Sonntag reist der 1. FC Köln ins Trainingslager nach Bad Waltersdorf. Die Bedingungen werden top sein, aber es gibt auch Herausforderungen.
1. FC Köln vor dem TrainingslagerFC lehnt Generalprobe gegen brisanten Gegner ab
Am Sonntagmittag reist der 1. FC Köln mit dem Flugzeug erst nach Wien, dann mit dem Bus weiter ins rund 150 Kilometer entfernte Bad Waltersdorf. Hier, in der Steiermark an der Grenze zum Burgenland, bezieht der Bundesliga-Absteiger bis zum 28. Juli sein Trainingslager. Erstmals ist der FC in der 4500-Einwohner-Gemeinde zu Gast. Und diese freut sich auf den Traditionsklub und seine rund 300 Fans, die ihn begleiten werden.
Der FC geht wieder mal neue Wege in der Saison-Vorbereitung. Und wechselt erneut sein Quartier. Denn das eine war dem Klub zuvor schlichtweg zu teuer, das andere entsprach allem Anschein nach nicht den Vorstellungen eines Profi-Teams. Nun ist man beim FC zuversichtlich, mit der „Steirischen Tourismus und Standortmarketing“ den geeigneten neuen Kooperationspartner für das Sommer-Trainingslager gefunden zu haben. Schließlich hat der FC mit den Österreichern gleich einen Vertrag „zunächst bis 2027“ abgeschlossen.
„In Bad Waltersdorf haben wir alles, was es für eine gute Saisonvorbereitung braucht: Kurze Wege, einen hervorragenden Trainingsplatz und ein Hotel, in dem sich alle wohlfühlen werden. Wir freuen uns auf Top-Bedingungen in den nächsten drei Jahren“, zeigte sich Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller von der Wahl überzeugt.
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1. FC Köln: Bad Waltersdorf ist Trainingslager-Gäste gewohnt
Bis 2022 hatten sich die Kölner vier Jahre lang in Donaueschingen auf die neue Spielzeit vorbereitet, wohl gefühlt und optimale Bedingungen vorgefunden. Der luxuriöse Öschberghof (Fünf Sterne Superior) bot alle erdenklichen Annehmlichkeiten, Ruhe, Moderne, viel Platz, einen sagenhaften Wellness-Bereich. Die perfekten Trainingsplätze beim SV Aasen waren gleich in der Nähe und für das Team mit dem Rad zu erreichen. Der frühere FC-Trainer Steffen Baumgart sprach sogar von den „besten Bedingungen“, die er während eines Trainingslagers erlebt habe. Kein Wunder, bezogen in Donaueschingen auch schon Weltklubs wie der FC Barcelona oder der FC Liverpool, zuletzt der amtierende Europameister Spanien oder verrentete Schweizer Golfer ihr Quartier. Doch da sich kein Partner für eine Bezuschussung finden ließ, überstieg die Luxus-Herberge die finanziellen Möglichkeiten der Kölner, die mehrere hunderttausend Euro draufzahlen musste.
2023 wechselte der FC dann ins Salzburger Land nach Maria Alm, einem pittoresken Ort am Hochkönig. Der gefiel den mitgereisten Fans ungemein, der Mannschaft weniger. Das Hotel Eder befand sich mitten im Ortskern direkt neben einer Kirche, dessen Geläut einen Wecker überflüssig machte. Rund um das Team-Hotel amüsierten sich die Anhänger. Auch die Trainingsbedingungen waren eher suboptimal, fehlte doch ein zweiter Platz.
2024 wird die Landschaft in der „grünen Lunge“ Österreichs weniger spektakulär sein, dafür dürften die Kölner wieder optimale Bedingungen haben. Zahlreiche Top-Klubs bezogen bereits in Bad Waltersdorf Quartier: der FC Arsenal alleine zehn Mal, auch West Ham, Blackburn, der BVB oder die österreichische Nationalmannschaft. 2023 war Galatasaray Istanbul zu Gast, bis vor wenigen Tagen noch der große Rivale Fenerbahce mit seinem neuen Startrainer José Mourinho.
„Wir sind überzeugt, dass den 1. FC Köln Top-Bedingungen erwarten werden. Nicht umsonst kommen seit vielen Jahren internationale Spitzenmannschaften nach Bad Waltersdorf, in jedem Sommer geben sich hier immer so vier bis fünf Klubs die Klinke in die Hand“, sagt der Steirer Kian Walizadeh, der mit seiner Agentur „International Football Camp Styria“ seit vielen Jahren Trainingslager und jetzt auch das Camp des 1. FC Köln organisiert. Die Vorarbeiten hat die Agentur erledigt: Das vom Verein angeforderte Fitnesszelt steht schon, die Trainingsanlage mit zweieinhalb Plätzen ist mit den FC-Partnern gebrandet. Der Rasen musste stark bewässert werden, schließlich hat eine Hitzewelle auch die Steiermark im Griff. Zu den Einheiten können die Profis das Rad nehmen, Trainingsanlage und das Hotel trennen nur etwas mehr als einen Kilometer. Auch Gerhard Struber, der neue FC-Trainer, kennt und schätzt das Quartier aus seiner Zeit als Coach des Wolfsberger AC. „Die Möglichkeiten dort sind super, es ist ein schönes Ambiente“, sagt Struber.
Zweitliga-Generalprobe jetzt gegen Udine statt Nizza – und zwar in Kärnten
Nur den ungewohnt späten Termin des Trainingslagers in der vorletzten Woche der Saisonvorbereitung hätte der Österreicher wohl anders gewählt. Beim Festzurren des Deals waren die Kölner Verantwortlichen aber offenbar noch vom Klassenerhalt in der Bundesliga ausgegangen, die erst drei Wochen später in die neue Saison startet als die Zweite Liga. „Es ist anders, das habe ich so auch noch nicht gehabt. Aber es ist so geplant worden und wir werden das Beste draus machen“, sagt Struber, dessen Team nur fünf Tage nach der Rückkehr aus Österreich das Auftaktspiel der 2. Bundesliga (2. August, 20.30 Uhr) gegen den Hamburger SV bestreitet.
Auch die Suche nach einem zweiten Testspielgegner gestaltete sich schwierig. Zwar war schnell klar, dass der FC am Mittwoch, 24. Juli (16 Uhr), im Thermenstadion in Bad Waltersdorf auf den Swansea FC aus der Championship trifft. Doch beim geplanten zweiten Testspiel am 27. Juli, der Kölner Generalprobe, hakte es. Drei von der Agentur vorgeschlagene Gegner lehnte der FC ab.
Darunter war auch ein vermeintlich brisanter: Die Kölner hätten in der Gegend ein Testspiel gegen OGC Nizza bestreiten können, der die Ligue 1 auf Platz fünf abschloss. Doch der FC legte aufgrund der Vorkommnisse im September 2022 sein Veto ein. Damals war es rund um das Conference-League-Spiel der Kölner in Nizza zu schweren Ausschreitungen zwischen den Fangruppen gekommen.
Jetzt hat der FC selbst eine attraktive Alternative gefunden, doch aus logistischen Gründen ist die Generalprobe auch nicht optimal: Das Struber-Team trifft in Kärnten auf den italienischen Erstligisten Udinese Calcio, muss dafür aber zum Abschluss des Trainingslagers rund zweieinhalb Stunden mit dem Bus in den Klagenfurter Raum fahren. Der Flughafen Wien ist von dort sogar über 300 Kilometer entfernt.