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Wirtz, Schick und Frimpong fehlenBayer 04 will Torgefahr durch Leidenschaft ersetzen

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Leverkusens Trainer Gerardo Seoane (links) beim Abschlusstraining

Leverkusen – Pressekonferenzen vor Europapokalspielen können zuweilen eine Herausforderung für die Konzentration aller Beteiligten sein. Wie am Mittwochmittag, als Gerardo Seoane und Exequiel Palacios vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen Atalanta Bergamo (Donnerstag, 18.45 Uhr/RTL+) auf dem Podium des Medienraums in der Bay-Arena Platz nahmen.

Die Fragen der deutschen und italienischen Reporter wurden vor dem Beantworten in die jeweils andere Sprache übersetzt. Waren sie an den Argentinier Palacios gerichtet, kam noch eine spanische Version dazu. Die spanischen Antworten des Mittelfeldspielers wurden auf Deutsch und Italienisch wiedergegeben. Leverkusens sechssprachiger Trainer Seoane sprang munter zwischen beiden Sprachen hin und her – das Übersetzen lag dann wieder in der Verantwortung des viel beschäftigten Dolmetschers. Eine Babylonische Sprachverwirrung.

Um das zeitintensive Feuerwerk der Fremdwörter am Tag vor Bayer 04 Leverkusens wegweisendem Spiel gegen Bergamo möglichst kurz zu halten, wollte Seoane mit seinem Eingangsstatement das beherrschende Thema bereits abarbeiten: „Zu euren Personalfragen, das sind ja meistens die ersten fünf oder sechs: Lunev, Schick, Wirtz, Frimpong und Baumgartlinger stehen nicht zur Verfügung. Alle anderen sind dabei.“

In diesen zwei Sekunden hatte Seoane dabei schon die gewaltigen Leverkusener Probleme auf den Punkt gebracht: Ohne seine gefährlichsten Waffen muss die Werkself die 2:3-Hinspielpleite gegen das aggressive und konterstarke Atalanta biegen. Eine Herkulesaufgabe für die derbygeschädigten Leverkusener, die im eigenen Haus nun Außenseiter für das Erreichen des Viertelfinals sind.

Patrik Schick für Länderspiel nominiert

Für Florian Wirtz (Kreuzbandriss) und Jeremie Frimpong (Syndesmose-Riss) ist die Saison vorzeitig beendet. Beide Jungprofis hatten sich beim aus Leverkusener Sicht fürchterlichen Derby gegen den 1. FC Köln (0:1) schwer verletzt. Patrik Schick (Muskelfaserriss) befindet sich wieder im Lauftraining, wird aber erst nach der Länderspielpause wieder für Leverkusen auf dem Feld stehen, auch wenn ihn sein tschechischer Nationaltrainer Jaroslav Silhavy für das Playoff-Spiel in der WM-Qualifikation gegen Schweden am 24. März nominierte. Bayer 04 fehlen gegen Atalanta, in Scorerpunkte übersetzt, 32 Tore und 25 Vorlagen sowie die Eckpfeiler der meisten schnellen Angriffe. „Man kann enttäuscht sein, trotzdem müssen wir jetzt nach vorne schauen. Wir können aber auch eine gewisse Stärke daraus ziehen, indem wir alle noch mehr zusammenrücken jetzt“, sagte Seoane.

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Der Schweizer fordert eine Trotzreaktion von seiner Mannschaft. Bayer 04 könnte einen zuletzt erzielten Lerneffekt in noch größerem Maßstab untermauern: dem Umgang mit Rückschlägen. In der jüngeren Vergangenheit waren diese Rückschläge vor allem Gegentore, die nicht mehr zu einem sofortigen Auseinanderbrechen des Teams führten, sondern für noch mehr eigenes Engagement sorgten. Ob eine ähnliche Reaktion auch nach dem Ausfall von elementar wichtigen Profis gelingt, wird sich am Donnerstag zeigen. „Es ist eine große Herausforderung für das Team, die Ausfälle zu kompensieren, aber auch eine Chance, daran zu wachsen und noch mehr zusammenzuwachsen. Wir brauchen eine Jetzt-erst-recht-Mentalität“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

2:6-Niederlage im Hinspiel wäre auch möglich gewesen

Im Hinspiel hatte sich Bayer 04 nach einer phasenweise desolaten Defensiv-Leistung nur mit viel Glück ein 2:3 gerettet – ein 2:6 wäre ebenso gut möglich gewesen. „Wir müssen diesmal in jedem Detail sehr genau sein und insgesamt konstanter“, sagte Seoane. „Gegen Atalanta braucht es eine taktische Flexibilität – egal in welchem System man beginnt.“ In Italien hatte der Schweizer Trainer seine überforderte Viererkette nach 60 Minuten durch eine Fünfer-Reihe ersetzt und Bergamo so besser in den Griff bekommen. „Die Niederlage bedeutet nicht, dass wir jetzt von Anfang an Vollgas geben müssen. Wir haben 90 Minuten Zeit, vielleicht auch mehr“, sagte Seoane. Nach der Abschaffung der Auswärtstorregel würde Bayer 04 durch ein 1:0 nicht mehr die nächste Runde, sondern nur noch die Verlängerung erreichen.

Sportdirektor Rolfes hätte nichts gegen eine furiose Anfangsphase: „Wir wollen mit unserer Leistung von Beginn an dafür sorgen, dass wir die Fans voll mitnehmen und mit ihrer Unterstützung eine Runde weiter kommen. Uns allen ist aber klar, dass wir dafür eine überdurchschnittliche Leistung benötigen. Aber es ist absolut möglich.“