Dem 1. FC Köln sind in der Sommerpause aufgrund der Fifa-Sperre auf dem Transfermarkt die Hände gebunden.
Fall PotocnikFC-Sportchef Keller bestätigt Gnadengesuch – Fifa-Transferregeln rechtswidrig?
Der 1. FC Köln hat kürzlich ein Gnadengesuch bei der Fifa gestellt, um die auferlegte Transfersperre anzufechten. Das bestätigte FC-Sportgeschäftsführer Christian Keller dem Fußball-Magazin „kicker“: „Wir wussten, dass die Erfolgsaussichten gering sind, wollten aber nichts unversucht lassen“, sagte der 45-Jährige.
Der Vorstoß sei abgelehnt worden, obwohl der FC-Verantwortliche eine stichhaltige Argumentation mitgeliefert hatte: „Dass wir mit dem Abstieg und den dazugehörigen wirtschaftlichen Folgen schon genug bestraft wurden, ist eine Tatsache. Die jetzige Transferperiode ist gefühlt bereits die dritte, in der wir gesperrt sind.“
Und in der Tat: Die Fifa hatte den FC im Frühjahr 2023 mit der Transfersperre belegt. Wegen der Berufung vor dem Internationalen Sportsgerichtshof Cas wurde diese erst im Mai zeitweise aufgehoben. Zu spät, befindet Keller: „Dadurch sind uns mehrere ablösefreie Transfers kaputtgegangen, was letztlich eine Mitursache für den Abstieg war.“
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Das Fifa-Urteil bestätigte der Cas schließlich Ende 2023 und gilt nun weiterhin für den Rest des Jahres 2024. Erst im Januar 2025 können die Kölner wieder Spieler verpflichten.
Fall Lass Diarra beschäftigt auch den 1. FC Köln
Doch auch ein anderer Vorgang in Luxemburg stärkt die Kölner Position. Vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) läuft aktuell ein Verfahren zwischen der Fifa und dem französischen Fußball-Profi Lass Diarra.
2014 löste der Verein den Vertrag mit Diarra auf, verwies auf eine ungültige Kündigung des Spielers und verlangte eine Entschädigung. Auch der Cas schätzte Diarras Kündigung als grundlos ein.
Der heute 39-Jährige wiederum verklagte den Verein damals auf ausstehende Gehälter und erklärte, dass die Suche nach einem neuen Verein schwierig sei. Denn: Nach Fifa-Regeln hätte bei einer grundlosen Auflösung eines Vertrags jeder haftbar gemacht werden können. Deswegen habe der belgische Klub R Charleroi SC letztlich Abstand von einer Verpflichtung genommen.
Ein Vorgang, der stark an die Causa Potocnik in Köln erinnert, wenn auch im Detail unterschiedlich ist. Das slowenische Talent hatte im Januar 2022 seinen Vertrag bei Olimpija Ljubljana gekündigt und am Tag darauf in Köln unterschrieben. Fifa und Cas sahen ein Mitverschulden der Kölner für die unsachgemäße Kündigung des Kontrakts gegeben. Eine Registrierungssperre neuer Spieler über zwei Transferfenster war die Folge.
Fifa-Transferregeln könnten rechtswidrig sein - Urteil noch in diesem Jahr
Das belgische Gericht legte den Fall Diarra schließlich dem EuGH vor. Seit Jahren ist dessen Ausgang offen, kürzlich aber kam Bewegung in die Sache: Einem erst vor ein paar Wochen veröffentlichten Gutachten zufolge seien die Fifa-Regeln rechtswidrig. Sie könnten gegen die EU-Vorschriften zu Freizügigkeit und Wettbewerb verstoßen, teilte Generalanwalt Maciej Szpunar Ende April in seinen Schlussanträgen mit. Mit einem Urteil wird noch in diesem Jahr gerechnet.
Die Richter folgen den Schlussanträgen oft, aber nicht immer. Sollte der EuGH in seinem Urteil allerdings folgen, werde dies ein „Meilenstein“ der Fußballregeln in der Europäischen Union darstellen, zeigten sich Diarras Rechtsvertreter in einem Schreiben sicher.
Die Fifa-Regeln seien laut Generalanwalt so gestaltet, dass Vereine aus Furcht vor einem finanziellen Risiko davor zurückschrecken, den Spieler zu verpflichten. Die potenziellen Sanktionen gegen Vereine könnten Spielerinnen und Spieler tatsächlich daran hindern, ihren Beruf bei einem Verein in einem anderen Mitgliedstaat auszuüben. Dadurch werde möglicherweise das EU-Recht auf Freizügigkeit eingeschränkt.
Christian Keller: „Es ist extrem bitter für uns“
Und so weiß auch Christian Keller: „Folgt der EuGH dem Schlussantrag des Generalanwalts, was der Regelfall ist, wäre das Urteil gegen uns auf Basis eines nicht mehr rechtswirksamen Paragrafen des Fifa-Transferreglements gefallen.“
Der FC-Sportchef weiter: „Die Fifa sieht hier aber das Problem der Präjudiz, solange der EuGH noch kein Urteil gefällt hat. Ich kann das nachvollziehen. Dennoch ist es extrem bitter für uns, weil wir gegebenenfalls auf Basis eines europarechtswidrigen Regelwerks verurteilt worden sind.“
FC-Spieler Jaka Cuber Potocnik befindet sich derweil im Kreise der Kölner Profis. Der mittlerweile 19-Jährige will sich im Zuge der Vorbereitung für die sportlichen Aufgaben in der 2. Liga empfehlen. In welchem Maß der neue FC-Coach Gerhard Struber mit dem jungen Offensivspieler plant, ist aber noch nicht abzusehen.