Leverkusen – Mittelstürmer Patrik Schick (27) hat im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Weltfußballer Robert Lewandowski kritisiert und seinen Entdecker und Mentor Rudi Völler gelobt. Außerdem spricht der Torjäger über seinen Vertrag und seine Zeit bei Bayer.
Herr Schick, Sie haben im Juni Ihren Vertrag in Leverkusen bis 2027 verlängert. Was hat Sie dazu bewogen, der alte Vertrag lief ja noch bis 2025?
Patrik Schick: Zunächst einmal war es wichtig für mich, dass wir uns für die Champions League qualifiziert haben. Dann war mir wichtig, dass sich die Schlüsselspieler zu Bayer 04 bekannt haben und wir den Ehrgeiz haben, um die Spitzenplätze in der Bundesliga zu spielen. Ich habe einen Status im Verein, ich fühle mich rundum glücklich. Es gab für mich keinen Grund, den Klub zu verlassen. Es wird außerdem mein drittes Jahr in Leverkusen sein. Ich war in meiner Karriere nie so lange bei einem Klub und will einfach nicht mehr so oft wechseln. Es hat sich einfach richtig angefühlt. Und so haben wir schnell eine wunderbare Lösung mit Bayer 04 gefunden.
Die Zahl 2027 im Vertrag muss im heutigen Fußball nicht bedeuten, dass ein Spieler auch bis 2027 bleibt.
Patrik Schick: Natürlich bedeutet es nicht, dass man bis 2027 bleibt, aber es bedeutet, dass der Klub an dich und an deine Fähigkeiten glaubt und dir die Möglichkeit gibt, zu spielen. Das ist für mich das Entscheidende.
Das könnte Sie auch interessieren:
Während Sie bei Bayer 04 bleiben, sucht die ganze Fußball-Welt Top-Mittelstürmer. Sie sind nach Robert Lewandowski und vor Erling Haaland der zweitbeste Torschütze der vergangenen Saison gewesen, waren mit Cristiano Ronaldo Torschützenkönig der EM. Ihr Berater bekommt bestimmt viele Telefonanrufe.
Patrik Schick: Es kann gut sein, dass er Anrufe bekommt. Aber unser Standpunkt war und ist sehr klar. Wir haben nicht eine Sekunde lang daran gedacht, Leverkusen zu verlassen. Ich wollte alles sehr schnell fixiert haben, so dass ich mit freiem Kopf in den Urlaub fahren konnte, mich auf die Vorbereitung und die kommende Saison fokussieren konnte. Wenn man auf Lewandowski schaut, der darum gekämpft hat, den Verein verlassen zu können, dann kann ich sagen: Das ist nichts, was ich tun möchte.
Robert Lewandowski, der vergangene Saison alle 84 Minuten ein Tor erzielte, hat die Bundesliga verlassen, Erling Haaland, der alle 87 Minuten traf, auch. Sie haben alle 85 Minuten einen Treffer erzielt und sind jetzt wohl der hohe Favorit für die Torjägerkanone der kommenden Saison.
Patrik Schick: Es ist nicht mein erstes Ziel, den Titel des besten Torjägers zu gewinnen. Das war es auch letzte Saison nicht. Die Chancen mögen jetzt ein wenig größer sein, aber so etwas muss auf natürliche Weise geschehen. Wenn man zu viel daran denkt und das ständig im Auge hat, wird es nicht passieren. Der erste Gedanke sollte immer sein, für die Mannschaft zu spielen. Und wenn die Mannschaft gut funktioniert, gibt sie dir etwas zurück und die Tore kommen von selbst. Anders herum wird das niemals klappen.
Hat ihr Bekenntnis zu Bayer Leverkusen vielleicht auch etwas damit zu tun, dass sich Bayer Leverkusen besonders in Person von Rudi Völler früher für Sie interessiert hat als alle anderen Klubs in der Bundesliga?
Patrik Schick: Es hatte definitiv etwas mit Rudi Völler zu tun, dass ich 2020 nach Leverkusen gewechselt bin. Er war einer der Gründe, dass dieser Transfer zustande kam. Wir hatten einige Gespräche mit ihm, sie wollten mich schon einige Zeit zuvor verpflichten. Und am Ende war er sehr glücklich, dass ich gekommen bin. Ich denke, er hat da einen guten Job gemacht.
Sie haben mit Tschechien die WM in Katar verpasst. Zwischen November und Januar werden sie zwei Monate mit Training verbringen müssen.
Patrik Schick: Wir waren sehr enttäuscht, dass wir gegen Schweden ausgeschieden sind. Das hat sehr wehgetan. Mir persönlich besonders, weil ich wegen meiner Adduktoren-OP nach der Saison nicht dabei sein konnte. Aber ich habe damit abgeschlossen und bin nicht mehr traurig. Ich will mich auf unsere nächsten Aufgaben konzentrieren, auf Dinge, die ich beeinflussen kann. Die WM ist für mich kein Thema mehr. Es werden bestimmt schöne Spiele. Aber als Ereignis habe ich es für mich abgehakt.
Ihr junger Landsmann und Nationalelf-Kollege Adam Hlozek ist trotz zahlreicher Angebote von Prag nach Leverkusen gekommen. Was erwarten Sie von ihm?
Patrik Schick: Ich habe nie im Verein mit ihm zusammengespielt, aber ich kenne ihn natürlich. Er wird jetzt 20 Jahre alt, und wir konnten im ersten Training und im ersten Spiel schon sein Potenzial erkennen. Er ist physisch schon sehr weit für sein Alter und bringt als Offensivspieler viele gute Qualitäten mit. Allerdings wird es eine Herausforderung für ihn. Alles ist neu hier, und fußballerisch sind viele Dinge in der Bundesliga schwieriger als in der tschechischen Liga. Ich glaube aber, dass er seine Stärken zeigen und Bayer 04 helfen wird.
Das Gespräch führte Frank Nägele