Köln – Vor großer Kulisse, dafür ohne Abwehrchef: Der 1. FC Köln empfängt am Sonntagnachmittag um 17.30 Uhr die TSG Hoffenheim. Die Aufmerksamkeit ist groß, denn es ist das einzige Bundesligaspiel an diesem Sonntag: Die Partie zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund ist wegen zahlreicher Corona-Fälle bei den Mainzern abgesetzt worden und soll am 16. März nachgeholt werden. 37.500 Zuschauer sind in Müngersdorf zugelassen, zuletzt waren nur 10.000 erlaubt, am Sonntagmorgen waren noch Karten verfügbar.
Die neue Corona-Schutzverordnung sieht vor, dass die örtlichen Gesundheitsämter Ausnahmeregelungen genehmigen dürfen. Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (1:0) hatten die Kölner noch vor dem Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-Westfalen geklagt – und knapp verloren. Nun darf der FC knapp 40.000 Zuschauer begrüßen – die zuletzt stark steigenden Infektionszahlen in Köln hatten keinen Einfluss auf die Entscheidung. Schließlich hatten Fußballspiele vor Publikum nicht nur in Köln bislang keinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen.
Den Kölnern fehlt ihr Abwehrchef Timo Hübers, der seine Erkrankung noch nicht überwunden hat. Julian Chabot soll für Hübers spielen, es wird der erste Bundesliga-Einsatz für den 24-jährigen gebürtigen Frankfurter sein, der im Winter aus Genua zum FC kam.
In der Tabelle liegt Köln mit 36 Punkten zwei Plätze hinter dem Tabellensechsten Hoffenheim, der wieder den Sprung auf einen Champions-League-Platz schaffen kann.
Debakel in Sinsheim
In der Hinrunde erlebte der FC beim 0:5 in Hoffenheim ein Debakel, das nach den jüngsten Eindrücken deutlich weniger wahrscheinlich wirkt als noch im Oktober. Der FC geht als Tabellen-Achter in das Duell mit dem Sechsten; die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß hat sich nach wackligem Saisonstart im oberen Tabellendrittel etabliert. Vier Punkte liegen die Kraichgauer vor dem FC, mit einem Sieg am Sonntag wären die Gäste also vorerst außer Reichweite – und der FC im Mittelfeld der Tabelle gestrandet. Ein Sieg allerdings, und Baumgarts Mannschaft würde die Träume in Müngersdorf neu entfachen, zumal nach den Resultaten des bisherigen Wochenendes.
Chabot hat seine bisherige Profikarriere in den Niederlanden und in Italien verbracht und im Alter von 24 Jahren zwar schon einige Erfahrung gesammelt. Doch in der Bundesliga hat er noch nie gespielt, auch nicht in seiner Zeit bei RB Leipzig. Beim 1:1 in Fürth ließ Steffen Baumgart Salih Özcan allein vor der Abwehr beginnen, Ellyes Skhiri startete halbrechts. Später tauschten Özcan und Skhiri, ehe Özcan wegen sehr akuter Gelb-Rot-Gefahr ausgewechselt wurde und Platz machte für Dejan Ljubicic. In vorderster Reihe spielte Jan Thielmann neben Anthony Modeste, beide Angreifer konnten sich jedoch kaum in Szene setzen. Möglich wäre, dass Steffen Baumgart Stürmer Sebastian Andersson eine neue Chance gibt. Allerdings hätte auch der 19-jährige Thielmann eine weitere Möglichkeit verdient, sich einzuspielen.
Torjäger Baumgartner
Christoph Baumgartner hat am vergangenen Wochenende den Hoffenheimer 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart gesichert und die Stuttgarter noch tiefer in die Krise gestürzt. Zuletzt hatte der 22-Jährige beim 5:0 in der Hinrunde gegen den FC getroffen und war anschließend fast eine Halbserie ohne Treffer geblieben. Im vergangenen Sommer hatte Baumgartner noch die österreichische Nationalmannschaft mit seinem Treffer gegen die Ukraine ins Achtelfinale gegen Italien geschossen. „Er hat bei der EM ein enorm wichtiges Tor für Österreich geschossen und war dort der Nationalheld“, sagt TSG-Trainer Sebastian Hoeneß, „aber er war vor der EM verletzt, hat sich fit gemacht und das Turnier gespielt. Dem hat er ein bisschen Tribut zollen müssen in dieser Saison. Er hatte immer wieder auch kleinere Verletzungen und kam nicht so in den Rhythmus und ins Rollen.“
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Hoeneß glaubt an weitere Treffer des Österreichers. „Wer ihn kennt, weiß, dass er extrem ehrgeizig ist und deshalb ein bisschen gehadert hat“, sagt der Trainer. „Es war nur eine Frage der Zeit, er war bei so vielen torgefährlichen Situationen dabei, weil er einfach einen Riecher hat.“ Baumgartner hat mittlerweile Andrej Kramaric in der internen Hoffenheimer Torjägerliste überholt, fünf Treffer hat er erzielt und ist damit hinter Georginio Rutter (6) und Ihlas Bebou (7) drittbester Schütze der Kraichgauer.
Bei Hoffenheim fehlen Bicakcic (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Nordtveit, Rudy sowie der ehemalige FC-Profi Kevin Vogt (alle Faserriss im Oberschenkel), Geiger (Rückstand nach Kopfverletzung), Skov (Aufbautraining), Asllani (Entzündung im Knie).
FC derzeit wenig treffsicher
Seit dem grandiosen Erfolg im Derby gegen Borussia Mönchengladbach hat der 1. FC Köln im heimischen Stadion ein wenig Ladehemmung. In keiner der folgenden Bundesliga-Partien konnte der FC mehr als ein Tor erzielen. Am Donnerstag ließ Baumgart auch daher schnelle Abschlüsse trainieren.
Dabei ist die Ausbeute in Müngersdorf in dieser Saison gar nicht so schlecht. Von den bisherigen zwölf Begegnungen gewann der FC sieben, drei endeten unentschieden und nur gegen den FC Bayern sowie den mittlerweile als Angstgegner zu bezeichnenden FC Augsburg setzte es Niederlagen. Beide übrigens jeweils ohne eigenen Torerfolg.
Nun ist die TSG zum elften Mal Gegner in einem Bundesliga-Heimspiel. Eine Paarung, in der die Kölner Heimstärke in dieser Saison durchaus hilfreich sein könnte. Ganze zwei dieser zehn bisher auf eigenem Platz ausgetragenen Partien konnte der FC für sich entscheiden. Am 25. September 2011 besiegelte Podolskis 2:0 (64.) den Heimerfolg, nach dem Jajalo (20.) die Führung gelungen war. Deutlich dramatischer war der Verlauf am 12. April 2015. Nach den Treffern von Lehmann (20.) und Ujah (54.) schien das Spiel gelaufen zu sein. Doch nachdem Olkowski mit glatt Rot (69.) vom Platz musste, erzielte Polanski (70.) den Anschlusstreffer. Zwar konnte Hector (78.) den Zwei-Tore-Vorsprung wieder herstellen, doch Modeste (88.) – damals noch im Trikot der Kraichgauer – gelang erneut der Anschluss. Dabei blieb es dann zur Erleichterung des FC.
In den letzten drei Spielen hatte der 1. FC Köln nichts zu lachen. Mit 0:3 (5. November 2017), 1:2 (8. November 2019) und 2:3 (19. September 2020) gingen die Punkte stets an die Gäste aus Baden-Württemberg. Die derbe 0:5-Pleite aus dem ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison sollte Motivation genug sein, die gute Heimbilanz weiter auszubauen respektive die schlechte gegen Hoffenheim aufzuhübschen.