Die Hypothek, mit dem Abstiegs-Trainer in die neue Zweitliga-Saison zu gehen, wäre zu groß geworden, meint unser Autor.
Kommentar zum FC-TrainerTrennung von Schultz ist nachvollziehbar, aber kein Befreiungsschlag
Neun Tage nach dem besiegelten Bundesliga-Abstieg hat der 1. FC Köln die Trennung von Cheftrainer Timo Schultz verkündet. In einem Atemzug gab der Klub auch den Weggang der langjährigen Assistenten André Pawlak und Kevin McKenna bekannt, die ganz sicher ihre Verdienste um den FC haben. Einschneidende Ereignisse für den abgestürzten Klub.
Die Trennung von Schultz bedeutet den Weg des geringsten Widerstands, gleichwohl gibt es berechtigte Gründe dafür: Der Coach verfehlte das Ziel Klassenerhalt. Vor allem am letzten Spieltag, als das Wunder der Rettung wegen einer Fügung des Schicksals auf einmal möglich erschien, präsentierte sich die Mannschaft beim 1:4 in Heidenheim in desolatem Zustand. Es war ein Finale, das am Ende auch Schultz zum Verhängnis wurde, der in 18 Ligaspielen mit dem FC auf einen Punkteschnitt von 0,94 kam. Für den Klassenerhalt war das zu wenig. Dem Ostfriesen wurde zudem vorgeworfen, zu wenig mitreißend zu sein. Eine erstaunliche Erkenntnis, Schultz war schließlich nicht vom Fußball-Himmel gefallen.
Noch am Samstag wand sich der FC-Vorstand öffentlich in der Trainerfrage. Aber das alles hatte seinen Hintergrund: Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte lange für Schultz plädiert, wollte erst an ihm festhalten. Der Ostfriese kennt die 2. Bundesliga schließlich bestens und kam auch bei vielen Spielern an, die ihm unmittelbar nach dem Abstieg noch Rückendeckung gaben.
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Nach einigen Tagen des Nachdenkens waren auch Keller und Schultz von Trennung überzeugt
Doch in Vorstand und Geschäftsführung, die ebenfalls massiv unter Druck stehen, gab es eine klare Mehrheit gegen den Vorschlag des Sportchefs. Offenbar war Keller allein mit seiner Ansicht, es könne eine Zukunft beim 1. FC Köln geben für Schultz. Doch nach einigen Tagens des Nachdenkens kamen dann auch Schultz und Keller zur Erkenntnis, dass eine Trennung besser ist. Denn die Hypothek für den Neuanfang wäre zu groß gewesen, der Kredit für Schultz indes zu klein.
Unumstritten ist: Für den ohnehin angezählten Keller ist die Trennung kein Befreiungsschlag. Denn Schultz war Anfang Januar Kellers Wahl. Nach einem aufwändigen Verfahren, einem „Assessment Center“, war nach rund zwei Wochen in Schultz der Nachfolger des populären Steffen Baumgart gefunden. Dass der FC nun erneut einen Cheftrainer verliert, ist für alle Verantwortlichen eine weitere Niederlage.
Die Suche nach einem Chefcoach samt einem neuen Trainerstab soll nun „bis zum Vorbereitungsstart“ abgeschlossen sein. Das ist großartig, denn die nicht sonderlich attraktive Alternative dazu wäre, dass der FC in rund drei Wochen ohne jeglichen Übungsleiter am Geißbockheim die Vorbereitung aufnähme. Es passt indes zu Kellers Vorgehensweise, dass er sich reichlich Zeit nimmt.
Doch die geeigneten Nachfolger für den Neuaufbau zu finden, wird eine nicht minder schwere Aufgabe für Keller. Nicht jeder Cheftrainer, den man vielleicht im Auge hat und auch gut entlohnen könnte, wird den Köln-Job in Anbetracht der vielen Unsicherheiten antreten wollen. Der Kader für die kommende Saison ist aufgrund der vielen Ausstiegsklauseln bisher eher schemenhaft zu erkennen, externe Verstärkungen sind wegen der selbstverschuldeten Transfersperre nicht möglich. Und nahezu alle Entscheidungsträger am Geißbockheim sind ohnehin schon angezählt. Es sind keine guten Tage für den 1. FC Köln.