Jacob Christensen hat keine einfache Zeit hinter sich und lange auf seine Chance beim 1. FC Köln warten müssen. Jetzt will der junge Däne nach seiner Startelf-Premiere mehr.
„Bundesliga war mein Traum“Kölns Jacob Christensen will nach der Premiere mehr
„Als Kind war die Bundesliga mein großer Traum.“ Mit etwas Verspätung konnte sich Jacob Christensen diesen in den vergangenen Wochen endlich erfüllen. Der 22-jährige Däne hatte erst lange Zeit auf seine Chance warten müssen, dann wochenlang wegen einer Knieverletzung pausiert, bis der Mittelfeldspieler in der Rückrunde für den 1. FC Köln doch noch seine ersten Bundesliga-Minuten absolvieren konnte.
Seinen vorläufigen persönlichen Höhepunkt erlebte Christensen am vergangenen Samstag im Spiel beim FC Bayern München: Erstmals stand er für den FC in der Bundesliga in der Startelf. Und spielte durch. Das Ergebnis (0:2) ließ zwar zu wünschen übrig, die Situation für den Bundesliga-Vorletzten im Abstiegskampf hat sich dadurch noch einmal zugespitzt, doch Christensen war mit seiner persönlichen Premiere zufrieden, wie er am Mittwoch sagte: „Es hat sich sehr gut angefühlt. Mein Startelf-Debüt in der Allianz-Arena war eine tolle Erfahrung. Ich glaube, das ist etwas, auf das ich zurückschauen werde, wenn ich mal älter bin.“
Durch Eric Martels Gelbsperre war Christensen nach zwei Spieltagen auf der Tribüne überhaupt erst wieder in den Kader gerückt. Dann klagte Denis Huseinbasic im Abschlusstraining über muskuläre Probleme und musste sich für das Bayern-Spiel schließlich abmelden. Des einen Leid ist des anderen Freud: Als noch einzig verbliebener nomineller Sechser neben Dejan Ljubicic rückte der junge Däne von der Tribüne in die Startelf. Eine Situation, auf die er sich zumindest mehrere Stunden hatte einstellen können: „Ich wusste um die Situation im Kader, dass die Spieler auf meiner Position ein paar Probleme und Sperren haben, deswegen war ich nicht überrascht“, so Christensen.
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1. FC Köln: Verantwortliche waren mit Christensens Premiere zufrieden
Mit einer Laufleistung von rund 13 Kilometern, einer Passquote von 88 Prozent und einer Zweikampfquote von 67 Prozent konnte der Mittelfeldspieler durchaus gefallen und sein Potenzial zumindest andeuten. Dabei hatte die Partie unglücklich für ihn begonnen. Gegen Bayern-Star Harry Kane war er in der fünften Minute gleich zu spät gekommen und früh verwarnt worden. Doch das sorgte bei ihm nicht für zusätzliche Verunsicherung, im Gegenteil: Christensen schwamm sich frei. Bis zur Nachspielzeit überzeugte er, dann konnte er sich mit Luca Waldschmidt nicht einigen, wer zum Ball gehen sollte. Nutznießer des Fauxpas' war Thomas Müller, der mit seinem Tor zum 2:0-Endstand die Kölner Hoffnungen auf einen überraschenden Punktgewinn im Abstiegskampf zunichtemachte.
Die Verantwortlichen waren dennoch mit „Jaxe“ zufrieden, wie er genannt wird. „Er hat genau das gezeigt, was wir uns von ihm erwartet hatten. Jaxe ist ein sehr ballsicherer Spieler und ist mit jeder Minute klarer ins Spiel gekommen, hat die Bälle gefordert, hat sich gut aus dem Druck gelöst und es immer wieder geschafft, die Seite zu verlagern“, lobte FC-Trainer Timo Schultz den Startelf-Debütanten. Lizenzspielerleiter Thomas Kessler hob die aus seiner Sicht „guten Aktionen im Übergangsspiel“ von Christensen hervor, der vor der Saison ablösefrei vom dänischen Erstligisten Nordsjaelland ans Geißbockheim gewechselt war, aber lange nicht richtig angekommen wirkte.
Junge Däne musste lange auf seine Chance warten: „Es war sehr schwer“
Der gebürtige Kopenhagener hatte sicherlich Anpassungsprobleme, unter Ex-Trainer Steffen Baumgart spielte er jedenfalls keine Rolle. Im Oktober gesellte sich dann Verletzungspech dazu. Das lange Warten auf sein erstes Bundesligaspiel für den FC überhaupt hatte Christensen durchaus zugesetzt, wie er zugab: „Es war sehr schwer. Ich habe das Gefühl, dass es ein bisschen zu lange gedauert hat. Es ist frustrierend, nicht zu spielen – natürlich war ich genervt. Aber ich wusste, dass mich der Trainer hier schätzt. Ich wusste, dass ich meine Chance bekomme. Ich bin geduldig geblieben und war bereit für den Moment, als es endlich so weit war.“ Christensen bewahrte also die Ruhe. Auch, weil ihm ein Kindheitstraum dabei half: „Ich habe daran gedacht, wo ich spielen wollte, als ich ein kleines Kind war: Das war die Bundesliga. Das hat mir geholfen, ruhig und motiviert zu bleiben.“
Dass einige ihn zu Saisonbeginn als vermeintlichen Nachfolger von Leistungsträger Ellyes Skhiri betrachteten, der vor der Saison zu Eintracht Frankfurt gewechselt war, tangierte ihn dagegen weniger, denn keiner der Verantwortlichen habe ihm diese Rolle weder aufgezwungen noch von Anfang in dieser Rolle gesehen.
Jetzt hofft Christensen, der Luka Modric, Frenkie de Jong oder Sergio Busquets als Vorbilder nennt, „natürlich auf mehr Spielzeit“ im Liga-Endspurt. „Ich denke, dass ich zuletzt meine Qualität gezeigt habe“, gab sich der Däne selbstbewusst, der eigentlich alles auf Deutsch versteht, nur beim Sprechen noch nicht ganz so sicher ist: „Verstehen ist einfacher als sprechen. In der Schule hatte ich drei Jahre lang Deutsch. In der Kabine sprechen wir Deutsch, der Trainer spricht Deutsch, da wird nur ein bisschen Englisch geredet.“
Und es muss in dieser Saison auch nicht bei einer Startelf-Chance bleiben. Womöglich ist Christensen auch im so wichtigen Keller-Duell der Kölner am Samstag (15.30 Uhr) gegen Schlusslicht Darmstadt eine Option für den Beginn des Spiels. Denn Dejan Ljubicic, der in dieser Saison schon von einigen gesundheitlichen Problemen gestoppt worden war, konnte am Mittwoch wegen einer Erkrankung erneut nicht am Training teilnehmen.