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Analyse zum 1. FC KölnWarum die Vizepräsidenten aufhören

Lesezeit 4 Minuten
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Markus Ritterbach (l.) und Toni Schumacher

  1. Nach dem Auftritt vor Beirat und Verwaltungsrat war klar, dass Schumacher und Ritterbach keine Unterstützung der Gremien haben würden.
  2. Einen dritten Mann präsentierten die Vizepräsidenten nicht, stellten aber einen in Aussicht.
  3. Die Vizepräsidenten sprechen in ihrem Offenen Brief von „Hass, Misstrauen, Unwahrheiten“.

Köln – Endgültig gedreht hat sich alles womöglich nach dem letzten Heimspiel, dem 3:5 gegen Regensburg am 12. Mai. Im Club Astoria, gleich gegenüber dem Rhein-Energie-Stadion, trafen sich Beirat und Verwaltungsrat des 1. FC Köln, um das Vorstandsteam kennenzulernen, auf das sich der Mitgliederrat wenige Tage zuvor geeinigt hatte. Der Satzung nach müssen nur die Vorsitzenden der Gremien dazu gehört werden. Doch der Mitgliederrat wollte eine breitere Basis.

Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren erschienen also vor den Räten, verteilten ihre Kurzkonzepte und erläuterten ihre Pläne für den FC. „Gemeinsam gewinnen alle“ ist das Konzept überschrieben; es enthält ein paar grundsätzliche Festlegungen. Nichts Revolutionäres. Aber ein Beleg dafür, dass sich die Kandidaten intensiv mit der Aufgabe beschäftigt haben, um die sie sich bewerben.

Kein Programm, kein dritter Mann

Weil Beirat und Verwaltungsrat jedoch auch die Vizepräsidenten aus dem amtierenden Vorstand hören wollten, hatten Toni Schumacher und Markus Ritterbach eine Einladung erhalten. Zwar hatte der Mitgliederrat seine Entscheidung da bereits zugunsten des Teams um Werner Wolf getroffen. Doch sieht die Satzung des FC die Möglichkeit einer Gegenkandidatur durchaus vor. Man wollte Schumacher und Ritterbach die Möglichkeit nicht vorenthalten, ihren Willen offiziell mitzuteilen.

Die Vizepräsidenten waren nach dem Team des Mitgliederrats an der Reihe. Schumacher und Ritterbach hatten keine Präsentation vorbereitet, nichts zum Verteilen mitgebracht. Und sie waren nur zu zweit gekommen. Einen dritten Mann habe man zwar an der Angel, allerdings sei man sich noch nicht einig. Das werde noch ein paar Wochen dauern.

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Ritterbach nahm vor allem darauf Bezug, dass er sieben Jahre Erfahrung im Vorstand des 1. FC Köln habe und verwies auf die Verdienste des Präsidiums um Werner Spinner bei der Rettung des Vereins. Einen Ausblick auf die weitere Amtszeit präsentierten sie nicht.

Die Unterstützung der Gremien verschafften sich die Vizepräsidenten damit nicht, im Gegenteil. Mitglieder versuchten in den Tagen danach, die Herren von einer Kampfkandidatur abzubringen. Im Lauf der vergangenen Woche verdichteten sich die Hinweise, dass sie auf eine Kandidatur verzichten würden.

Offener Brief am Freitag

Am Freitag veröffentlichte der 1. FC Köln dann auf seiner Präsenz im Internet einen „Offenen Brief an alle Fans und Mitglieder“, in dem Ritterbach und Schumacher erklärten, nicht mehr für den Vorstand des 1. FC Köln zu kandidieren. Man sei „nicht amtsmüde“ und habe „intensiv darüber nachgedacht, eine Kandidatur für den FC-Vorstand einzureichen. Dennoch haben wir uns nach Abwägung aller Argumente entschieden, im September nicht zu kandidieren“.

Große Verdienste

Schumacher und Ritterbach waren im April 2012 ins Amt gewählt worden. Damals bildeten sie mit Werner Spinner an der Spitze das Präsidium, das den Verein wirtschaftlich stabilisierte und sportlich aus der Zweiten Liga bis in den internationalen Wettbewerb führte. Allerdings folgte der erfolgreichsten Saison seit 25 Jahren der Absturz. Nach einem Jahr in der Zweiten Liga haben die Kölner nun die Rückkehr in die Bundesliga geschafft

Seit März ohne Präsident

Im Zuge des Abstiegs in der Saison 2017/18 war der Zusammenhalt im Vorstand mehr und mehr verloren gegangen. In diesem Februar traten die Schwierigkeiten offen zutage, als Ritterbach den Inhalt einer Sprachnachricht des Präsidenten, in der Spinner die sportliche Situation zum Anlass nahm, eine Debatte über Trainer Markus Anfang und Geschäftsführer Armin Veh anzustoßen, an die Geschäftsführer weitergeleitet hatte. Veh hatte daraufhin eine Machtprobe mit dem Präsidenten heraufbeschworen. Spinner war am 6. März zurückgetreten. Der Mitgliederrat hatte bereits vor zehn Tagen das Vorstandsteam benannt, dem weder Schumacher noch Ritterbach angehören. Zwar habe es zu Beginn des Auswahlprozesses Überlegungen gegeben, Ritterbach als Teil eines neuen Vorstands zu nominieren. Doch wegen Ritterbachs Rolle im Umfeld des Spinner-Rücktritts habe man den Gedanken endgültig verworfen. „Wir möchten keinen weiteren Machtkampf der Gremien in unserem Verein. Ein neuer Vorstand kann und muss mit neuer Kraft das Verhältnis zum Mitgliederrat wieder versachlichen“, teilten die Vizepräsidenten mit. Man habe einen „monatelangen Wahl- und Richtungskampf“ verhindern wollen.

„Hass, Misstrauen, Unwahrheiten“

Eine dritte Person sei nicht zu überzeugen gewesen. Man habe „keiner der Persönlichkeiten, mit denen wir über eine mögliche gemeinsame Kandidatur gesprochen haben, die Zumutungen eines Wahlkampfs aufbürden können. Der Hass, das Misstrauen, die Unwahrheiten, die auch in der Kampagne gegen uns in den vergangenen Wochen teilweise zum Ausdruck gekommen sind, würden weitergehen. Unsere Gespräche haben gezeigt: Dies wäre keinem neuen Mitglied in unserem Vorstandsteam zuzumuten.“

„Faust in der Tasche“

Offenbar rechneten die Vizepräsidenten mit schweren Verwerfungen für den Fall eines Wahlkampfs. „Wir beide haben in den vergangenen Wochen eisern geschwiegen und mehr als einmal die Faust in der Tasche geballt, statt unsere Sicht der Dinge öffentlich auszubreiten und noch mehr Unruhe in den Verein zu bringen. In einem Wahlkampf wäre dies nicht möglich, da müsste man Klartext reden.“ Der Verein brauche Ruhe, man wolle dem nicht im Wege stehen. „Wenn die Tatsache dazu beiträgt, dass wir nicht mehr kandidieren, dann ist es uns das wert.“