- Toni Schumacher und Markus Ritterbach hätten zwar gerne weitergemacht, ziehen aber zufrieden Bilanz.
- Sie rechnen nicht damit, dass das vorgeschlagene Vorstandstrio bei der Wahl durchfällt. Sollte das doch der Fall sein, würden und wollen sie im Amt bleiben.
- Mit Vorstandsmitglied Stefan Müller-Römer gehen sie hart ins Gericht.
Köln – Herr Schumacher, Herr Ritterbach, am Sonntag endet aller Voraussicht nach Ihre Zeit im Präsidium des 1. FC Köln. Wie steht es um Ihre Gefühlslage?
Toni Schumacher: Ich bin jedenfalls nicht verbittert. Ich bin dankbar, dass ich das Amt siebeneinhalb Jahre ausführen durfte. Und wenn ich daran denke, was wir mit unserem Team aus diesem Verein gemacht haben, der 2012 im Kölner Stadt-Anzeiger als der schlechteste FC aller Zeiten bezeichnet wurde, dann bin ich zufrieden. Die Braut FC war damals so unattraktiv, die wollte keiner haben, schon gar nicht ehrenamtlich. Werner Spinner, Markus und ich haben uns gefunden, den FC mit viel Engagement wieder auf die Beine gestellt und viele gute Dinge ins Rollen gebracht. Das macht man nur, wenn man den Verein liebt und mit Leidenschaft dabei ist.
Markus Ritterbach: Wir sind damals ein Risiko eingegangen, waren vielleicht auch etwas verrückt und blauäugig, aber wir würden es immer wieder so tun. Wir hatten die Pflicht, den Verein finanziell und sportlich zurück in die Spur zu bringen und eine Struktur zu schaffen. Doch die Kür war, den FC wieder näher an die Menschen zu bringen. Ihn nahbar zu machen, ihn der Arroganz zu entledigen und wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: zu den Fans. Es ist kein Zufall, dass der FC im Karneval aktiv ist, dass wir beim CSD sind, dass wir mehr als 100.000 Mitglieder haben und dass heute jedes Kind unseren Geißbock Hennes im Zoo treffen kann. Wir müssen als Klub eine Brücke schlagen zwischen dem Profifußball und der Gesellschaft. Deshalb engagieren wir uns so stark gesellschaftlich und in sozialen Projekten mit der Stiftung – und die Profis sind Paten der Projekte. Wir werden Spuren hinterlassen. Das kann uns alle drei, und da beziehe ich Werner Spinner natürlich mit ein, stolz machen.
Wie sieht für Sie eine FC-Welt nach der Amtszeit aus? Gibt es eine?
Schumacher: Ich zähle zu den privilegierten Menschen, die zwei Eintrittskarten bekommen, weil sie der erfolgreichsten Mannschaft in der Klub-Geschichte angehört haben. (lacht) Ich werde sehr gerne zu den Heimspielen kommen. Dass ich sie entspannt verfolgen werde, kann ich aber ausschließen. Ich gehe jedes Spiel noch so mit wie als Torwart.
Ritterbach: Meine Familie und ich waren vor dem Amt Fans – und wir werden Fans bleiben. Ich gehe ganz normal in die Rolle des Fans zurück, aber ich habe jetzt eine andere Brille auf. Das Denken daran, wie es sich für die Verantwortungsträger anfühlt und wie man selbst handeln würde, das verliert man nicht.
Was passiert am Sonntag? Ist schon alles gelaufen?
Schumacher: Sie meinen, wir müssen gar nicht zur Versammlung? Das wäre ja ein unverhoffter freier Tag (lacht). Nein, unter anderem steht ja der Jahresbericht des Vorstands an. Außerdem kommen wir mit vielen Fans und Mitarbeitern zusammen.
Ritterbach: Wir werden garantiert nicht auf den Putz hauen. Wir hatten eine tolle Zeit, für die wir dankbar sind. Ich werde für mich eine gute Bilanz ziehen, wir werden aber auch sagen, was nicht gut gelaufen ist. Wir hätten uns beispielsweise für Werner Spinner ein anderes Ende gewünscht, denn er hat extrem viel für den Verein geleistet.
Und was ist, wenn es negative Reaktionen auf Ihre Reden gibt?
Ritterbach: Mein Maßstab ist: Solange ich morgens noch gut in den Spiegel gucken kann, ist alles okay. Dann können mich Mitglieder, die eine andere Meinung haben, ruhig kritisieren.Schumacher: Ich rechne nicht damit, dass wir ein Auswärtsspiel bei unserer Mitgliederversammlung haben. Warum auch?
Aber was ist, wenn das vorgeschlagene Vorstandstrio doch durchfällt?
Schumacher: Dann gilt, was in der Satzung steht. Der Vorstand bleibt bis zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Amt, in der ein oder mehrere neue Teams kandidieren.
Ritterbach: Der Mitgliederrat hat drei neue Kandidaten ausgesucht. Was die Mitglieder am Sonntag entscheiden, können und wollen wir nicht beeinflussen. Wir hoffen wie jedes Jahr, dass möglichst viele Mitglieder zur Wahl kommen und dass alles friedlich und vernünftig abgeht.
Haben Sie ein Gefühl?
Ritterbach: Wenn es ein nominiertes Team und keinen Gegenkandidaten gibt, muss schon viel passieren, damit das Trio nicht gewählt wird. Wenn es wider Erwarten doch nicht so sein sollte, dann würden wir auch diese Phase weiter managen. Wir würden nicht davonlaufen.
Und Sie würden sich in dem Fall nach der Wahl kurz umdrehen und ins Fäustchen lachen?
Schumacher: Da kennen Sie mich aber schlecht. Ich kenne keinen Neid und keine Häme.
Ein Weiter-so mit Müller-Römer im Vorstand bis zur nächsten Mitgliederversammlung scheint auch kaum vorstellbar.
Ritterbach: Das stimmt. In diesem Fall würde es wohl Veränderungen und eine neue Struktur geben. Aber das alles ist rein spekulativ und nicht unser Thema.
Das letzte halbe Jahr mit Stefan Müller-Römer im Vorstand...
Schumacher: ...war nicht vergnügungssteuerpflichtig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Ritterbach: Dass Stefan Müller-Römer ernsthaft nach innen und sogar öffentlich die Meinung vertritt, der 1. FC Köln hätte sich zu den Schmähungen gegen Uli Kriegler, Peter Stöger und das Ehepaar Schmadtke nicht äußern sollen und sogar noch unseren Geschäftsführer Alex Wehrle rüffeln will, das sind so Diskussionen, die machen mich fertig – und das ist nur ein Beispiel. Wenn die Werte, für die man steht, so unterschiedlich sind auf allen Ebenen, dann stößt man an Grenzen. Da bin ich froh, dass ich ab Montag damit nichts mehr zu tun habe.
Herr Schumacher, mit Verlaub, Sie wirken verletzt.
Schumacher: Weil ich so faltig aussehe? Nein, das liegt daran, dass ich eine Stoffwechselkur mache und acht Kilo abgenommen habe. Sie werden mir aber zugestehen können, dass ich vielleicht ein bisschen Wehmut ausstrahle. Ich mache in meinem Leben alles mit ganzem Herzen, sogar Rasenmähen. Warum soll ich das verstecken? Diese Einstellung hat mir eine großartige Karriere beschert.
Ritterbach: Toni ist und bleibt für mich das Herz und das Gesicht des 1. FC Köln.
Aber muss denn das Gesicht des Vereins auch im Vorstand sein?
Ritterbach: Das entscheiden nicht wir, das hat der gewählte Mitgliederrat bereits entschieden.
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Es ist kein Geheimnis, dass die Geschäftsführer gerne mit Ihnen weitergearbeitet hätten.
Ritterbach: Mit Alexander Wehrle haben wir lange eng und gut zusammengearbeitet, mit Armin Veh seit Ende 2017. Aber Alex und Armin Veh sind so professionell, dass sie auch mit unseren Nachfolgern ordentlich arbeiten werden. Alex ist fachlich sensationell gut, aber auch menschlich ein Klasse-Typ. Wenn der Verein den verlieren sollte, würde ich mir Sorgen um den 1. FC Köln machen.
Herr Schumacher, Sie haben sich Ende Mai mit Werner Wolf getroffen, dem Bewerber um das Präsidentenamt des 1. FC Köln. Es ging um Ihre mögliche Einbindung nach der Mitgliederversammlung. Das Gespräch interpretieren beide Seiten unterschiedlich.
Schumacher: Nein, das Gespräch an sich haben wir genau gleich interpretiert. Wir sind danach so auseinandergegangen, dass er sich nach meinem Australien-Urlaub bei mir meldet.
Herr Wolf sagt genau das Gegenteil. Nämlich, dass Sie sich trotz der Vereinbarung nicht bei ihm gemeldet haben.
Schumacher: Das ergibt doch keinen Sinn. Herr Wolf ist der designierte Präsident, er hat das Recht, sich ein Konzept zur Zusammenarbeit zu überlegen und mir anzubieten, sofern er es möchte – ich laufe ihm doch nicht hinterher und nerve. Meine Nummer hat sich auch nicht geändert.
Die Bewertung ist ja recht einfach: Einer sagt die Unwahrheit.
Schumacher: Ich bin vor vielen Jahren beim FC und DFB rausgeflogen, weil ich die Wahrheit geschrieben habe. Er hat sich nicht gemeldet, damit ist das Thema durch. Ist das so spannend, dass wir das alles wiederkäuen müssen, statt über unsere Vorstandsarbeit seit 2012 zu sprechen?
Es ist durchaus spannend, ob der FC Toni Schumacher verliert oder eben nicht.
Schumacher: Man kriegt vielleicht Toni Schumacher aus dem FC heraus, aber man kriegt den FC nicht aus Toni Schumacher heraus. Ich bin im Stiftungskuratorium des FC und muss ja auch nicht um Erlaubnis fragen, um einen Fanklub zu besuchen.
Beim FC geht es aber auch immer um die Frage, was einen Traditionsverein ausmacht.
Schumacher: Stimmt. Uns war es ein Anliegen, den neuen und den alten FC zu verbinden. Deshalb haben wir in unserer Amtszeit die Alt-Internationalen wieder näher an den Klub geholt. Viele Beispiele zeigen dies. Ich habe, mit Verlaub, ja als Spieler auch mit dafür gesorgt, dass der FC ein Traditionsverein geworden ist. Dieses Erbe sollte der FC als Traditionsverein weiter pflegen.