AboAbonnieren

MobilitätswendeStadt Königswinter arbeitet an einer innerstädtischen Fahrradroute

Lesezeit 4 Minuten
Ein Radfahrer führt durch eine Unterführung.

Die Unterführung Petersbergstraße ist Teil der geplanten City-Radroute von Königswinter bis Oberkassel.

Als Alternative zum Rheinradweg arbeitet die Stadt Königswinter an einer innerstädtischen Fahrradroute. Allerdings sind einige Investitionen nötig.

Cornelia Hollek, bei der Stadt Königswinter im Geschäftsbereich Tief- und Gartenbau zuständig für die Technische Planung, bringt die Vorteile einer neuen Route für Radfahrer kurz und knapp auf den Punkt: Es sei eine gute Achse durch die Stadt Königswinter, sie sei auch bei Rheinhochwasser befahrbar und nicht zuletzt sei sie sicher. Es sei eine Radroute par excellence, sagt Stadtsprecher Florian Striewe und betont: „Nicht jeder will am Rhein entlang fahren.“

Als die Stadt Königswinter beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) 2022 im Rhein-Sieg-Kreis das Schlusslicht bildete, gab Bürgermeister Lutz Wagner die Devise aus, dass die Drachenfelsstadt beim Thema Radverkehrsförderung mehr in die Umsetzung kommen müsse.

Innerstädtische Fahrradroute in Königswinter 4,78 Kilometer lang

Da aber beispielsweise der von vielen ersehnte Berg-Tal-Radweg zwischen Dollendorf und Heisterbacherrott (Landesstraße 268) trotz ministerieller Unterstützung eher schwierig umzusetzen ist, konzentrierten sich die Planer mehr auf die Talschiene. Und in diesem Fall nicht auf den Rheinradweg, dessen Führung im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung der Rheinpromenade viel diskutiert und der bei Niederdollendorf gerade verbreitert wird, sondern auf eine innerstädtischen Route.

Jens Erik Böse und Wolfgang Kever vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen legten daher kürzlich im Bau- und Verkehrsausschuss einen ersten Plan zur Radwegertüchtigung vor. Aber Cornelia Hollek stellt im Gespräch mit dieser Zeitung gleich klar, dass nicht alles umgesetzt werden könne. So sei beispielsweise die Eigentumsfrage nicht für jeden Abschnitt geklärt.

Eine Radfahrerin fährt auf einem Radweg, im Hintergrund steht eine Fahrradabstellanlage.

„Das wird schwierig“: Am Knoten Heisterbacher Straße mit der Haltestelle der Linie 66 müssen viele Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden.

Der grobe Verlauf des „City-Radwegs“ von Süd nach Nord: Vom Bahnhof Königswinter geht es parallel zur Bahntrasse auf der Rückseite der CJD-Schule (Bahnhofsallee) weiter, hinter der Peter-Breuer-Sportanlage über „In der Rheinau“ in die Von-Loe-Straße, über die Bergstraße hinweg in die Longenburger Straße, um an der Petersberger Straße einen scharfen Knick zu machen.

Über Am Sperbaum geht es bis zur Heisterbacher Straße, von dort parallel zur im Trog liegenden B 42 über den vorhandenen Radweg sowie die Cäsariusstraße bis zum Grünen Weg mit den beiden Kreisverkehren. Über die Straße Am Strandbad schließlich soll die Anbindung an den Rheinradweg am Bootshaus Oberkassel erfolgen.

4,87 Kilometer lang ist die Strecke, an der laut Gutachten eine Vielzahl größerer und kleinerer Maßnahmen nötig würden. Angefangen mit der Beseitigung von Buckelpisten, aus denen einige Abschnitte heute bestehen. „Deckensanierung“ heißt es an vielen Stellen. Oder auch „Ausbau vorhandener Wege“, was zumeist die Verbreiterung der Radwege meint.

Die Gesamtkosten geben die Fachleute mit 1,58 Millionen Euro an. Davon entfallen 230 000 Euro auf den Neubau einer kleinen Brücke, die an der CJD-Schule über die Stadtbahnlinie 66 führt. Cornelia Hollek betont jedoch: Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke würde erst abgerissen, wenn sie marode ist.

An zehn „Knotenpunkten“ in Königswinter sind Anpassungen nötig

Und mit Blick auf die Kosten stellt sie klar: Das sei noch keine seriöse Kostenkalkulation, sondern Angaben, die auf Erfahrungswerten fußten. An zehn „Knotenpunkten“ wären dem Gutachten zufolge Anpassungen, Markierungen, Beschilderungen oder auch Umbauten nötig.

Das gilt beispielsweise für die Ecke Kurfürstenstraße/Bahnhofsallee, an der Cornelia Hollek zugleich was für die Verkehrssicherheit der Schüler auf dem Weg zum CJD machen will. „Das wird schwierig“, sagt die Fachfrau über den Knotenpunkt in Dollendorf: Der ausgewiesene Radweg würde die Heisterbacher Straße an der Stelle queren, an der Busse halten, Menschen aus den Stadtbahnen aussteigen und zahlreiche Autos fahren. An der Stelle gebe es zudem schon heute „sehr viel Radverkehr“.

Ein Radfahrer fährt über einen kurvigen Radweg.

Unübersichtlich: Über die Von-Loe-Straße soll der Radweg lang führen.

Für den „Doppelkreisel“ am Grünen Weg sieht eine Alternative der Verkehrsplaner vor, den freien Rechtsabbieger auf die B 42 Richtung Bonn zurückzubauen, sodass Radfahrer die Fahrbahn an der Stelle nur einmal queren müssten. Allerdings: Zuständig wäre der Landesbetrieb Straßen NRW. Und der Umbau würde der Untersuchung zufolge 250 000 Euro kosten. Insgesamt würden Maßnahmen an den zehn Knotenpunkten demnach mit rund 815 000 Euro zu Buche schlagen.

Das ganze Thema sei „sehr komplex“, betont Cornelia Hollek. Die Beschilderung könne man vielleicht noch dieses Jahr umsetzen, um die Markierungen müsste sich eine Fachfirma kümmern. Für Baumaßnahmen aber müssten erst Gelder im Haushalt eingestellt und die Pläne im Detail erarbeitet werden. Die Kreuzung Kurfürstenstraße könne die Stadt zwar womöglich noch im Jahr 2025 schaffen. Aber die Planer müssten sich jede Kreuzung einzeln genau angucken. Hollek: „Das kostet Zeit.“