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Trotz unfertigem KaderSeoane zieht positives Fazit nach Bayer-Trainingslager

Lesezeit 4 Minuten
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Trainer Gerardo Seoane

Kaprun/Wattens – Fast drei Wochen hat es gedauert, bis Bayer 04 Leverkusen in der durch Wetterkatastrophen gestörten Vorbereitung zur neuen Saison ein Fußballspiel bestreiten konnte. Dass die Werkself auf der Heimreise vom Trainingslager im Salzburger Land am Freitag einen Umweg durch Tirol nehmen musste und in Wattens gegen den Bundesliga-Konkurrenten SC Freiburg kein Tor erzielte, war am Ende nicht so wichtig. „Insgesamt war es ein guter Eindruck“, sagte Trainer Gerardo Seoane nach einer umkämpften Partie, die 0:0 endete, aber auch 3:3 hätte enden können.

Das Ergebnis war dem Schweizer nicht besonders wichtig gewesen. „Darum geht es in der Vorbereitung nicht“, hatte er schon am Tag zuvor erklärt. Viel mehr wollte er ein geschlossenes Auftreten und gewisse taktische Elemente sehen, die bisher zu seinem Lehrinhalt auf den Trainingsplätzen gehörten. „Manche Sachen waren schon sehr gut“, lobte Seoane, „wir haben gute Pressingmomente gehabt und dem Gegner nach Ballverlusten keine Umschaltmomente gestattet. Gleichzeitig hatten wir selbst gute Umschaltmomente.“

Werkself lange dominant

Dass dennoch kein Tor fiel, hatte einiges mit dem Fehlen der Mittelstürmer Patrik Schick (noch im Urlaub) und Lucas Alario (vorsichtshalber geschont) zu tun, aber auch mit mangelnder Präzision im Abschluss durch Karim Bellarabi, Moussa Diaby und Florian Wirtz. Nach einer Stunde waren die meisten gestandenen Bayer-Profis ausgewechselt, im Tor war zur Halbzeit Andrey Lunev zu seinem ersten Spiel im Trikot von Bayer 04 erschienen. Leverkusen blieb bis eine Viertelstunde vor Schluss spielerisch dominant, dann wurde Freiburg gegen das mit Jugendspielern gespickte Team immer überlegener. Am Ende umarmte der Südbadener Christian Streich seinen Schweizer Trainerkollegen Gerardo Seoane herzlich. Und niemand sprach mehr über das Resultat.

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Für Bayer 04 war das ohne viele wichtige Spieler ein akzeptables Ende der österreichischen Woche. „Das Trainingslager hat uns gut getan“, sagte Seoane, „ich sehe eine positive Entwicklung. Es war auch gut, dass wegen des Wetters nicht alles wie geplant verlief. Das hat Flexibilität verlangt von allen. Es gab eine große Bereitschaft der Mannschaft, Programmänderungen anzunehmen. Es waren sehr gute Einheiten. Ich ziehe ein positives Fazit.“

Darüber, dass er mit einem unvollständigen und unfertigen Kader arbeiten musste, wollte der extrem analytische Fußball-Lehrer nicht klagen. „Positiv ist, dass kein Spieler durchhängt. Es ziehen alle voll mit. Ich erlebe die Führungsspieler aktiv, damit meine ich Jonathan Tah, Lukas Hradecky und Kerem Demirbay. Im Trainingslager ist der Lärmpegel gestiegen. Es gibt mehr Kommandos.“ Seine flexible Lehre vom Fußball und seinen didaktischen Ansatz wollte Seoane dabei nicht in den Vordergrund stellen. „Uns fehlen noch wichtige Spieler wie die Olympiafahrer Amiri und Paulinho, Schick, Aránguiz, Palacios, Bailey und Tapsoba, der noch verletzt ist. Es ist aber nicht so, dass die Mannschaft kein Gesicht hätte, sie kann ja Fußball spielen.“

Kontrast zu Peter Bosz

Dass mit Gerardo Seoane eine neue Trainings-Kultur eingezogen ist bei Bayer 04, konnte jeder sehen, der die Tage in Zell am See und Kaprun verfolgte. Peter Bosz hat in seiner gesamten Amtszeit praktisch nie zwei Einheiten auf dem Platz an einem Tag absolviert, Seoane tat das fast täglich. Den Niederländer interessierten vor allem kurze, harte Übungseinheiten. Der Schweizer schult auf dem Platz auch die Basics und das elementare Spielverständnis, steht immer mittendrin, unterbricht oft und gibt in einer der sechs ihm fließend zur Verfügung stehenden Sprachen Kommandos und Erklärungen. Zwischen Nähe und Distanz, Kumpelhaftigkeit und Strenge kann er blitzschnell wechseln.

Bayer 04 lehnt Angebot für Bailey ab

Gerardo Seoane geht auch äußerlich ungerührt damit um, dass sich sein Kader nahezu täglich ändert. Demarai Gray begann sein Trainingslager mit Bayer 04 in Österreich und beendet es nach vollzogenem Transfer in den USA mit dem FC Everton. Wendell ist seit Tagen auf dem Sprung nach Portugal und wurde am Freitag als einziger Spieler nicht eingewechselt. Tin Jedvaj feilscht mit Bayer 04 um die letzten Details seines Transfers zu Lokomotive Moskau. Leon Bailey, der mit Jamaika den Gold Cup spielt, steht ganz oben auf der Wunschliste des Premier-League-Klubs Aston Villa. Gerüchten zufolge hat Bayer ein 30-Millionen-Pfund-Angebot abgelehnt.

Die Verpflichtung von Odilon Kossounou (20) war jedoch das große Puzzlestück, das Trainer Seoane für seine Planungen benötigt hat. Der Ivorer war rund 25 Millionen Euro teuer und wird, da er mit dem FC Brügge bereits den Super Cup in Belgien gespielt hat, vermutlich schon am Mittwoch im nächsten Test gegen den FC Utrecht (16 Uhr, Ulrich-Haberland-Stadion) und sicher am Samstag gegen Celta Vigo (16 Uhr, Ulrich-Haberland-Stadion) im Bayer-Trikot spielen können. Gerardo Seoane findet das ziemlich gut: „Wir sind der Meinung, dass wir in der Abwehr einen energievollen Spieler brauchen, der sowohl Zweikampfstärke in der Luft und am Boden, Robustheit und Wendigkeit mitbringt. Das ist ein Spieler, der das hat.“