läuft alles reibungslos, nur an der Kölner Straße gibt es brenzlige Situationen, als unaufmerksame Autofahrer fast auf die zu beladenden Lastwagen auffahren.