Pulheim-Stommeln – Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Öffentlichen Bücherei St. Martinus Stommeln reden Klartext. Genauer gesagt schreiben sie Klartext in einem Brief an Generalvikar Dr. Markus Hofmann: Sie sähen sich nicht in der Lage, die Bücherei ohne leitende Fachkraft weiterzuführen.
Das Kölner Generalvikariat hatte angekündigt, die Vertragsbüchereien im Erzbistum, bei denen sich Kirche und Kommune die Kosten teilen, nicht mehr zu fördern. Neben Stommeln ist davon auch Kerpen betroffen. Ehrenamtlich geführte Büchereien sollten den kostenlosen Zugang zu Medien gewährleisten, hatte das Generalvikariat geschrieben. „Wir Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler haben weder die fachliche Kompetenz noch die erforderliche Zeit noch den Willen, derart in die Verantwortung genommen zu werden“, heißt es in dem Brief aus Stommeln, den 16 Frauen und zwei Männer unterschrieben haben.
„Noch mehr Menschen aus der Kirche treiben?“
Sie engagierten sich gern, weil Leiterin Anette Göhler selbst großes Engagement zeige. Sie sei Diplom-Bibliothekarin mit fast 30 Jahren Berufserfahrung: „Ihre Arbeit erfordert nicht nur den fachlichen und versierten Umgang mit aktuell über 11.000 Medien, sondern auch umfängliche Kenntnisse in Personalführung und der Einsatzplanung von rund 25 Ehrenamtlerinnen und -amtlern.“
Für die sieben Vertragbüchereien im Erzbistum beliefen sich die Kosten auf rund 310.000 Euro, heißt es in dem Schreiben, für Stommeln seien es rund 24.000 Euro: „Wollen Sie wirklich durch die Einsparung einer für Sie relativ kleinen Summe so viel zerstören und damit noch mehr Menschen aus der Kirche treiben?“ Im Vergleich zu dem zweiten Missbrauchsgutachten seien das doch kleine Summen.
Klare Forderung an Vikar
Der Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum und mit den Gutachten dazu hatte Rainer Maria Kardinal Woelki in den vergangenen Monaten viel Kritik bis hin zu Rücktrittsforderungen eingebracht und viele Katholiken bewogen, aus der Kirche auszutreten. Die Bücherei sei für viele Besucher „der einzige positive Kontakt zur Kirche“, schreiben die Stommelner. Viele Kinder nutzten die Einrichtung, für Senioren sei sie ein wichtiger Kontakt.
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Die Ehrenamtlerinnen weisen auch darauf hin, dass die Stommelner Bücherei vor eineinhalb Jahren für viel Geld renoviert wurde. Unter anderem wurden Regale auf Rollen angeschafft, damit es leichter ist, den Raum für Veranstaltungen zu nutzen. „Es wäre eine Verschwendung von kommunalen Geldern, wenn die Bücherei nicht in ihrer vielfältigen Form weiter arbeiten könnte.“ Der Schluss des Schreibens an den Generalvikar ist deutlich: „Wir fordern Sie daher auf, Ihre Entscheidung zu überdenken und rückgängig zu machen.“