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Zum Rapport und GeldstrafeProfis des 1. FC Köln brechen die Karnevals-Absprache

Lesezeit 4 Minuten
1.FC Köln, Karnevalssitzung, von links: Leart Pacarada, Linton Maina (1. FC Köln), 25.02.2025 Bild: Herbert Bucco

Linton Maina (r.) während der traditionellen Karnevalssitzung des 1. FC Köln

Linton Maina und zwei Teamkollegen des 1. FC Köln feierten an Weiberfastnacht, obwohl es das Team intern anders ausgemacht hatte.

Es war im vergangenen Sommer, Ende Juli, da veröffentlichte der 1. FC Köln die vierte Folge seines Podcasts „FC-Inside“. Der erneute Bundesliga-Abstieg lag hinter den Kölnern, im Verein herrschte auf vielen Ebenen weiterhin Unruhe, die Transfersperre gegen den Klub war zudem noch in Kraft. Christian Keller, der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, arbeitete im gelenkten Podcast noch einmal viele Themen der vergangenen Saison auf und bezog Stellung. Und er bestätigte indirekt, dass in der abgelaufenen Saison einiges in der Mannschaft und dem gesamten Stab im Argen gelegen hatte.

„Ein klares Learning war: Ich lasse gar nichts mehr durchgehen“, sagte Keller und konkretisierte seine Wortmeldung: „Und zwar in dem Sinne, wenn irgendwas ein bisschen in die falsche Richtung läuft oder wir lassen ein bisschen nach oder wir sind ein bisschen zufrieden oder wenden uns ein bisschen vom Plan ab.“ Seine Konsequenz: „Wir werden nur dann wieder erfolgreich sein, wenn wir in allen Dingen die notwendige Konsequenz walten lassen.“ Darauf habe er sich auch mit dem neuen Trainerteam um Gerhard Struber verständigt. Der Österreicher sollte im Fall der Fälle die notwendige Härte walten lassen. Aber auch Keller war wohl zu der Einsicht gelangt, dass er in entscheidenden Momenten der Abstiegssaison nicht konsequent genug gewesen war.

1. FC Köln: Klare Vorgaben für Team als Konsequenz der Abstiegs-Saison

Wohl auch deshalb gibt es beim 1. FC Köln in dieser Saison klare Vorgaben an die Mannschaft. Und es gab mit den Spielern die konkrete Absprache, nach der Teilnahme an der vereinseigenen Sitzung im Maritim in den darauffolgenden Tagen zum Höhepunkt des Straßenkarnevals nicht über die Stränge zu schlagen.

Alles zum Thema Christian Keller

Mehr noch: Keller und Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler hatten mit Ausnahme des Rosenmontags, an dem der FC selbst mit einem Wagen am Zoch teilgenommen hatte, ein Feier-Verbot ausgesprochen. Vor allem für Weiberfastnacht, den größten Party-Tag. Schließlich hatten die Kölner zwei Tage später ein schwieriges Auswärtsspiel in Karlsruhe zu absolvieren. Und der Druck auf den Absteiger, der den direkten Wiederaufstieg schaffen muss, war nach dem 0:3 in Magdeburg und dem 1:1 gegen Düsseldorf sowie dem Verlust der Tabellenführung nicht gerade geringer geworden. „Wir haben etwas mit den Jungs ausgemacht. Ich denke, dass sich jeder daran halten wird“, hatte Struber am Rande der Sitzung gesagt.

Der Coach sollte sich irren. Denn wie die „Sport Bild“ am Mittwoch berichtete, feierte Linton Maina, der konstanteste Kölner Offensivspieler in dieser Saison, an Weiberfastnacht im „Heising und Adelmann“ und anschließend im „Flamingo Royal“. Beteiligt waren auch zwei weitere FC-Profis, die wegen einer Sperre und einer hartnäckigen Verletzung für einen Einsatz in Karlsruhe nicht infrage gekommen waren. Szene-Bar und Szene-Club befinden sich mitten im lebendigen Friesenviertel; man hätte daher bestimmte Medien auch gleich selbst über den kleinen Party-Tripp informieren können.

Anders als seine beiden Begleiter stand Maina zwar zwei Tage später in Karlsruhe tatsächlich in der Kölner Startelf. Doch für den 25-Jährigen war die Partie schnell vorbei. Der Außenbahnspieler zog sich am linken Sprunggelenk eine Verletzung zu, mit der er noch einige Wochen ausfallen wird. Der FC sprach selbst von einer „längeren Pause“. Ohne Maina, dessen Vertrag beim FC nach Saisonende ausläuft, verloren die Kölner im Wildpark 0:1. Natürlich lässt sich nicht belegen, dass sich der Flügelspieler wegen der Feierlichkeiten verletzt hat, zumal er die Blessur in einem harten Duell mit einem Gegenspieler erlitt. Fest steht allerdings, dass er und seine beiden Teamkollegen gegen die interne Vorgabe verstoßen hatten.

Kapitän Hübers: Spieler haben sich bei der Mannschaft entschuldigt

Am Mittwoch bestätigte Kapitän Timo Hübers den Vorfall auf Nachfrage. Und auch, dass man „offen und ehrlich“ darüber gesprochen habe. „Die Spieler haben sich entschuldigt, damit ist das ein Thema der Vergangenheit. Für mich gehört sich das nicht, der Vorfall sollte unseren Fokus aber auch nicht aus der Bahn werfen. Es geht darum, dass es nicht wieder passiert. Da bin ich sehr zuversichtlich“, sagte Hübers.

In den Tagen nach Karneval hatten sich gleich mehrere FC-Profis krankgemeldet. Kein neues, aber ein viel diskutiertes Thema, das den Verein bereits seit Jahren in der Session begleitet. Am Mittwoch stieg nach Heintz und Pacarada auch Eric Martel wieder ins Training ein. Mark Uth trainiert mittlerweile ebenfalls wieder. Die Häufung von Krankheitsfällen wollte der Kapitän indes nicht mit dem Karneval in Verbindung bringen. Im gesamten Kölner Stadtgebiet seien Infektionskrankheiten derzeit präsenter als in anderen Phasen des Jahres. „Ob man sich dann beim Feiern ansteckt oder danach, bleibt das ein oder andere Mal nicht aus. Im Sinne der Professionalität geht es darum, sich nicht anzustecken oder mal nicht feiern zu gehen“, sagte der Kapitän jedoch deutlich.

Und wie gehen die Verantwortlichen um Keller mit dem Vorfall um? Der Sportchef hat das Trio um Maina zum Rapport gebeten. Es folgte eine klare Ansprache, und nach Informationen dieser Zeitung wurde auch jedem Spieler eine Geldstrafe aufgebrummt, die höchste erhielt Maina. Äußern wollte sich Keller, der vor Saison nichts durchgehen lassen wollte und sich deshalb an seinen eigenen Worten messen lassen muss, auf Anfrage dieser Zeitung nicht.