„Kohle gegen Kohle“Klimaaktivisten wollen RWE ein Stück Land bei Lützerath abkaufen

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Das Ortsschild von Lützerath im Protestcamp von Umweltaktivisten vor der Räumung.

Das Ortsschild von Lützerath im Protestcamp von Umweltaktivisten vor der Räumung.

1,5 Millionen Euro wollen Klimaaktivisten dem Konzern RWE für ein Stück Land bei Lützerath anbieten – damit die Kohle im Boden bleibt.

Eine kleine Gruppe von Klimaaktivisten hat zu Spenden aufgerufen, um dem Energiekonzern RWE Land neben dem abgerissenen Dorf Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier abkaufen zu können.

Unter dem Motto „Kohle gegen Kohle“ wollen sie RWE 1,5 Millionen Euro für eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern anbieten und so sicherstellen, dass die darunter liegende Kohle in der Erde bleibt. Das Geld soll über Crowdfunding zusammenkommen.

Klimaaktivisten wollen RWE den Kauf auf Aktionärs-Hauptversammlung vorschlagen

Der Kaufvorschlag werde auch auf der digitalen Aktionärs-Hauptversammlung von RWE präsentiert, kündigte Klimaaktivistin Lilith Rein am Freitag in Köln an. Ein Sprecher von RWE wollte das Angebot auf Anfrage nicht kommentieren.

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Zur ehemaligen Siedlung Lützerath, die schon vor rund einem Jahr vom Tagebau in Anspruch genommen worden sei, sei alles bekannt und gesagt, teilte der Sprecher mit.  Auf die Frage, wo überhaupt das Interesse von RWE an einem Verkauf liegen solle, sagte Rein, RWE habe das erklärte Ziel, auf erneuerbare Energien umzusteigen, und hier werde dem Konzern ein „sehr guter Ausweg“ aus der fossilen Zeit geboten.

Angebot an RWE wird von kleinem Kreis der Klimaschützer organisiert

Bei der Lancierung des Plans sagte der Geologe und Klimaaktivist Nikolaus Froitzheim von der Universität Bonn, die vergangenen Monate seien weltweit extreme Hitzemonate gewesen. „Die Klimaforscher und Meteorologen sind fassungslos darüber, aber die Öffentlichkeit nimmt nicht viel Notiz davon“, kritisierte der Wissenschaftler.

Rein sagte, das Angebot an RWE habe nur ein kleiner Kreis von Aktivistinnen und Aktivisten organisiert, sie würden aber von vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen und NGOs unterstützt. Das Dorf Lützerath war im vergangenen Jahr nach Massenprotesten und einem riesigen Polizeieinsatz geräumt und abgebaggert worden. 

Der Landwirt Eckhardt Heukamp war damals lange standhaft geblieben und hatte seinen Hof nicht aufgegeben. Zuletzt verlor er jedoch einen Prozess und verkaufte seinen Hof an RWE. Zahlreiche Kohlegegner und Klimaaktivistinnen und -aktivisten besetzten das Dorf und blieben mehr als zwei Jahre. Im Januar 2023 wurde Lützerath geräumt, unter erheblichem Widerstand der Besetzer.

Herbert Reul wollte Desaster des Hambacher Forst in Lüterath verhindern

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war dabei stark bemüht, ein Desaster wie im September 2018 bei der Räumung des Hambacher Forstes zu vermeiden. Damals zog sich die Räumung über einen Monat hin. Ein Aktivist kam dabei ums Leben – er stürzte von einer Brücke zwischen zwei Plattformen auf den Bäumen.

In Lützerath wehrten sich Aktivisten unter anderem, indem sie einen Tunnel unter dem Dorf gruben und sich Dorf verschanzten. Bei einer Großdemonstration marschierten rund 15.000 Teilnehmende und skandierten „Lützi bleibt“, darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Bei der Räumung blieb nicht immer alles friedlich. Bis heute fahndet die Polizei nach mehreren Personen, unter anderem wegen Körperverletzung oder Widerstand gegen Polizeibeamte, Landfriedensbruch oder Brandstiftung. Ein als Mönch verkleideter Aktivist erlangte zweifelhafte Internetberühmtheit, als auf einem Video zu sehen war, wie er Polizisten in den Schlamm schubst.

Die Tagebaugruben Garzweiler und Hambach sollen nach dem Ende des Braunkohleabbaus ab 2030 mit Rheinwasser befüllt werden und zu Tagebauseen werden. Bis dahin wird es jedoch knapp 40 Jahre dauern, so das Lanuv NRW. (mit dpa)

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