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KommentarNur die Nationalmannschaft kann in der Krise alle mitreißen

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DFB-Frauenkomm

Jubelnde DFB-Frauen

Köln – Der fulminante deutsche Sieg über Dänemark zum EM-Auftakt hat eine Ahnung von der Kraft des Frauen-Fußballs gegeben. Fast sechs Millionen Zuschauer verfolgten die Talentschau, bei der die DFB-Auswahl auf eine Art über den Vize-Europameister von 2017 hinwegfegte, die sie über Nacht zum Mitfavoriten für den Turniersieg gemacht hat. Und die Teilzeit-Fans der deutschen Frauen, die den Großteil der Zuschauenden ausgemacht haben, staunten über die Klasse und Power, die viele ihr kaum bekannte Nationalspielerinnen darboten.

Dies ist das Los der Fußballerinnen in Deutschland, dass sie auch 2022, elf Jahre nach der WM im eigenen Land, nur bei Großereignissen in den Fokus der Allgemeinheit rücken. Und wenn sie durch eine missratene Qualifikation eines dieser Großereignisse verpassen, wie die Olympischen Spiele in Japan, dann kommt das für die Entwicklung ihres Sports einer Katastrophe gleich. Deshalb ist diese EM in England so wichtig, wo Frauenfußball in den letzten zehn Jahren eine Entwicklung genommen hat, von der man in Deutschland nur träumen kann.

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Alle großen Klubs haben nicht nur gut alimentierte Frauenteams, sondern bieten ihnen auch bei Top-Spielen die große Bühne und schaffen so ein gemeinsames Klub-Gefühl, von dem die Frauen-Bundesliga von wenigen Ausnahmen abgesehen noch weit entfernt ist.

In Deutschland fehlt es nicht an Absichtserklärungen, Gesten und Beschwörungen. Große Volksvereine wie der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt unternehmen ernsthafte Anstrengungen einer echten Integration ihrer Frauen-Teams. Allerdings befinden sich alle zusammen in einer Krise. Der große Deutsche Fußball-Bund hat in den letzten fünf Jahren mindestens 15 Prozent seiner weiblichen Mitglieder verloren. Die Ursachen dafür sind gesellschaftlich vielfältig und können über Nacht nicht einfach beseitigt werden.

Eine erfolgreiche Nationalmannschaft kann jedoch begeistern, mitreißen, anstoßen – und allen beweisen, wie groß das Publikum sein kann. Hier geht es um jedes Spiel. Schon am Dienstag wieder gegen die starken Spanierinnen.