Windeck – „Wir sind Dorfkinder, Budenbauer, Vereinsmeier“, so umschrieb Andreas Gelhausen die Hobbybühne Hurst. Die hat in den vergangenen zwei Jahren ihr neues Dorfhaus hochgezogen und damit ein Stück Heimat neu belebt.
Weil das alles ohne einen großen Unterstützerkreis nicht möglich gewesen wäre, hatte die Hobbybühne am Wochenende zu einem Helferfest geladen: freies Essen, Trinken und am Ende natürlich Theater. Zu den Gästen zählte auch Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung in Nordrhein-Westfalen.
Mit der Höchstsumme gefördert
„Sie haben sich 2020 ein tolles Stück ausgedacht: »Ein neues Dorfhaus«. Und sie haben viele Akte erfolgreich aufgeführt,“ lobte Scharrenbach. Ihr Ministerium hatte 2020 für die ehrgeizigen Pläne der Hobbybühne 250 000 Euro Städtebaumittel als Zuschuss locker gemacht, die Höchstsumme.
Damit waren die Hurster einer von nur drei freien Trägern im Förderprogramm. Bei allen anderen Projekten saßen Kommunen im Boot. „In diesem Haus stecken ihr Mut und ihr Herzblut. Es hat Charakter“, wertete die Ministerin. An Gelhausen gewandt sagte sie: „Projekte brauchen Motoren. Sie sind so ein Motor.“ Anhaltender und lauter Applaus bestätigte diese Einschätzung der Politikerin.
Als „Jackpot der Dorferneuerung“ wertete Bürgermeisterin Alexandra Gauß die Hilfe aus Düsseldorf. Allerdings wies sie auch auf die ständig klammen Kassen auf dem Land hin: „Die Schulden wurden gemacht, als wir in den Kindergarten gingen, aber sie sind immer noch da.“ Sie lobte zugleich, dass Scharrenbach „den ländlichen Raum in den Focus gestellt“ habe. „Wir machen uns unser gutes Leben in den Dörfern selbst,“ gab sich Gauß mit Blick auf ihre Windecker selbstbewusst. „Wir sind Trouble Shooter und brauchen Vertrauen.“
Trotz weit mehr als 20 Jahren Bühnenerfahrung war Gelhausen vor seiner Begrüßung ein wenig nervös. Er dankte vor allem den zahlreichen Helfern, die ihre Freizeit auf der Baustelle verbracht hatten. Die Nachbarn seien in den vergangenen Monaten sehr tolerant gewesen, vor allem, wenn sonntags gearbeitet worden sei. Die Firmen – allesamt aus der Region – hätten „den Heimatbegriff gelebt“ und die Entwicklung im Bausektor 2021 nicht zum Schaden der Hobbybühne ausgenutzt. „Es lief wie ein Schweizer Uhrwerk.“
Es sei 2020 ein Riskio gewesen, den Bau angesichts der schon ausgefallenen und einer weiteren ungewissen Spielsaison zu beginnen. „Heute wäre es schlicht nicht mehr realisierbar“, stellte Gelhausen angesichts der enorm gestiegenen Baupreise fest. Unter 1000 Euro pro Quadratmeter seien eine positive Hausnummer. Üblicherweise werde das Doppelte kalkuliert.
Insgesamt wird der Bau zwischen 650 000 und 700 000 Euro kosten, abzüglich des Zuschusses aus Düsseldorf. Nicht in der Summe enthalten sind mindestens 200 000 Euro Eigenleistung, die die Ehrenamtler erbracht haben. Eingerechnet sind allerdings 23 000 Euro Gebühren, die der Rhein-Sieg-Kreis in Rechnung gestellt habe. „Das ist mehr, als wir dem Architekten überwiesen haben.“ Nicht ganz nachvollziehbar sei, dass der Kreis seinen Ermessensspielraum bei den Gebühren stets nach oben genutzt habe, meinte Gelhausen im Gespräch.
Davon abgesehen, sei die Zusammenarbeit mit der Behörde aber gut gewesen. Inzwischen sei sein Verein durch einen Baustopp, eine Umsatzsteuer-Sonderprüfung und zahlreiche Recherchen auf allen behördlichen Ebenen geschult. Der Ministerin schlug Gelhausen für die Zukunft einen „Guide“ durch die Vielzahl an Bestimmungen für die Vereine vor. Das animierte sie zu einem Gegenvorschlag: Die Hurster seien ja jetzt geschult und könnten als Berater einspringen.
Für die Vermietungen – bis September ist jedes Wochenende dicht – hat der Verein inzwischen eine Minigesellschaft gegründet, auch um die Gemeinnützigkeit nicht zu gefährden.www.hobbybuehne.de