Neunkirchen – Zu den Dozenten des 7. Bergischen Jazz-Workshops in Neunkirchen (25. bis 27. Oktober) gehört der Schlagzeuger Jens Düppe. Mit dem Kölner, in diesem Jahr mit dem WDR-Jazzpreis in der Sparte Improvisation ausgezeichnet, sprach Peter Lorber.
Ihr jüngstes Album „Dancing Beauty“ erntete Lob vor allem für seine Vielfalt. Das dürfte für Sie umso erfreulicher sein, als Sie der Arrangeur aller Stücke sind. Half Ihnen da die frühere Klavierausbildung?
Viel Klavier ist nicht mehr übrig geblieben, aber zum Komponieren reicht es. Ich weiß, wo die Töne liegen und wie Akkorde funktionieren. Aber ich muss anders herangehen als die reinen Komponisten, bei denen das Muskelgedächtnis der Finger für schnellen Fortschritt sorgt. Bei mir geht nichts automatisch, ich muss mir bewusst Ton für Ton erkämpfen.
Das Album ist von seltener Brillanz, keines der neun Stücke ist wie das andere, und sie repräsentieren eine Vielzahl von Stilen. Schlummern ungeahnte Talente in Ihnen?
Danke. Es liegt vielleicht auch daran, dass ich um die Fähigkeiten der drei Mitstreiter meines Quartetts (Christian Ramond - Bass, Lars Duppler - Klavier, Frederik Köster - Trompete) weiß. Vielen durchkomponierten Passagen stehen viele freie Passagen gegenüber. Da habe ich wenig vorgeschrieben und jeder hatte genug Freiheiten, solistisch zu brillieren.
Braucht es für solche Arrangements mehr Musikalität und Gefühl für Harmonien und Melodie, als es für das Schlagzeug erforderlich wäre?
Das lässt sich sich nicht so scharf trennen. So wie wir Drummer ein Gespür für die anderen Instrumente haben müssen, steckt in jedem Trompeter, Pianist und den anderen Instrumentalisten auch immer ein Drummer. Ohne Groove geht gar nun nichts im Jazz.
Finden Sie auch Vorbilder in Schlagzeug-Legenden wie Art Blakey, Gene Krupa, Buddy Rich oder Charly Antolini?
Von Antolini habe ich nicht so viele Aufnahmen im Plattenschrank, der verkörpert eher das kraftvolle, rockige Spiel. In den anderen Dreien auf jeden Fall, wobei noch Elvin Jones dazu gehört. Mit 44 Jahren kann ich noch relativ weit in die Jazztradition zurückschauen.
Dozentenkonzert
Vom 25. Oktober bis 27. Oktober findet in Neunkirchen-Seelscheid der siebten Bergischen Jazz-Workshop statt. Am Vorabend des Workshops (Donnerstag, 24. Oktober) gibt es um 20 Uhr in der Aula des Antonius-Kollegs das Dozentenkonzert mit Thomas Rückert (Klavier), Frank Haunschild (Gitarre), Hugo Read (Saxophon), Anne Hartkamp (Vocal), Reza Askari (Bass), Ryan Carniaux (Trompete) und Jens Düppe (Drums). Karten gibt es an der Abendkasse zum Preis von 20 (ermäßigt 12) Euro. (loi)
Blakey und Jones scheinen auch Anleihen zu geben, was die relativ übersichtliche Ausstattung Ihres Schlagwerks betrifft.
Für Jazz, außer vielleicht für Rock- und Fusionjazz, braucht es nicht viele Trommeln. Kernelement sind die Becken, ich bezeichne sie als das tragende Metronom. Die Trommeln dienen eher für die Verzierungen.
Was erwartet die Teilnehmer beim kommenden Workshop?
Die Atmosphäre des Gebens und Empfangens. Der Geist der Musik in der Gemeinsamkeit ist schön und das gegenseitige Aufbauen in Combos, was auch in Neunkirchen-Seelscheid einen großen Teil ausmacht.
Sie treffen dort auf Laien unterschiedlicher Klasse. Kommt man da zu einem zufrieden stellenden Workshop-Ergebnis?
Ich glaube ja. Denn wichtig ist, dass wir die am wenigsten Fortgeschrittenen nicht verlieren und die Fortgeschrittenen nicht langweilen. Wichtig ist auch, dass die Einheiten nicht zu Einbahnstraßen der Dozenten werden und jeder Lust und Motivation mitbringt.
Beim Dozentenkonzert treten mit Ihnen weitere sechs Jazz-Größen an. Was können die Besucher erwarten?
Wir werden uns in der Jazztradition aufhalten und eventuell die ein oder andere eigene Komposition eines der Dozenten spielen, vielleicht auch von mir. Es wird auf jeden Fall bunt.
Was waren die größten Momente in ihrer Karriere?
Unvergesslich wird für mich der Anruf bleiben, als mich - ich war noch keine 30 Jahre alt - Albert Mangelsdorff angerufen und ins Deutsch-Französische Jazz Ensemble eingeladen hat. An die Zeit in seinem Quintett werde ich immer denken und an das Bundesjazzorchester, in dem ich unter Peter Herbolzheimer spielte.
Übt ein Profi wie sie noch regelmäßig?
Das muss er, um oben zu bleiben. Ich übe ein bis drei Stunden am Tag, fünfmal in der Woche. Was oft schwer ist, denn das Leben eines Berufsmusikers wird auch durch Konzertvorbereitung, Internet, Buchführung, Steuern und vieles mehr bestimmt.
Welche fünf Jazz-Platten würden sie auf die einsame Insel mitnehmen?
Ich nähme nicht nur Jazzmusik mit. Aber spontan sage ich: Von Frank Sinatra und dem Count Basie Orchestra die „Live at the Sands“, von Ahmad Jamal „But Not For Me“, vom Keith Jarrett Trio „Tribute“, „Kind of Blue“ von Miles Davis und von The Bad Plus „Big Eater“.