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„Cargo Cap“Machbarkeitsstudie zu unterirdischem Transportsystem präsentiert

Lesezeit 3 Minuten

In der Theorie die Lösung für viele Probleme: Der Güterverkehr läuft per Paletten in Kabinen (Caps) unter der Erde.

Bergisch Gladbach – Unterirdisches Transportsystem für Bergisch Gladbach? Da war doch was. Richtig: Ende 2018 hat der Rat beschlossen, sich an einer Machbarkeitsstudie zum „Cargo Cap“ (siehe Kasten) für Bergisch Gladbach zu beteiligen. 31 000 Euro zahlte die Stadt und 267 000 kamen aus anderen Fördertöpfen zusammen. Die fertige Studie liegt bereits seit Januar dieses Jahres vor. Aber vorgestellt und diskutiert wurde sie bislang noch nicht. Am 15. Juni steht das Thema als „Mitteilungsvorlage“ auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses. Und mitzuteilen gibt es einiges.

Aufwendig und detalliert werden verschiedene Szenarien durchgerechnet. Mal wird die Größe der Paletten verändert, dann die Zinsen oder auch die Förderung durch Bund und Land. In einem neuen Modell werden die rollenden Kabinen durch den eSprinter – ein elektrisch angetriebener Transporter – von Mercedes Benz ersetzt. In einer Variante geht es auch bis zum Kölner Flughafen.

Das ist Cargo Cap

Die Firma Cargo Cap hat ihren Sitz in Bochum. Gegründet worden ist sie 2006 von Dietrich Stein, der zuvor an der Bochumer Universität das unterirdisches Transportsystem entwickelte. Die Grundidee ist, Paletten über ein unterirdisches Schienennetz zu transportierten. Die Paletten werden in kleine Wagen (Caps) vollautomatisch von einem Terminal zum Verbraucher gebracht.

Die Fahrrohre sollen einen Durchmesser von 2,80 Meter haben und in drei Meter Tiefe – unter allen Strom-, Gas- und Wasserleitungen – verlegt werden. Fast die gesamten Bauarbeiten seien unterirdisch zu leisten. In der Theorie verschwindet so der gesamte Güterverkehr in der Erde. Das System ist zwar häufig gelobt worden und hat auch Preise gewonnen, ist aber bislang noch nirgendwo realisiert worden. In einem Video, das im Internet zu sehen ist, zeigt die Firma ihre Vision. (nie)

www.cargocap.de

Der Studie und deren Verfassern ist anzumerken, dass ihnen das Projekt am Herzen liegt– nur zu gerne hätte sie es mit positiven Zahlen unterfüttert. Aber am Ende aller Rechnungen und Erklärung steht dann doch folgender Satz: „Die Inangriffnahme der Realisation des subterrestrischen Transportsystems in Bergisch Gladbach muss somit mit dem Hinweis auf seinen Pilotcharakter für die Entwicklung umweltfreundlicher, nachhaltiger Gütertransportsysteme begründet werden.“ Ein komplizierter Satz mit einer einfachen Kernaussage: Rechnen wird sich Cargo Cap nicht – er muss politisch gewollt sein.

Allein das prognostizierte Investitionsvolumen von über 800 Millionen Euro (je nach Variante) ist atemberaubend. Paletten sollen an einer zentralen Station in der Nähe des Autobahnanschlusses Bensberg auf- und abgeladen werden. Anschließend geht es etwa sieben Kilometer in Richtung Gladbacher Innenstadt. 800 Millionen Euro sollen also dafür ausgegeben werden, damit ein Transporter nicht sieben Kilometer weiter fährt und seine Palette ausliefert. Die jährliche Unterhaltung des Rohrsystems wird mit über 700 000 Euro angegeben.

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Michael Zalfen ist Sozialdemokrat und absoluter Fachmann und Überzeugungstäter in Sachen Cargo Cap. Aber auch er sagt: „Gladbach kann nur eine Teststadt sein, die zeigt, dass das System funktioniert.“ Wirtschaftlich werde Cargo Cap erst bei einer großen Vernetzung von verschiedenen Lade- und Entladestationen. Im Augenblick würden Gespräche von Cargo Cap in der Schweiz und in Hamburg geführt. Zalfen selbst war bei einer Gesprächsrunde im Bundesverkehrsministerium dabei. „Das Projekt ist alles andere als tot“, ist er sicher.

Wie es in Bergisch Gladbach weitergeht, ist noch offen. Die Stadt hat 31 000 Euro in eine Studie investiert – mehr ist bislang nicht passiert. Und die offene Frage ist, ob noch mehr passieren soll.