- In der Corona-Krise wurden die Eishockey-Profis von der DEL behandelt wie unmündige Jungs.
- Deshalb ist es gut, dass die Profis um KEC-Kapitän Moritz Müller eine Spielergewerkschaft gegründet haben.
- Denn einen Weg aus der Krise, die die Existenz der Liga gefährdet, kann nur gemeinsam gefunden werden.
Köln – Es wird in diesen Tagen häufig davon gesprochen, dass man die Corona-Krise zum Nachdenken nutzen solle. Denn so könne man im Leben danach, das hoffentlich bald beginnen wird, manche Dinge besser machen als zuvor. Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wird eine in der Krise geborene Errungenschaft erhalten, nämlich eine Spielergewerkschaft, mit deren Gründung Moritz Müller, Patrick Reimer und ein paar andere Nationalspieler seit einigen Wochen beschäftigt sind.
Und das ist gut, denn die Liga behandelte die Profis zuletzt so, als seien sie unmündige Jungs. Nachdem der DEL-Aussichtsrat sich im Mai darauf geeinigt hatte, dass die Profis aufgrund der Krise auf 25 Prozent ihrer Gehälter zu verzichten und Kurzarbeit zu akzeptieren hätten, informierten DEL-Vertreter zwar ein paar Spielerberater und ein Fachmagazin über dieses Vorhaben. Mit den Profis selbst sprach jedoch zunächst niemand, ihnen wurden die fertigen Pläne serviert. Das war schlechter Stil, zumal Eishockey-Profis für ihre grundsätzliche Kooperationsbereitschaft in allen Fragen, die ihrem Sport dienen, bekannt sind. Wenn es also in Zukunft eine Spielergewerkschaft gibt, werden sich die DEL-Chefs ein solches Verhalten nicht mehr leisten können.
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Zurzeit weiß allerdings niemand, wie die Zukunft des deutschen Profi-Eishockeys aussehen wird. Werden alle 14 DEL-Klubs die Krise überleben? Wird es die Liga in ihrer bestehenden Form in einem Jahr noch geben? Klar ist nur, dass alle kämpfen müssen, damit es weitergeht. Da die Playoffs 2020 wegen der Corona-Krise ausgefallen sind, haben einige Vereine schon in diesem Sommer finanzielle Schwierigkeiten. Zwar dürfen sie Einnahmen aus der Meisterschaftsrunde bei der Lizenzierung nicht in ihre Etats einrechnen, manche tun es unter der Hand trotzdem, sodass nun Liquiditätsprobleme auftreten können.
Der DEL-Saisonstart 2020/21 ist für den 18. September geplant. Falls aufgrund der Virus-Bestimmungen dann Hallenspiele mit vollen Zuschauerzahlen noch nicht möglich sein sollten, ließe sich der Beginn vermutlich um einige Wochen nach hinten verschieben. Womöglich könnten die Klubs auch ein paar Geisterspiele verkraften.
Nur ein Miteinander hilft
Doch nur für kurze Zeit, denn die Zuschauererlöse sind ihre Haupt-Einnahmequelle und Überlebensgrundlage. Ohne sie wären die Vereine auf staatliche Überbrückungshilfen angewiesen, die im jüngsten Konjunkturpaket der Bundesregierung unter Punkt 13 für „Profisportvereine der unteren Ligen“ angedeutet werden.
Kurzum: Es ist für alle Beteiligten eine schwere Zeit. Und ein Grund mehr, zusammen zu arbeiten, anstatt über die Köpfe der Profis hinweg Entscheidungen zu treffen.