Beim 1. FC Köln herrscht nach dem Pokalsieg spürbar Erleichterung. Doch der erneute Zusammenbruch nach klarer Dominanz ist bedenklich.
Zitter-Sieg im PokalDie Kölner Mannschaft muss resilienter werden
Die Spieler und Verantwortlichen des 1. FC Köln wirkten nach dem Sieg in der Verlängerung in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten Sandhausen merklich erleichtert. Vielen war ein Stein vom Herzen gefallen, allen voran Sport-Geschäftsführer Christian Keller atmete tief durch. Auch wenn die Saison noch so jungfräulich ist, wussten alle: Im Falle einer Pleite wäre beim Bundesliga-Absteiger nach zuvor nur einem Punkt aus zwei Ligaspielen von einem Fehlstart gesprochen und bereits einiges infrage gestellt worden.
Vor allem wäre große Ernüchterung eingekehrt. Der FC hat in den vergangenen Jahren eine desaströse Pokal-Bilanz vorzuweisen, diese gilt es aufzupolieren. Das Gerede vom kürzesten Weg ins internationale Geschäft ist zu diesem Zeitpunkt zwar hanebüchener Unsinn oder kölsche Folklore, aber warum soll nicht auch mal der FC in dem Wettbewerb ein Ausrufezeichen setzen?! Ein Hexenwerk ist das nicht, selbst Drittligisten oder biedere Zweitligisten kamen im Pokal zuletzt oft recht weit, der zudem eine nicht zu verachtende Einnahmequelle ist.
1. FC Köln: Auf die Dominanz folgt ein unerklärlicher Zusammenbruch
Die Partie in Sandhausen lieferte erneut wichtige Bekenntnisse, bestätigte Befürchtungen, gab aber auch Anlass zur Zuversicht. Denn: Es ist nicht alles schlecht beim 1. FC Köln. Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber dominierte den klassentieferen Gegner deutlich, zeigte auch spielerisch gute Ansätze, spielte sich viele Torchancen heraus, hätte aber deutlich höher als 2:0 führen müssen.
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Und da sind wir auch bei den Problemen, dem Bedenklichen. Diese Chancen muss der FC deutlich besser nutzen. Auf das Fehlen eines ausgebufften Torjägers wurde schon mehrfach hingewiesen. Und es ist nicht zu fassen, wie die Kölner diese klar dominierte Partie noch selbst aus der Hand gaben und den zuvor harmlosen Gegner durch eigene Fehler ins Spiel zurückbrachten. Und dies in absoluter Heimspiel-Atmosphäre. Es gab also keine äußeren Umstände und keinen urplötzlich über sich hinauswachsenden Gegner, die dazu beitrugen, dass ein Spiel noch mal komplett kippen kann. Das Nachsitzen hatte sich der FC einzig selbst eingebrockt.
Wie schon beim 2:2 in Elversberg brach der FC beim ersten Widerstand in Form eines Gegentors in sich zusammen. Trainer Struber schob das auch auf die fehlende Erfahrung, doch das griff zu kurz. Denn es waren insbesondere die älteren Spieler, die diesmal patzten oder von denen zu wenig kam. Und es waren der 19-jährige Julian Pauli, der erstmals traf und der 23-jährige Mathias Olesen, der mit einer Torvorlage und vor allem seinem Treffer zum 3:2 zum Matchwinner avancierte. Dass der FC in der Verlängerung wieder zu sich fand, spricht indes für die Mentalität der Mannschaft. Sie will, aber sie kann es aus bestimmten Gründen manchmal nicht.
Aber sie muss. Es ist die Aufgabe der sportlichen Führung, dass die Mannschaft mit dem höchsten Marktwert der 2. Bundesliga in die Verfassung (Resilienz) gebracht wird, mit diesem Druck besser umzugehen. Schon am Samstag gegen Braunschweig, denn alles andere als ein Heimsieg gegen das Schlusslicht wäre ein Schlag ins Kontor.