Die Wahl zum Mitgliederrat des 1. FC Köln bescherte Sarah Theisen und Stacy Krott herausragende Ergebnisse
Nach Mitgliederversammlung des FCEine Frau für den Gemeinsamen Ausschuss?
Die Wahlergebnisse der Mitgliederversammlung haben die Vorstandsmitglieder des 1. FC Köln nachdenklich werden lassen. Vizepräsident Eckhard Sauren hatte sich zunächst in Galgenhumor geflüchtet. Er habe nicht damit gerechnet, eines Tages „mehr Lebensjahre als Prozentpunkte zu seiner Entlastung“ gesammelt zu haben. Tatsächlich war Sauren während der Veranstaltung in der Lanxess-Arena 53 Jahre alt geworden. Bei der Frage nach der Entlastung des Vorstandes hatten jedoch nur 48 Prozent der FC-Mitglieder für die Entlastung des Präsidiums votiert. Werner Wolf hatte sich Tags darauf kämpferisch gegeben und erklärt, die Zurückweisung sei ihm „Ansporn, diesen Mitgliedern unseren Weg noch besser zu vermitteln und ihr Vertrauen zurückzugewinnen“.
Von Vizepräsident Carsten Wettich hatte es nach dem Abstimmungsdebakel keine Wortmeldungen mehr gegeben. Der 45-Jährige sei schwer getroffen, hieß es. Er überlege, ob er bis zum Ende der Amtszeit 2025 weitermachen wolle.
Dass der Mitgliederrat mit seinem Vorsitzenden Ho-Yeon Kim dem Vorstand das Vertrauen entziehen und die Empfehlung an die Mitglieder abgeben würde, nicht für die Entlastung zu stimmen, hatte der Vorstand früh erfahren. Bis zuletzt hatte es Versuche gegeben, den Mitgliederrat umzustimmen. Für Kim hätte eine Entlastung des Vorstands durch die Mitglieder wohl Folgen gehabt. Mindestens den Vorsitz hätte er wohl abgeben müssen. Ob er überhaupt noch zur Wahl angetreten wäre? Fraglich.
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Doch die Mitglieder folgten der Empfehlung, anschließend setzten sich exakt die zwölf Kandidatinnen und Kandidaten durch, die vom Fanklub-Dachverband „Südkurve e.V.“ vorab für geeignet befunden worden waren. Die neun anderen blieben chancenlos. 70 Prozent Ablehnungsquote kassierte etwa Gottfried Rüßmann, der Kandidat des Vorstands, auf Position 13.
Vor ihm rangierte auf Rang zwölf Ho-Yeon Kim mit 40. Auch das waren viele Nein-Stimmen, der amtierende Vorsitzende erlebte keinen leichten Abend. Losgelöst von seiner persönlichen Meinung, die sich mit der seines Gremiums gedeckt haben dürfte, war er es, der in seiner Rede den Vorstand hart kritisierte und letztlich im Namen seines Gremiums zur Nicht-Entlastung aufrief. Nach 74 Prozent im Jahr 2018 und 71 Prozent vor drei Jahren kam Kim nun auf 61 Prozent.
Das persönliche Abschneiden bei der Wahl ist allerdings nur bedingt ein Indikator dafür, wer letztlich den Vorsitz übernimmt. Auch Stefan Müller-Römer war nie ein Mann der fulminanten Wahlergebnisse, dafür war auch er zu streitbar. Dennoch wurde er im Jahr 2018 mit nur 64 Prozent Zustimmungsquote Vorsitzender – und fand sich nach Werner Spinners Rücktritt im Frühjahr 2019 im Präsidium wieder.
Im Januar 2020 war Carsten Wettich, damals stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, aus dem Mitgliederrat für den nach 97 Tagen im Amt zurückgetretenen Sieger nachgerückt – und geblieben.
Die Aussichten für einen Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter auf einen Platz im Präsidium sind also nicht schlecht, und weil Wettich derzeit noch unschlüssig ist, seine Mission fortzusetzen, könnte kurzfristig erneut Bewegung in die Gremien kommen. Ob Kim allerdings bereit ist, trotz seines schwachen Abschneidens für den Vorsitz zu kandidieren, ist offen.
Der Blick bei der Besetzung des Chefpostens fällt dabei auf die Spitze des Tableaus: Die einzigen Frauen, die kandidierten, holten am Dienstag die besten Ergebnisse: Die Kommunikationsexpertin Sarah Theisen kam auf 87 Prozent, ihr folgte die Managerin Stacy Krott mit 81 Prozent. Der Mitgliederrat entsendet seine Vorsitzenden und deren Stellvertreter in den Gemeinsamen Ausschuss, der über die wichtigsten Themen beim 1. FC Köln entscheidet. Noch nie saß eine Frau in dem Gremium. Über ihre Ambitionen haben sich beide Kandidatinnen bislang nicht geäußert – das wird auf der konstituierenden Sitzung am Montag geschehen.
Dann dürfte auch entschieden sein, ob Carsten Wettich weitermacht. Oder ob der Mitgliederrat erneut jemanden ins Präsidium entsenden muss. Nachrücken könnte anschließend niemand – jenseits von Rang zwölf erreichte kein Kandidat die erforderlichen mehr als 50 Prozent Ja-Stimmen.