Köln – Immerhin 18 Mal standen sich der 1. FC Köln und die SpVgg Greuther Fürth bisher in einem Pflichtspiel gegenüber, doch noch nie gab es das Duell in der Bundesliga. In der Saison 2012/13, als die Franken schon einmal im Oberhaus spielten, gingen sich die Klubs ebenfalls aus dem Weg, da der FC zuvor abgestiegen war. Das Duell am Freitagabend (20.30 Uhr) vor 40.000 Zuschauern im Rhein-Energie-Stadion ist also eine Bundesliga-Premiere.
„Wir wissen, dass der FC gut drauf ist und es für uns schwer wird. Aber chancenlos sind wir nicht. Ich freue mich sehr auf die Atmosphäre. Es ist doch der Wahnsinn, dass wieder 40.000 im Stadion sein werden“, sagt Rachid Azzouzi, der Sportdirektor der Fürther, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Spieler einst beim FC und bei Fortuna
Für den 50-Jährigen ist die Partie in Köln auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Der Ex-Profi, der im marokkanischen Fès geboren wurde, ist stolz auf seine rheinischen Wurzeln. Als Kind zog er mit seiner Familie nach Deutschland, wuchs in Aachen auf. „Obwohl ich schon lange weg und schon so viele Jahre in Fürth tätig bin, fühle ich mich immer noch als Rheinländer. Meine Eltern, meine Schwester und mein Bruder leben immer noch in Mariadorf“, sagt Azzouzi, der vor mehr als 30 Jahren selbst das Trikot des 1. FC Köln trug.
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Denn nach den fußballerischen Anfängen bei der „kleinen“ Alemannia in Mariadorf, bei der Kai Havertz und rund drei Dekaden zuvor auch Hans-Peter Lehnhoff das Einmaleins des Fußballs erlernten, wechselte Azzouzi als 17-Jähriger 1988 zum FC. Seine Mitspieler hießen damals Alexander Bade oder Patrick Weiser. Am Geißbockheim war nach einer Saison schon wieder Schluss, da er ein Angebot des gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegenen MSV Duisburg erhielt.
Nach sechs Jahren bei den Zebras kehrte Azzouzi 1995 bis 1997 erneut nach Köln zurück – als Profi des damaligen Zweitligisten Fortuna. „Fortuna war damals sehr ambitioniert und hatte eine starke Truppe. Für mich persönlich lief es allerdings weniger gut“, erinnert sich Azzouzi. Doch seitdem hat der Ex-Nationalspieler Marokkos, der unter anderem an den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 teilnahm, die Kölner Klubs nie mehr ganz aus dem Auge verloren.
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Doch spätestens mit dem Anpfiff am Freitag wird es für Erinnerungen oder Sentimentalität nicht viel Raum geben. Das Tagesgeschäft lässt das schlicht nicht zu, und für beide Klubs steht zudem einiges auf dem Spiel. Der FC unter Trainer Steffen Baumgart will seinen Aufwärtstrend fortsetzen und mit einem Sieg und dann zwölf Punkten den besten Saisonstart seit fünf Jahren perfekt machen, Azzouzis Fürther haben andere Sorgen.
Mini-Etat von 17,5 Millionen Euro
Der Aufsteiger, der spielerisch bisher nicht einmal enttäuschte, hat erst einen Punkt auf dem Konto und ist Letzter. „Es war klar, dass solch ein Start einem Aufsteiger wie uns passieren kann. Aber dennoch hätten wir uns natürlich den einen oder anderen Punkt mehr auf dem Konto vorgestellt“, sagt Azzouzi, der von den finanziellen Möglichkeiten fast aller Konkurrenten nur träumen kann. Mit einem Personal-Etat von 17,5 Millionen Euro reiht sich die Spielvereinigung ganz am Ende ein. „Ein Superstar wie Lewandowski verdient mehr, als wir zur Verfügung haben. Und das meine ich ohne Groll und Neid. Wir sind mit einem Acht-Millionen-Etat aufgestiegen, dem drittkleinsten der Zweiten Liga. Dass wir in dieser Saison in der Bundesliga spielen, ist ein Wunder, das wir uns aber erarbeitet haben. Spiele wie zuletzt gegen die Bayern oder in Köln sind Festtage. Man darf uns gerne kritisieren, aber man sollte schon unsere Möglichkeiten betrachten“, meint der Sportchef.
Manchmal beschleicht sie am Ronhof das Gefühl, im Oberhaus mehr geduldet denn gewollt zu sein. „Nicht von den anderen Klubs, eher von der Öffentlichkeit. Vielleicht ziehen wir nicht so vor dem TV wie Werder, der HSV oder Schalke. Wir haben nicht den großen Geldgeber, aber auch keine Schulden. Ich denke, wir müssen uns für unsere redliche Arbeit nicht entschuldigen“, sagt Azzouzi, der vor dem Anpfiff einen Abstecher in die alte Heimat unternahm. Der Manager besuchte seine Familie in Mariadorf. Dort, wo für ihn alles begann.
1. FC Köln: Horn - Schmitz, Mere, Czichos, Hector - Skhiri - Ljubicic, Kainz - Uth - Modeste, Andersson. – SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Meyerhöfer, Bauer, Viergever, Willems - Griesbeck - Seguin, Dudziak - Nielsen - Leweling, Hrgota.