Köln – In diesen seltsamen, unwirklichen Zeiten ist es wohltuend, wenn es auch mal keine neuen Nachrichten gibt. Diese fallen meistens ohnehin schlecht aus. Am Donnerstagnachmittag wartete die Mannschaft des 1. FC Köln am Hauptbahnhof auf den ICE, der sie nach Stuttgart bringen sollte. Und es stiegen die 21 Profis in den Zug, mit denen die Verantwortlichen des Bundesligisten für das Spiel am Freitag beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr) zuvor geplant hatten. Es gab keine neuen Corona-Fälle; und das ist seit einigen Tagen keine Selbstverständlichkeit mehr.
Während Talent Jan Thielmann wieder dem Kader angehört und auch der zuletzt erkrankte, aber negativ getestete Rafael Czichos die Fahrt mit antrat, blieben mit Jonas Hector und Marco Höger zwei Routiniers in Köln. Kapitän Hector fällt aufgrund seiner anhaltenden Nackenprobleme mittlerweile seit vier Wochen aus, Höger (leichte Bänderverletzung am Knie) muss ebenfalls passen.
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Während sich die personellen Ausfälle beim FC in Grenzen halten, werden die finanziellen im Zuge der Pandemie aber immer größer. Beim Klub rechnet man angesichts der erneut landesweit steigenden Infektionszahlen mit Spielen ohne oder mit nur sehr wenigen Zuschauern bis Ende des Jahres. „Was die Liquidität angeht, ist die Saison komplett durchfinanziert“, versicherte FC-Geschäftsführer Wehrle bereits: „Doch sollte es die ganze Saison über bei Geisterspielen bleiben, müssten wir uns Fremdkapital besorgen.“
1. FC Köln spart 2,5 Millionen Euro ein
Um den Einnahmeverlust etwas abzufedern, haben die Spieler und das Trainerteam einem neuerlichen Gehaltsverzicht zugestimmt. Dies ist am Mittwochabend bei einer Sitzung am Geißbockheim beschlossen worden. Die Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ decken sich mit denen des „Express“, der am Donnerstagmorgen zuerst berichtete. Nach Informationen dieser Zeitung sollen die Profis rückwirkend vom 1. Juli in der Hinrunde 15 Prozent weniger Gehalt einstreichen, was eine Summe von rund 2,5 Millionen Euro ausmachen soll. Wehrle wollte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Einigung nicht offiziell bestätigen, ließ sie allerdings durchblicken. „Keiner verzichtet gerne auf Gehalt. Aber unsere Spieler zeigen sich solidarisch und haben Verständnis dafür, dass in dieser schwierigen Situation jeder im Verein seinen Beitrag leisten muss, damit wir alle gemeinsam die wirtschaftlichen Mindereinnahmen durch fehlende Zuschauer einigermaßen kompensieren können“, sagte Wehrle. Es gab zwar offenbar Spieler, die aufgrund ihrer persönlichen und vertraglichen Situation Bedenken äußerten, aber am Ende sollen alle der Einigung zugestimmt haben.
Auch Sportchef Horst Heldt berichtete am Donnerstagmittag von „gutes Gesprächen“ mit der Mannschaft und ergänzte: „Die Spieler machen sich sehr wohl Gedanken über die Situation. Sie sollen sich allerdings auf das fokussieren, was sie beeinflussen können: Und das ist der Fußball und die Leistung auf dem Platz.“
Mehr Einsatzzeit für Anthony Modeste?
Und darum geht es am Freitag wieder beim vermeintlichen Lieblingsgegner. Die Kölner siegten bei den Schwaben in sechs der letzten acht Auswärtspartien. Doch der Aufsteiger ist mit sieben Punkten deutlich besser gestartet als die Kölner, die am Sonntag durch ein 1:1 gegen Frankfurt ihren ersten Zähler einfuhren. „In Stuttgart ist die Euphorie eines Aufsteigers vorhanden. Es wird auf Understatement gemacht und versucht, uns die Favoritenrolle zu geben. Sie haben eine Mannschaft, die sehr unbekümmert ist und mit voller Wucht nach vorne spielt. Sie sind brandgefährlich. Trotzdem sehen wir auch unsere Chancen“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol, der bei entsprechendem Spielverlauf dem fitten Stürmer Anthony Modeste mehr Einsatzzeit als zuletzt geben könnte.
Für den in der Nähe von Stuttgart geborenen und aufgewachsenen Gisdol, der von 2005 bis 2007 die U17 des VfB trainiert hatte, steht gegen den Fünften „kein alltägliches Spiel“ an. Schließlich habe er damals beispielsweise den heutigen Stuttgarter Profi Daniel Didavi trainiert, und Kölns Manager Horst Heldt war in dieser Zeit ebenfalls beim VfB tätig. „Es macht immer Spaß in Stuttgart zu spielen. Der eine oder andere, mit dem ich sieben Jahre zusammengearbeitet habe, arbeitet noch beim VfB. Ich freue mich die Menschen dort wiederzusehen, sofern die Umstände es zulassen“, sagte Heldt. Diese Umstände bedeuten aber weiterhin leere Stadien und große finanzielle Verluste. Aber sie können auch dazu führen, dass in Vereinen wie dem 1. FC Köln wieder näher zusammengerückt wird.