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Bis 8. MaiIn der Eitorfer Galerie sind skurrile Bilder zum Thema Essen zu sehen

Lesezeit 3 Minuten
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Galeristin  Carmen Vetere zwischen zwei Bildern von Hendrina Krawinkel.  

Eitorf – Griesgrämig schaut der Brotteig drein, vorwitzig lugt die Aubergine zwischen Blumenkohl und Eiern hervor. Und der Chinakohl mit seinen fransigen Blättern macht einen traurigen Eindruck. Lauter gestandene Charaktere, nur dass sie essbar sind. Jan Ptassek kreiert sie in seiner Küche. Zwei Kunststoff-Augen in Gemüse oder Teigmasse appliziert – fertig ist das Motiv. Der Eitorfer hat Sinn fürs Skurrile, was er mit seinen witzigen Fotografien „Living food“ in der Galerie Incontro beweist.

„Wir bitten zu Tisch“ – unter diesem Motto hat Carmen Vetere ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler versammelt. „Ich hatte schon lange Lust darauf“, sagt die Galeristin, die selbst gern kocht und Gäste bewirtet. Eröffnet das Thema doch eine Fülle von Möglichkeiten, in die kulinarische Welt mit ihrer Skala von Frische bis Fäulnis, von Lust bis Ekel einzutauchen.

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 „Living Food“ nennt Jan Ptassek seine Fotografien. Hier ein mürrisch blickender Teigklops. 

Da ist das traditionelle Stillleben, das Bernd David in seinen delikaten Tableaus aufgreift. Kontrastiert gegenüber von den heftigen Pinselstrichen, mit denen Hendrina Krawinkel Melonen und Papageien mit schrillen oder bonbonbunten Farben in Szene setzt – wilde Malerei im Stil der 1980er Jahre.

Alles zum Thema Gerhard Richter

Zum Stillleben des Barock gehörte das Vanitas-Motiv, das sich in Form eines Insekts auf der prallen Frucht niederließ. Bei Ute Krafft ist es der Schimmel, der als fluffig-zartes Häubchen die Aubergine krönt oder in Inseln auf der Kürbissuppe schwimmt.

So vergänglich wie der Mensch selbst sind auch die Substanzen, die er sich einverleibt. Dauerhaftigkeit suggerieren industrielle Verpackungen: Warhols legendäre Suppendosen werden zitiert; Moritz Götze eignet sie sich in seinen Aluminiumobjekten neu an. Bei Romero Britto geht der einst gesellschaftskritische Ansatz der Pop Art in einem Plädoyer für globale Happiness unter, attraktiv in fröhlichen Farben zelebriert.

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Moritz Götze adaptiert Warhols Suppendosen für den deutschen Kunst-Eintopf, mit den ikonischen Porträts von Goethe, Einstein und Gauß.

Weniger eindeutig sind die üppigen Urwälder mit ihren Riesenpflanzen, die Max Grimm auf Leinwand in Szene setzt. Die Kunst des Holzschnitts demonstriert Werner Reuber, einst Meisterschüler von Gerhard Richter, mit Früchten im Blow-up-Format. KMU Remmes steuert fotografische Impressionen vom Fischmarkt in Venedig bei. Und selbstverständlich ist auch Giovanni Vetere mit bemalten Tellern und einer Pfanne präsent. Eine auf Leinwand gesprayte „Lichtensteinbanane“ bietet Thomas Baumgärtel an. Sein Markenzeichen trumpft auch schon mal als Solistin im Großformat auf oder bedeckt einen Stuhl.

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Sabine Hack greift frech in die Kunstgeschichte, wenn sie Manets „Frühstück im Grünen“ auf ein Küchentuch stickt oder das „Spargelbund“ des Künstlers Stich für Stich verfremdet. Mit Nadel, Faden und beißender Ironie hat sie auch „Zu Tisch bei Putin“ mit Nähseide auf Taschentuch in Szene gesetzt. Das kleine Kunstwerk mit dem überlangen Tisch soll versteigert werden (Mindestgebot 200 Euro), der Erlös kommt der Ukraine-Hilfe zugute.

„Wir bitten zu Tisch“ in der Galerie Incontro, Schümmerichstraße 1 in Eitorf, Vernissage: Sonntag, 27. März, 11 bis 17 Uhr. Die Ausstellung ist bis zum 8. Mai zu sehen, Mittwoch bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 17 Uhr, in den Osterferien (9. bis 24. April) nur nach Vereinbarung unter 0172/2756539.