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MillimeterarbeitSo verlief der Einbau einer 80 Tonnen schweren Eisenbahnbrücke in Frechen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bauarbeiter in orangefarbener Warnweste beobachtet, wie das tonnenschwere Stahlbrückenteil mit dem Schwerlastkran verladen wird.

Mit dem Schwerlastkran wird das 80 Tonnen schwere Brückenteil verladen.

Die HGK erneuert derzeit die Eisenbahnbrücke über der Holzstraße (L 496). Wegen der Hochspannungsleitungen kann kein Kran eingesetzt werden.

Für den Ingenieur Marc Trinius ist jeder Brückenbau anders und immer wieder herausfordernd. Er weiß, wovon er spricht. Ein Dutzend Brücken hat er bereits eingesetzt oder eingehoben. „Auf keinen Fall ist das Routine“, sagte der 53-Jährige. Das gilt auch für seine aktuelle Baustelle.

Als Projektleiter verantwortet er für die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) die Erneuerung der Eisenbahnbrücke in Frechen an der Holzstraße (L 496). In den Sommerferien soll der Großteil geschafft sein. Bis Dienstag, 20. August, ist die Straße aber noch gesperrt. Für die Fahrgäste der Stadtbahn-Linie 7 wurde für diesen Zeitraum im Streckenabschnitt zwischen der Haltestelle „Haus Vorst“ und der Endhaltestelle „Frechen Benzelrath“ ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Brückenteil wurde von der Nordsee nach Frechen transportiert

Am Mittwoch wurde es spektakulär auf der Baustelle. Alle waren gespannt auf den Einschub einer ersten neuen Stahlbrückenverbindung, die in der Betriebsstätte Sande bei Wilhelmshaven von der Züblin Stahlbau GmbH nach Maß angefertigt und an der Holzstraße montiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt war bereits von dem ursprünglichen Brückenbauwerk nicht mehr viel sehen.

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Es bestand aus drei Teilen, die für den Personennahverkehr und den Schienengüterverkehr genutzt wurden. Zwei Konstruktionen werden jetzt erneuert. Ein drittes Brückenteil mit einem Rangiergleis ist nicht mehr erforderlich und wurde komplett zurückgebaut. Auch die Unterbauten wurden inzwischen erneuert, verstärkt und für die Einhebung der beiden neuen Stahlbrückenteile vorbereitet.

Zwei Transportfahrzeuge schieben das Stahlbrückenteil quer über die Fahrbahn.

Auf ferngesteuerten Transportfahrzeugen wurde der Stahlkoloss noch 200 Meter weit zur Brückenbaustelle vorgeschoben.

„Das Besondere hier ist, dass gleich mehrere Hochspannungsleitungen über diese Eisenbahnbrücke führen. Das heißt, wir können die neuen Stahlteile nicht einfach mit einem Kran einheben“, erklärte Marc Trinius. „Dann würde zwischen dem Kran und dem spannungsführenden Seil ein Lichtbogen gezündet“, führte er aus.

Deswegen wurde weit genug weg von den Leitungen das erste Brückenteil gut gesichert an Spreiztraversen von dem Kran auf zwei sogenannte SPMT geladen. SMPT steht dabei für Self-Propelled Modular Transporter. Diese ferngesteuerten Fahrzeuge eignen sich für den Transport von äußerst großflächigen und schweren Ladungen und können sehr gut auf engstem Raum manövrieren, sie erlauben ein millimetergenaues Lenken und Steuern. „Damit arbeiten wir hier auch zum ersten Mal“, berichtete der Projektleiter.

Ferngesteuerte Transporter schieben die Brücke an Ort und Stelle

Dabei spielten die 25 Meter Länge der Brücke eine Rolle, da sie auf den SMPT quer zur Holzstraße transportiert wurde. Damit alles klappte, musste kurzerhand noch ein Grünschnitt am Straßenrand erfolgen. Danach konnte die rund 80 Tonnen schwere Brücke „sanft“ vom Montageplatz rund 200 Meter weiter dahinter in Endposition gebracht und behutsam eingeschoben werden.

Per Joystick und auf den Millimeter genau kam sie auf den dafür vorgesehenen Platz. Am Donnerstag soll sich das Schauspiel wiederholen und das zweite neue Brückenteil von den SPMTs „geschultert“ und an den finalen Platz gebracht werden.

Eisenbahnbrücke aus den 60er-Jahren muss ersetzt werden

Die Erneuerung der Eisenbahnbrücke war notwendig geworden, da die aus Spannstahl bestehenden Tragwerke der Brückenteile, die aus dem Jahr 1966 stammen, aufgrund des Alters, physikalischer Prozesse und der hohen Verkehrsbelastung mittlerweile Mängel aufwiesen. Die neuen Stahlüberbauten wiegen 175 Tonnen.

Neben den Brückenerneuerungen seien in den Sommerferien im HGK-Gebiet weitere Arbeiten wie Bahndammsicherung, Neubau eines Spundwandbeckens, Erneuerung der Gleisentwässerung und Weichenreparaturen vorgesehen, informierte das Unternehmen. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro.

Nach den Sommerferien sollen weitere Arbeiten zur Betoninstandsetzung an den Brückenunterbauten erfolgen. Hierfür könne die Straße in beide Fahrtrichtungen halbseitig freigegeben werden, hieß es.