Hürth – Elf Wasserstoffbusse kurven bereits durch Hürth, bis Jahresende kommen fünf weitere dazu. Dann fährt die komplette Stadtbusflotte, die eine Millionen Kilometer im Jahr zurücklegt, mit klimaneutralem Wasserstoff. Weil die Kapazität der Wasserstofftankstelle am Chemiepark Knapsack dafür nicht mehr ausreicht, wird Mitte 2022 eine zweite Zapfstelle in Betrieb genommen. Die Stadtwerke haben darüber einen Vertrag mit dem Industriegasunternehmen Air Products abgeschlossen.
Entstehen wird die Wasserstofftankstelle auf einem 1700 Quadratmeter großen Grundstück an der Bonnstraße nahe dem Fachmarktzentrum Eschweiler Straße. Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Busdepot der Firma Schilling Omnibusverkehr; dort parken die Stadtbusse nach Betriebsschluss. Die Wahl sei aber auch auf den Standort gefallen, weil er zentral liege, sagte Bürgermeister Dirk Breuer.
Anders als in Knapsack wird die Tankstelle in Hermülheim öffentlich sein. Dort kann also jeder sein Wasserstoffauto auftanken. Breuer und Stadtwerkevorstand Stefan Welsch sehen Hürth als Vorreiter beim Wasserstoff, sie wollen mit der Tankstelle auch Anreize für den Umstieg auf Brennstoffzellenfahrzeuge setzen. „Wir wollen zeigen: Es funktioniert“, erklärte der Bürgermeister.
Die ersten Wasserstoffbusse kurvten schon vor zehn Jahren durch Hürth
Bei den Bussen klappt das schon seit zehn Jahren. 2011 startete der Regionalverkehr Köln (RVK) im Auftrag der Stadtwerke mit zwei Prototypen, inzwischen besteht die Flotte aus ausgereiften Serienfahrzeugen. Damals nahmen die Stadtwerke auch die Wasserstofftankstelle in Knapsack in Betrieb, die bereits von Air Products errichtet und einmal erweitert wurde. Getankt wird dort Wasserstoff, der als Nebenprodukt im Chemiepark anfällt. Der Druck an der Zapfsäule reicht aber nur für Busse. Ihre drei geleasten Wasserstoff-Pkw muss die Stadtverwaltung bislang in Nachbarstädten auftanken.
Die Tankstelle in Hermülheim werde technisch auf dem neuesten Stand sein, kündigte Jörg Hömberg, Geschäftsführer der Air Products GmbH mit Sitz in Hattingen, an. Mit Drücken von 350 und 700 bar und einer Vorkühlung können dort sowohl Lkw und Busse als auch Pkw innerhalb von zehn Minuten volltanken. Das weltweit tätige Industriegasunternehmen, das nach eigenen Angaben 30 Jahre Erfahrung mit dem Bau und Betrieb von Wasserstofftankstellen hat, wird in Hürth einen Millionenbetrag investieren und die automatische Zapfstelle auf eigene Rechnung betreiben. Als weltweit größer Produzent wird Air Products auch den Wasserstoff liefern. „Die Kunden werden nur den Wasserstoffpreis bezahlen“, so Hömberg. Die Stadtwerke haben nach europaweiter Ausschreibung mit dem Unternehmen einen langjährigen Abnahmevertrag geschlossen.
Die Vertragspartner werteten den Bau der Tankstelle als weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität. Die Wasserstoffbusse hätten allein im ersten Halbjahr in Hürth 270 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart, erklärte Jürgen Wiethüchter, Centerleiter Mobilität bei den Stadtwerken. Hürth setzt weiter auf Wasserstoff: 2022 soll das erste von zwei Müllfahrzeugen in Betrieb gehen, aus deren Auspuff nur Wasserdampf kommt.