Im Sommer 2016 ging Anthony Modeste in seine zweite Saison für den 1. FC Köln. Nach 15 Toren in seiner ersten Spielzeit legte Modeste zum Saisonstart 2016 umso treffsicherer los. Nach elf Toren in nur neun Spielen und einem Dreierpack gegen den Hamburger SV etablierte sich schließlich auch endgültig der Brillenjubel. Modeste erklärte damals: „Die Idee stammt von einem Kumpel und meiner Frau. Wir schreiben uns viele SMS mit Smileys, deshalb habe ich den witzigen mit der Brille in meinen Torjubel eingebaut. Mal schauen, ob es noch mehr werden.“
Derby-Tore
Das vielleicht schönste Tor, das überhaupt ein FC-Profi im Derby gegen Bayer Leverkusen Leverkusen geschossen hat, geht auf das Konto von Anthony Modeste. Im letzten Bundesligaspiel des Jahres 2016 hob Modeste eine Sörensen Hereingabe - Bayer-Abwehrspieler Dragovic im Rücken - mit dem rechten Innenrist als Drop-Kick über Torwart Leno hinweg zum 1:0. Die Partie endete 1:1. Insgesamt traf Modeste für Köln in der Bundesliga gegen Leverkusen dreimal, gegen Mönchengladbach sogar viermal.
Die Bilder nach dem Kölner Triumph vom 20. Mai 2017 sind unvergessen: Mit 25 Saisontoren hatte Anthony Modeste den FC in die Europa League geschossen und wurde von den Fans auf Händen getragen. Das Spiel der Kölner war unter Trainer Peter Stöger auf den damals 29-Jährigen ausgerichtet. Entsprechend schwierig wurde es für den 1. FC Köln, den folgenden Abgang Modestes in Richtung China aufzufangen. Das wurde zu einem der Gründe, warum der FC wieder in die Zweitklassigkeit rutschte.
Schmadtke
Am 16. Spieltag der abgelaufenen Saison widmete der Franzose sein Tor beim Sieg über den VfL Wolfsburg dessen Sportchef Jörg Schmadtke. Es war eine persönliche Abrechnung, die nach der Partie alle Fans am TV zu hören bekamen. „Ich bin heute glücklich, weil wir gegen Wolfsburg gespielt und gewonnen haben. Das ist die Mannschaft von Schmadtke. Man trifft sich immer zweimal im Leben. Es ist schön, hier zu gewinnen und Wolfsburg in die Krise zu schicken.“ Der Groll des 33-Jährigen auf den Manager geht auf den Sommer 2017 zurück, als beide noch gemeinsam beim FC waren. Modeste wechselte damals für knapp 30 Millionen Euro zum chinesischen Klub Tianjin Quanjian. Der Stürmer behauptete damals, den Wechsel nie gewollt und lieber in seiner „Heimat“ Köln geblieben zu sein. Er sah Schmadtke als treibende Kraft hinter dem Transfer. Der wiederum reagierte genervt auf Modeste, der sich oft widersprach und zuvor selbst ohne den Verein zu informieren nach China gereist war.
Rückkehr
Mit der Rückkehr von Anthony Modeste gelang dem 1. FC Köln im Herbst 2018 einer der größten Transfercoups überhaupt. Weil sein Kontrakt beim chinesischen Klub Tianjin rückwirkend aufgelöst wurde, konnte der FC ihn bereits vor der Winter-Transferperiode binden. Modestes neuer Vertrag beim 1. FC Köln wurde bis zum Jahr 2023 geschlossen. Verkündet wurde das Comeback damals auf der Gala zum 70-jährigen Bestehen. Die rund 800 Gäste zeigten sich völlig verblüfft. „Tony, was machst du denn hier?“, fragte Spinner den Stürmer mit gespielter Überraschung. „Ich habe Licht gesehen – da bin ich einfach reingegangen“, antwortete der Franzose auf der Bühne des Coloneums in Ossendorf.
Mützenjubel
Ein unvergessenes Tänzchen brachte Anthony Modeste in der abgelaufenen Saison gegen Union Berlin auf den Rasen. Der FC lag bis zur 86. Minute 1:2 zurück. Doch dann sorgte der Stürmer mit einem herausragenden Kopfball in Uwe-Seeler-Manier noch für den 2:2-Endstand. Modeste drehte jubelnd zur Kölner Bank ab, suchte und fand Trainer Steffen Baumgart und schnappte sich kurzerhand dessen längst Kult gewordene Schiebermütze.
Dann baute er sich vor dem Trainer auf und bat zum Schiebermützen-Tänzchen. Auch Baumgart war in Ekstase. Aber anders. „Macht weiter!“, brüllte der Coach seinen Angreifer an.
Karneval
Mehrfach fuhr Modeste im Rosenmontagszug mit, 2019 etwa auf dem Wagen der Altstädter. Im vergangenen Jahr schoss er Köln mit dem 1:0-Siegtreffer gegen Eintracht Frankfurt in die Karnevalswoche. Anschließend verkleidete er sich als Arzt, um an seine Operationen im Sommer zuvor zu erinnern.
Kaffee-Jubel
Für einen eher verstörenden Moment sorgte Anthony Modeste in der abgelaufenen Saison mit seinem Jubel nach einem Tor im Spiel gegen Arminia Bielefeld am 23. April dieses Jahres. Der Franzose war an die Seitenauslinie geeilt und zückte eine Packung seiner eigenen Kaffee-Marke und hielt sie in die TV- und Foto-Kameras. „Das ist immer dünnes Eis”, sagte Trainer Steffen Baumgart damals: „Du darfst nicht überdrehen, sonst kriegst du meistens - etwas hart ausgedrückt - vor die Fresse.” Er habe geglaubt, Modeste haben „einen Schuss”, sagte Baumgart zuletzt in der TV-Sendung „Inas Welt”. Eine Aktion zum Vergessen, die dennoch in Erinnerung bleiben dürfte.
Liebeserklärungen
Berti Vogts hat einmal in einem legendären Zitat festgestellt, Hass habe nichts im Stadion verloren, stattdessen sollten die Leute ihren Hass zu Hause ausleben - mit ihren Frauen. Analog könnte man Anthony Modeste nun zurufen, er solle seine Liebe doch daheim mit Frau und Kindern ausleben. Und nicht ständig im FC-Kontext von der Liebe reden. Seine Liebe zum Verein sei der Grund gewesen, im Winter nicht dem Ruf des Geldes nach Saudi-Arabien zu folgen, was schlicht nicht stimmte. Nicht die Liebe hielt ihn in Köln, sondern das Veto des Klubs. Nun verabschiedete sich Modeste vom 1. FC Köln mit einer weiteren Liebeserklärung sowie der Feststellung, er sei nicht des Geldes wegen gewechselt.
BVB
Zum zweiten Mal verlässt Anthony Modeste kurz vor dem Legenden-Status den 1. FC Köln. Mit seinen Toren trug er entscheidend zu Kölns jüngsten Europacup-Teilnahmen bei. Doch zum zweiten Mal verlässt Modeste den FC, ohne an dem Wettbewerb mit dem FC jemals teilgenommen zu haben. Auch diese bittere Tatsache wird in Erinnerung bleiben. Damals war es der chinesische Verein Tianjin Quanjian, diesmal ist es mit Borussia Dortmund ein Liga-Konkurrent, den Modeste bevorzugt. Immerhin wird er mit Borussia Dortmund in der Champions League spielen, was ja auch nicht schlecht ist.